Varg - Zeichen

Review

Zu VARG ist doch eigentlich schon alles gesagt, oder?

Nein, sie sind keine Nazis, schreiben aber Texte, die die braune Brut ansprechen. Viel Ruhm und Ehre-Pathos, Schlachtengesang und ein Schuss Wikinger-Blut und damit Überlegenheit gegenüber allen anderen. Dazu wird noch der Gott der Christen durch irgendwelche anderen imaginären Wesen mit vielen Os und Ös im Namen ausgetauscht. Kann man so machen, muss man aber nicht. Musikalisch waren sie auch schon immer schwer einzuordnen. Von Pagan Metal über Neue Deutsche Härte bis zu Metalcore wurden die Coburger eingruppiert und niemand kam auf die Idee, zu hinterfragen, was denn gerade diese beiden Stile ausmacht und warum VARG dort nicht hineingehören. Pagan oder Viking Metal sagen alles oder nichts aus und beziehen sich eigentlich nur auf die Texte. Aus diesem Grund spielen auch TORFROCK Viking Metal.

Bei VARG drehte sich mal wieder das Besetzungskarussell

Vier Jahre nach dem Vorgängeralbum “Das Ende aller Lügen”, welches es bis auf Platz 17 der deutschen Albumcharts schafften, und ein Jahr nach der Neueinspielung von “Wolfszeit” als “Wolfszeit II” sind VARG im erneuerten Line-p wieder da. Beide Gitarristen haben 2018 aus Sachsen-Anhalt in den goldenen Westen rübergemacht und konnten schon ein wenig Wolfsluft schnuppern, um sich ins Bandgefüge einzugewöhnen. Sänger Philipp Seiler und Schlagzeuger Silvester Grundmann bilden auch weiterhin das Grundgerüst der Band. Neu ist allerdings die Hinzunahme einer festen Sängerin, wo VARG sonst immer nur weibliche Hilfe aus befreundeten Bands hatte. Doch sie so richtig in die Songs einzubauen, traut die Band sich nur bei “Fara Til Ránar” und dem unten verlinkten Titeltrack der Scheibe.

Womit haben wir es jetzt bei “Zeichen” zu tun? Nennt es Pagan Metal, wenn es euch nur um die Texte geht. Ihr könnt es wegen der beiden Opener sogar Viking Metal nennen, aber eigentlich spielen VARG Melodic Death Metal. Mal rasanter wie bei “793”, mal melodischer wie in “Fara Til Ránar” und mal eins zu eins wie AMON AMARTH bei “Schildwall”. Stampfend sind die Songs und man sieht die Fans schon vor sich, wie sie beide Arme ausbreiten und das Liedgut lautstark mitgrölen.

“Zeichen” steht für eine Weiterentwicklung der Band

VARG haben die Songs weiter für die Umsetzung auf den Bühnen der Republik optimiert und tun gut daran. Das ist ihr Ding, denn weder beim Songwriting noch bei den Texten spielen die Coburger vorne mit. Man muss schon zufrieden sein, wenn die Texte nicht allzu peinlich geraten. Hier schleppen sie den Malus einer deutschsprachigen Band mit sich rum, und auch beim Songwriting wird es oft sehr stumpf und wiederholend. Doch auf “Zeichen” haben sie wirklich an sich gearbeitet und geht man vorurteilsfrei an die Scheibe ran, muss man das der Band auch zugestehen. So schwer es durch die lyrischen und musikalischen Verbrechen der letzten Jahre auch fällt.

12.09.2020
Exit mobile version