Wheel - Moving Backwards

Review

Bands, die dem ikonischen TOOL-Sound nacheifern, scheinen nach wie vor Hochkunjunktur zu feiern, gerade wenn ebenjene Band irgendwann vielleicht doch noch mal ein neues Album veröffentlicht – ein aktuelles Beispiel für besagte Nacheiferer ist jedenfalls die in Finnland beheimatete Band WHEEL, die auf ihrem Debüt „Moving  Backwards“ einen ähnlichen Ansatz wählt wie ihrerzeit die australischen Kollegen KARNIVOOL: Man nehme den Sound von TOOL und zwänge ihn in Rock-Songs hinein, die gerade eingängig genug sind, um ungeübte Ohren nicht abzuschrecken und doch ein gerüttet Maß an Vielschichtigkeit zulassen – fertig ist das moderne Prog-Süppchen.

The WHEEL keeps on turning, when the TOOL doesn’t bother…

Eine klare, einfache Sache ist das, wobei WHEEL definitiv mehr auf die TOOL-Atmosphäre, speziell zu „Lateralus“-Zeiten abziehlt. Hier sei das an eine Post-Rock-Variation von „Ticks & Leeches“ gemahnende Intro von „Wheel“ oder das nicht minder „laterale“ (Ha!) „Skeletons“ zu erwähnen, beides im Übrigen Songs, die atmosphärische Tribal-Perkussion zu ihrer Stärke erwählen. Das funktionier bisweilen sogar so gut, dass man sich bei den geradlinigeren Parts teilweise schon wieder die Perkussion zurück wünscht. Nicht, dass die härteren Parts von „Moving Backwards“ schlecht klingen würden, aber WHEEL treffen mit ihren Tribal-Einflüssen einfach den Nagel auf den Kopf.

Wenn’s aber doch rockig und kantig, nicht zuletzt auch eingängig sein soll, hinkt die Band um den britischen Wahl-Finnen James Lascelles dann doch noch ein bisschen hinter der Konkurrenz her. Die Gesangsharmonien sind nett, kommen aber nicht an SOEN heran, während die Impulsivität von KARNIVOOL ebensowenig erreicht wird. Und ein paar seltsame Entscheidungen in puncto Sound werfen auch eher Fragen auf, so wie der manchmal etwas zu scharf aufspielende Bass. Unsereins freut sich als Bassist immer, wenn der Tieftöner die Aufmerksamkeit zugemessen bekommt, die er verdient – aber das kann auch eleganter gelöst werden wie hier, wo dessen Höhen teilweise zu sehr aufgedreht werden.

Von „Moving Backwards“ ausgehend sollte nun vorausgedacht werden

Wenn es aber um die reine TOOL-Ästhetik geht, so machen WHEEL hier schon mal eine solide Figur. Das Original bleibt zwar unerreicht, aber die Finnen haben sich definitiv eine gute Startposition erspielt, von der aus es nun den eigenen Sound weiter zu erforschen gilt. Hoffentlich tatsächlich in eine tribalere Richtung, das würde der Band auch hinsichtlich möglicher, erhöhter Eigenständigkeit definitiv gut tun. Zu wünschen wäre es ihr jedenfalls…

21.03.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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