Zanthropya EX - Notlösung Kopfschuss

Review

 

Misanthropie, Thrash Metal, Gasmasken, Death Metal, umgedrehte Kreuze, Dämonen mit Tentakeln, akustisches Gedudel, Sozialkritik, deutsche Texte, Provokation – da haben sich ZANTHROPYA EX auf ihrem neuen Album „Notlösung Kopfschuss“ aber ganz schön was vorgenommen. Kann man sich dermaßen offen halten und trotzdem fokussiert klingen? Zumindest bei diesem Werk fällt die Antwort leider negativ aus.

Dabei ist das musikalische Grundgerüst alles andere als schlecht. Schon der Opener „Misanthropische Garde“ beginnt mit wunderbar knackigem Thrash-Geriffe. Super schnell, super brutal, ein toller Bastard aus Thrash und Death. Doch dann macht der Sänger „Schinder Papst“ auch schon den Mund auf. Was soll das bitte sein? Was sich nach gerappten Gegrunze anhört, passt so gar nicht zum musikalischen Unterbau. Klar hat die Stimme Druck und bewegt sich im angenehm-tiefen Frequenzbereich. Leider ist die Paraphrasierung jedoch eine absolute Katastrophe. Scheinbar willkürlich kotzt der Antipapst seine Hassparolen aus. Thematisch werden die Jungs ihrem seltbst kreierten Image als Misanthropen gerecht. Menschenhass, Blut, Sperma, Gott-ist-scheisse-Gedöns. Kostprobe der lyrischen Höhenflüge gefällig? „Hallo Abschaum, hier spricht die Misanthropische Garde. Wir reißen euch raus aus dieser Haribo-Welt.“ Da freut man sich über eine Band, die die schwere Herausforderung der deutschen Singsprache annimmt, nur um Zeuge eines spektakulären Versagens zu werden. Alles konsequent scheiße zu finden, ist weder neu noch kreativ. Besonders verstörend wirkt dabei das Stück „Blutbad“, das erschreckend banal und oberflächlich das traurige Thema des Erfurter Amokläufer am Gutenberg Gymnasium beschreibt. Da hilft auch der über Akustik-Gitarren eingeblendete Nachrichtensprecher nicht weiter. Und noch weniger der funkige Zwischenteil.

Auf Albumlänge ärgert man sich gleich doppelt. Denn auf der einen Seite steht eine talentierte Band, die sehr ambitioniert vor sich hin mörtelt und dabei oftmals überzeugt. Auf der anderen Seite schadet der Wille um Abwechslung dem Werk gewaltig. Um jeden Preis alle guten Ideen reinpacken – das funktioniert nur selten. Und so zünden die einzelnen Stellen aus Death, Thrash und sogar Metalcore oftmals für sich, ergeben aber im Song- oder gar Albumkontext ein sehr diffuses Bild ab. Reduktion zugunsten fokussierten Songwritings wäre hier zweckdienlicher gewesen.

19.10.2011
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