Winterfylleth - The Dark Hereafter

Review

Stillstand ist bei vielen Bands ein großes Problem, doch wer es richtig macht, kann damit eigentlich nur gewinnen. Wie das geht, haben WINTERFYLLETH in ihrer Karriere schon des Öfteren bewiesen, und auch „The Dark Hereafter“ zeigt keine Ausnahme. Zwar hat auch bei den Briten in der Vergangenheit nicht alles geglänzt, doch schon „The Divination Of Antiquity“ vor zwei Jahren zeigte, die WINTERFYLLETH-Rezeptur funktioniert selbst nach mehreren Alben noch.

WINTERFYLLETH demonstrieren einmal mehr ihre Klasse

„The Dark Hereafter“ startet fulminant. Der Opener und gleichzeitige Titeltrack ist ein spektakuläres Beispiel dafür, warum WINTERFFYLETH sich in wenigen Sekunden ins Gedächtnis spielen können. Das auf- und abschwelende Main-Riff bleibt sofort hängen und ist so groß, dass es sich durch den ganzen Song zieht und nur geringfügig variiert wird. Das ansonsten stürmische, aber jederzeit das Hauptmotiv unterstützende restliche Setting sorgt für das erste große Highlight – und zeigt imposant die Klasse der Briten.

Diese besticht vor allem durch die Vereinigung von nordischem, aber stets atmosphärischem Black Metal und sehr dezent eingewobenen Folk-Elementen. So setzt sich auch bei „Pariah’s Path“ (der Song war übrigens bereits als Bonustrack auf der „The Divination Of Antiquity“) zunächst die restlose Begeisterung fort.Wobei gleichzeitig angemerkt werden muss, dass der Song mit doppelter Länge wie der Opener nicht den ganz großen Moment heraufbeschwört. Dies gilt auch in der Folge für „Ensigns Of Victory“, bei dem allerdings der Bass sowie die wehmütigen Leads herausstechen, die einen sofort in die Weiten der britischen Natur hinfort reißen – manchmal kann eben schon grundsolide richtig gut sein.

The Green Cathedral: Einer der ganz großen Songs 2016

Für eine wirklich gute Platte, hätten schon diese drei Songs gereicht. Aber „The Dark Hereafter“ setzt sich zum Schluss doch noch einmal ab und erreicht mindestens das Niveau des Vorgängers. Allein wegen des ULVER-Covers „I Troldskog Faren Vild“ im WINTERFYLLETH-Stil, englisch übersetzt zu „Led Astray In The Forest Dark“. Ohnehin ein großer Song, haben die Briten das Stück tatsächlich auf ganz großen Niveau gecovert und allein der Klargesang sorgt für Gänsehaut und Tränen der Rührung in den Augen – ganz stark. Aber auch das eigene WINTERFYLLETH-Material bietet noch ein Highlight: „The Green Cathedral“ ist alles, was das Quartett an atmosphärischer Klasse zu bieten hat. Das gemächliche Tempo, die großen Leads und die hochemotionalen Vocals sorgen für ein unglaublich intensives Hörerlebnis – vermutlich einer der ganz großen Songs im Jahr 2016.

WINTERFYLLETH sind sich zweifelsfrei treu geblieben. Statt neuer Elemente, schreiben sie lieber in ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten starke Songs. Dass zwischen wirklich erhabenen Highlights wie „The Dark Hereafter“ oder „The Green Cathedral“ auch mal solide WINTERFYLLETH-Qualität rutscht, macht die Sache nicht schlechter. Im Gegenteil, das Klangbild der Briten ist leidenschaftlich und mit viel Gefühl gestaltet worden, warum sollte, wenn ein starkes Album wie „The Dark Hereafter“ dabei herauskommt, überhaupt etwas verändert werden?

28.09.2016

Chefredakteur

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