Unherz - Sinnkrise

Review

Soundcheck Juli 2022# 22 Galerie mit 20 Bildern: Unherz – Midnight Ghost Tour 2019 in Mannheim

Oh, UNHERZ sind ja bei vielen meiner derzeitigen und ehemaligen Kollegen sehr beliebt, wenn man sich die Rezensionen zu „Die Wahrheit liegt dazwischen“ (mit zugegeben wirklich sehr dämlichem Cover und Titel), „Das Volk stellt die Leichen“ und dem vorletzten Streich „Für immer“ anguckt. Nun ist die Band seit „Mainstream“ vor zwei Jahren erneut bei Massacre Records untergekommen und veröffentlicht ihr neues Album „Sinnkrise“. Schauen wir mal, wie das Album für einen dem Genre prinzipiell nicht abgeneigten Rezensenten klingt.

UNHERZ – Stellenweise mehr Deutschmetal als Deutschrock

„Deutschrock“ ist eigentlich genau so eine nichtssagende Bezeichnung wie „Female Fronted Metal“, da sie sich lediglich auf eine einzige Sache reduziert, in diesem Falle eben auf Deutsch dargebotene Rockmusik. Mit ihrer Rückkehr zum Metallabel Massacre Records haben UNHERZ den Metalgrad im Rock stellenweise noch höher gedreht, gerade beim Opener „Löwenherz“ kann die Instrumentierung sehr überzeugend. Der Song treibt vor sich her und könnte eher das, genau so nichtssagende, Prädikat „Deutschmetal“ erhalten.

„Löwenherz“ stellt dann aber auch gleich die Messlatte so hoch, dass die folgenden Songs leider nur untendurch tanzen. Manche Stücke sind solider Deutschrock, aber gerade der Titeltrack ist schon sehr fad geraten. Zudem könnten die Stücke stellenweise etwas kürzer ausfallen, „Sinnkrise“ geht zum Beispiel knappe sieben Minuten, „Als gäbe es kein Morgen“ knackt diese sogar noch, ohne wirklich in die Gänge zu kommen.

Haben UNHERZ eine „Sinnkrise“?

Wieso man in der Mitte des Albums gleich mehrere Halbballaden hintereinander kleistert, ist nicht so ganz verständlich. Klar, im deutschsprachigen Rock gehört die ein oder andere Ballade auch dazu, und es gibt auch Vertreter, die trotz der Gefahr der nativen Sprache nicht allzu schmalzig sind, aber das, was UNHERZ hier abfeuern, ist relativ durchschnittlich. Das ist insofern schade, da sie es ja zu Beginn des Albums gezeigt haben, dass es auch anders geht. „Gib nie auf“ zieht das Tempo zwar wieder an, ist aber in der Thematik nichts neues. Auf „Gewinner, die immer verlieren“ thematisiert die Band dann sogar ihre negativen Reviews, die Kollegen vom Rock Hard bekommen einen Gruß, indem ihre „Arschbombe“ sogar namentlich genannt wird.

Die neuneinhalbjährige Lücke der BÖHSEn ONKELZ hat mittlerweile eine ganze, sehr lebendige Genresparte hervorgebracht, die mal mehr, mal weniger ins Schwarze trifft. Daher ist ein Alleinstellungsmerkmal für diese Bands umso wichtiger, sei es ein besonders humoristischer Ansatz wie bei BRDIGUNG oder der Schwenk in Richtung Alternative, wie ihn SERUM 114 seit einigen Jahren präsentieren.

UNHERZ sind die verschimmelte Orange

Das Zitat trifft es etwas zu hart. UNHERZ beherrschen ihre Instrumente, haben ein paar solide Songs am Start, allerdings eben auch viel Stangenware und nehmen sich selber zu viel Druck aus dem Album, indem sie es zu sehr mit ruhigen Songs vollkleistern. Der Name „Sinnkrise“ erscheint hier wie Programm, und daher reicht es nur zum Durchschnitt.

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04.07.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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2 Kommentare zu Unherz - Sinnkrise

  1. Daemion sagt:

    Aiai, also ganz ehrlich … vor allem technisch gesehen, in Bezug auf das Gitarrenspiel … kann man das nicht sauber einspielen? Ein rumgestolpere nach dem anderen…. Der Gesang, tonal wie auch vom Timbre her … ein Graus!

    2/10
  2. Sylverblack sagt:

    Texte, bei denen sich die Fußnägel aufrollen.