Wolves In The Throne Room - Celestite

Review

Bereits nach der letzten Veröffentlichung „Celestial Lineage“ aus dem Jahre 2011 hatten WOLVES IN THE THRONE ROOM angekündigt, dass der eingeschlagene Weg für die Band hier zu Ende sei. Man könne nicht mehr das gleiche, bandtypische Konzept des atmosphärischen, rasenden und doch melodischen Black Metal, der einen großen Einfluss innerhalb der US-Black-Metal-Szene darstellt und den Cascadian Black Metal maßgeblich prägt, weiter führen und gab zu erkennen, dass eine neue Veröffentlichung nur unter geänderten Vorzeichen erfolgen kann. Einigermaßen plötzlich und unangekündigt liegt dieses Ergebnis nun in Form von „Celestite“ vor. Überraschend deshalb, weil das Werk in erster Linie über das neue, bandeigene Label Artemisia Records veröffentlicht wird – und die Zeit von der Ankündigung des Releasedatums Anfang Mai bis Anfang Juli doch recht kurz ist. Aber umso schöner, dass das neue Werk nun in Gänze zur Verfügung steht: Also auf in die dunklen und geheimnisvollen Wälder von Nordamerikas Westen.

Zunächst kann man erstmal feststellen, dass „Celestite“ sich tatsächlich von der restlichen Banddiskographie maßgeblich unterscheidet, denn hier gehen die Brüder Aaron und Nathan Weaver radikal verändert zur Sache: „Celestite“ ist ein lupenreines Ambient-Album, das nur in Einzelfällen Gebrauch von stark verzerrtem Gitarreneinsatz macht, ansonsten aber vollkommen elektronisch daherkommt. Das kann man als Fan der bisherigen Werke von WOLVES IN THE THRONE ROOM erstmal neutral bewerten und gut oder schlecht finden – die Art und Weise, wie die beiden Kreativköpfe Weaver dies allerdings begründet haben, nämlich, dass dies der einzige Weg sei, sich derzeit musikalisch auszudrücken, ist zumindest nachvollziehbar, und allein die Entscheidung den Stil zu verändern, kann kein Grund sein, zu beurteilen, ob „Celestite“ nun ein gutes Album ist oder nicht.

Lässt man sich jedoch auf „Celestite“ ein und taucht in die Gedankenwelt von WOLVES IN THE THRONE ROOM ab, findet sich ein Album, das zwar unterhaltsam ist, aber nicht unbedingt den berühmten „Aha-Effekt“ auslöst. Die dargebotene Mischung auf „Celestite“ klingt ein bisschen nach Ambient, ein bisschen nach Drone („Wolves In The Drone Room“), und leichte Einspritzer von Krautrock findet man auch. Erwähnenswert und unterhaltsam ist vor Allem, dass sich Motive und Melodien der Vorgängeralben stellenweise wiederfinden, diese allerdings elektronisch angepasst und verarbeitet sind. Insbesondere im 14-Minuten Mammutwerk „Celestite Mirror“ finden sich Ideen, die vom Space-Ambient-Pionier Klaus Schulze stammen könnten oder Früh-Achtziger Filmsoundtracks entlehnt zu sein scheinen. Die immer wieder eingespielten elektronischen Effekte bringen zudem eine gewisse „Filosofem“ ins Gedächtnis – ohne jedoch einen derartig hypnotischen Charakter zu entfalten. Der große Wurf ist „Celestite“ damit aber sicherlich nicht: Dafür sind die fünf Songs nicht einnehmend, nicht aufregend genug und wirken stellenweise aus alten, bekannten Elementen wenig homogen zusammengebaut. Auch ein Zutun von SUNN O))-Hausproduzent Randall Dunn hat hier anscheinend nicht viel geholfen – „Celestite“ plätschert phasenweise uninspiriert vor sich hin und erzeugt eben kaum mächtige Bilder im Kopf, wie es von einem derartigen Werk zu erwarten ist.

Leider bleibt die Scheibe damit hinter den Erwartungen an ein hochklassiges Ambient-Album zurück – zugegebenermaßen ist „Celestite“ ein ungewöhnliches Werk, dass sowohl für Fans der Band, als auch Freunde der bereits genannten Einflüsse interessant sein könnte – und sicherlich sehr unterschiedlich aufgenommen werden wird. „Celestite“ ist damit mehr emotional als handwerklich gelungen, und insbesondere maßgeblich in den Momenten, in denen der Bezug  zu den älteren Scheiben hergestellt wird. Nun fällt mir dieses Urteil als ausgewiesenem WOLVES IN THE THRONE ROOM-Freund und Fan der vorherigen vier Alben ziemlich schwer – denn mögen möchte ich „Celestite“ ob seiner Bedeutung für die Gruppe trotzdem und rate, wem es ähnlich ergehen könnte, zu einem testweise Hördurchgang auf der Bandcampseite der Thronraumwölfe.

Womöglich bleibt „Celestite“ aber nur eine Art Spin-Off des wölfischen Schaffens, die aktuell erneut mit „alten“ Songs auf US-Tour gehen wollen und nach eigenem Bekunden die Gitarren auch schon wieder entstaubt haben. Dann wäre „Celestite“ tatsächlich ein Mittel, den eigenen Rahmen als Band zu erweitern und sich musikalisch auszutoben, ein Experiment: Vielleicht als Gradmesser der eigenen Schaffenskraft geeignet, nicht jedoch als uneingeschränkte, musikalische Offenbarung für die Allgemeinheit einzustufen.

18.07.2014

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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