Virgin Steele - The House Of Atreus Act II

Review

Endlich liegt mir nunmehr der heißersehnte zweite Akt der Metal-Oper „The House of Atreus“ vor! Das virtuose Meisterwerk aus der Feder von Virgin Steeles Mastermind DeFeis geht auf gleich zwei Silberlingen in die nächste Runde, betitelt ist der finale Teil mit „Wings of Vengeance“. Das nunmehr zehnte Studioalbum der Veteranen aus den glorreichen Achtzigern stellt erneut einen Höhepunkt ihres Schaffens dar, der Vorgänger räumte ja bereits kräftig ab, was Kritiken und Verkaufszahlen anbelangt, und wo die Single „Magick Fire Music“ schon Appetit auf mehr machen konnte, da schlägt diese metallische Doppelaxt nun voll zu. Eine solch ausgedehnte Interpretation der Atraidensage wie ihn dieses Megaepos darstellt ist schon eine künstlerische Leistung, der sich wenige Metaller rühmen dürfen. Die nahezu perfekte Synthese aus klassischen Elementen und Metallriffs wirkt in diesem Fall einfach nur grandios zusammen. Herrlich lange, instrumentale Passagen (es gibt immerhin fünf reine Instrumental-Stücke!) wechseln sich ab mit Tracks, die jedem regulären Power-Album zu höchsten Ehren gereichen würden. Doch Virgin Steele sind über solch banale Phasen längst hinausgewachsen, sie sind heute DIE epische Metalband schlechthin. Hier wird eine zusammenhängende Geschichte lyrische meisterlich erzählt, eine metallische Oper mit Leitmotiven und allen Mitteln der Kunst heruntergespielt, das einem nur so die Ohren schlackern. Habe ich mir bei meinem Review zum ersten Akt noch die Mühe gemacht, einzelne Tracks explizit zu würdigen, so sage ich hier nur soviel: Die Songs stehen nicht für sich allein, sie müssen in Symbiose existieren. Erst dann entfaltet sich die wahre Qualität dieser musikalischen Perle. DeFeis hat sich mit dieser Saga selbst ein Denkmal gesetzt, und wer sich die Mühe macht, beide Alben konzentriert hintereinander zu hören und die Texte zu verfolgen, dem werden sich herrliche Bilder aus der Antike offenbaren, vom dem klassischen Stoff, aus dem Heldensagen sind. Fazit: Neben Manowar und Savatage sind Virgin Steele mit den ihren jüngsten Alben völlig ebenbürtige „Kings of Heavy Metal“. Wem Savatages „The Wake of Magellan“ wegen seiner atemberaubenden Atmosphäre gefiel, aber immer die härteren Riffs vermisste, der wird wohl mit der Mär aus Griechenland endlich selig werden.

07.10.2000
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