Ugly Kid Joe - Rad Wings Of Destiny

Review

Die älteren Semester werden sich erinnern: Vor 30 Jahren erschien mit “Americas Least Wanted” das viel beachtete Debüt-Album der Klamauk-Hard-Rocker aus Kalifornien. Die Band konnte man nur lieben oder mögen, ein Dazwischen gab es praktisch nicht. Einerseits nervte Frontmann Whitfield Crane mit seiner überdrehten Art, andererseits vereinte die Platte neben unzähligen MTV-schöngefärbten Tracks (“Everything About You”, “Cats In The Cradle”) ein Sammelsurium an clever inszenierter Musik (“Panhandlin´ Prince”, “Come Tomorrow”, “So Damn Cool”) und UKJ konnten gar Rob Halford für einen Gastauftritt gewinnen (“Goddamn Devil”). Neben der EP “As Ugly As They Wanna Be”, veröffentlichten UGLY KID JOE nur noch zwei in Vergessenheit geratene Alben, bevor die Band sich auflöste. Man kann also besten Gewissens von einem periodischen One-Hit-Wonder sprechen.

UGLY KID JOE machen schöne Musik

Vor sieben Jahren kehrten die hässlichen Kinder dann offiziell zurück, begleitet von einigen furiosen Live-Konzerten. Mit “Rad Wings Of Destiny” machen UGLY KID JOE da weiter, wo sie zuletzt aufgehört haben. Mit einem AC/DC-mäßigen Stampfer rumpelt das Album los, bevor mit “Everything´s Changing” eine zuckersüße Ballade aus den Boxen quillt, die südkalifornische Kollegen fürwahr blass aussehen lässt. “Kill The Pain” bildet mit einem heruntergefahrenen Auftakt einen guten Schnittpunkt, entwickelt sich fortan aber als eine lupenreine Heavy-Nummer, in der Crane erstmals seine unverwechselbare Stimme hören lässt.

“Rad Wings Of Destiny” bietet Abwechslung und Eintönigkeit

Verzichtbar wäre natürlich die Cover-Version des alten THE KINKS-Schinkens “Lola” gewesen. Zwar ist die Interpretation nicht übel, die Message dahinter ist aber kaum zu erkennen. Da sind diverse QUEENS-OF-THE-STONE-AGE-Covers von den Briten um Ray Davies interessanter. Ansonsten bietet “Rad Wings Of Destiny” eine coole Mixtur aus 70er-Jahre Rock und Glam-Attitüde, wobei nichts bisher Ungehörtes auftaucht.

Die Höhepunkte stellen die Bluegrass-Nummer “Drinkin´And Drivin´”, auf dem Crane einmal mehr unter Beweis stellt, dass er stimmlich über eine unvergleichbar große Vielfalt verfügt und der Closing-Track “Long Road” dar.

Man hat es also auch nach dreißig Jahren noch mit gestandenen Musikern zu tun, die ihr Handwerk verstehen. Wie immer fällt das sehr organische Mastering positiv auf, wodurch das Album kurzweiliges Vergnügen verspricht, unverzichtbare Hymnen wie auf “Americas Least Wanted” sucht man indes vergeblich.

14.10.2022

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