Unherz - Das Volk stellt die Leichen

Review

UNHERZ standen noch nie für qualitativ hochwertige Rockmusik, was sich auch auf den Bewertungen hier auf metal.de zeigte. Dass man demnach vom neuen Album “Das Volk stellt die Leichen“ nicht viel erwarten konnte, liegt auf der Hand. Was die Band dann allerdings abliefert ist jedoch wirklich erstaunlich. Erstaunlich mies.

Texte für „das Volk“

Textlich gesehen bewegen sich UNHERZ auf einem Niveau, welches auf einer Höhe mit dem Who-Is-Who des deutschen Schlagers und BLUTENGEL liegt. Möglichst allgemein, mit Floskeln und Klischees überladen und pseudo-tiefgründig sorgen die Lyrics für höchsten Fremdschäm-Alarm. Kleine Kostprobe aus “Das hier bin ich“:

“Das hier bin ich. Versteht ihr nicht? Ich bin so wie ich bin.
Das hier bin ich. Seht ihr nicht? Mich zu ändern macht keinen Sinn.
Das hier bin ich. Versteht ihr nicht? Mein Leeeeeeeeben
Das hier bin ich, das hier bin ich, bin mein Fluch, mein Fluch, mein Segen.“

Was jedoch den Brechreiz-Faktor noch erhöht, ist das gelegentliche Fischen am rechten Rand. Auf dem Titeltrack wird kritisiert, dass “das linke Auge zugeklebt“ sei (von wem ist dabei nicht ganz klar) und auf “Heimatwind“ wird mit Zeilen wie “Im Tal der Väter wurde ich geboren“ oder “Mein Heimatland, mein Sonnenschein“ unverblümter Heimatstolz präsentiert. Mal ganz davon abgesehen, dass der Song stark an FREI.WILDs “Südtirol“ erinnert, kommt man hier aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Man mag UNHERZ hier kein rechtes Gedankengut unterstellen. Doch dem durchschnittlichen AfD-Sympathisanten wird dabei sicherlich das Herz aufgehen, auch wenn die Texte nicht unbedingt zu Zuckungen im rechten Arm führen. Naja, wer’s braucht.

Wir grölen mal eine Runde ins Mikrofon

Der Rest des Albums ist ideenloser Deutschrock, mit unerträglichem Gegröle und “Wir versuchen mal wie die ONKELZ zu klingen“-Manier. Das geht vom platten Biker-Song (“Easy Rider“), über den klassischen Freiheits- und Rebellions-Track (“Mittelfinger“) bis hin zur emotionalen Nummer “Felix“, die mit einem durchdachteren Text und melodischerem Gesang fast schön wäre. Auch auf musikalischer Ebene haben UNHERZ nicht viel zu bieten. Sich wiederholende Songstrukturen und langweilige Riffs vermitteln der Hörerschaft nicht den Eindruck von energiegeladener oder kerniger Rockmusik. In Zusammenspiel mit Felix Orschels “Gesang“ wirkt der Gesamtsound daher eher einfallslos und stümperhaft.

Doch UNHERZ fassen ihre musikalische Leistung am Ende des Songs “UMC“ selbst am besten zusammen. Wenn einem nichts mehr einfällt, muss man eben ins Mikrofon rülpsen.

02.03.2017
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