Kreator
"Hate & Hope"-Premiere in Essen

Special

Was an diesem Abend in Essen von Anfang an klar wird: KREATOR denken groß. Vor dem größten Kinosaal Deutschlands wird der rote Teppich ausgerollt, auf dem die Band sich wie waschechte Rockstars von den Fans feiern lassen. Ein Foto hier, Autogramme da und natürlich Interviews fürs Fernsehen. KREATOR sind eine der größten Metal-Bands Europas. Das untermauert die Band an diesem Abend unentwegt.

Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Metal Hammer-Kollegin Katrin Riedl. Nachdem der Gong im Kino dreimal geschlagen hat, fordert sie den ersten Applaus für die Band und Regisseurin Cordula Kablitz-Post sowie ihre Filmcrew ein. Im Anschluss an die Doku soll eine Frage-und-Antwort-Runde mit allen Beteiligten folgen.

Als das Licht ausgeht und die Leinwand offenbart wird, dröhnt augenblicklich der Sound von KREATOR aus den Boxen. Die musikalischen Einspieler entpuppen sich im weiteren Verlauf als eine der größten Stärken von „Hate & Hope“. Immer, wenn Konzertaufnahmen zu sehen sind, hämmert der Sound mit einer Gewalt aus den Boxen, dass man sich in den den Konzertsaal oder auf das Festival versetzt fühlt.

KREATOR setzen auf Authentizität

Diese Authentizität zeichnet „Hate & Hope“ auf anderer Ebene ebenfalls aus. In vielen intimen Momenten ist Kablitz-Post mit der Kamera hautnah dabei. Hier sticht insbesondere das Backstagegespräch nach dem buchstäblich ins Wasser gefallene Headliner-Auftritt beim Klash of the Ruhrpott Festival hervor. Die Frustration der Bandmitglieder lässt sich in den Gesichtern ablesen.

Ebenso begleitet „Hate & Hope“ KREATOR auf Fahrten im Tourbus, in deren Verlauf klar wird, dass der Touralltag auch mit viel Wartezeit verbunden ist, die auf Dauer zermürbend wirkt. Dementsprechend muss die Bandchemie stimmen, damit ein solches Unterfangen gelingt. Hier präsentieren sich KREATOR im Laufe des Films als Einheit, in der jeder seine Rolle kennt und ausfüllt. Insbesondere Bassist Frédéric Leclercq kommt diesbezüglich zur Sprache, hat er seinen Einstieg im Jahr 2019 doch noch genau vor Augen.

Ohnehin sind es ausschließlich die aktuellen Bandmitglieder, die in „Hate & Hope“ zur Sprache kommen. Wie Kablitz-Post bei der anschließenden Fragerunde verrät, hat sie sich vor allem aus Zeitgründen dazu entschieden, keine ehemaligen KREATOR-Musiker zu Wort kommen lassen. Die Dokumentation ist also keine ausufernde Aufarbeitung der Bandgeschichte und auch nicht als solche gedacht. Vielmehr soll man die Menschen hinter KREATOR kennenlernen und erfahren, was die Band im Hier und Jetzt ausmacht.

Trotzdem spielt die Bandgeschichte natürlich eine Rolle. Kablitz-Post nutzt zahlreiche Archivaufnahmen, um die aktuellen KREATOR mit ihren jungen Gegenstücken gegenüberzustellen. So wird die Entwicklung der Band für das Publikum nachvollziehbar, ohne sie bis ins letzte Detail aufgedröselt zu bekommen. Ein clevere Art, den Weg von KREATOR nachzuzeichnen, ohne die für einen üblichen Kinofilm angedachte Laufzeit zu sprengen.

Neben den für Dokumentationen dieser Art üblichen Backstage- und Konzertaufnahmen gibt es auch Einblicke in das Privatleben der Bandmitglieder. Als Hauptprotagonisten diesbezüglich fungieren die verbleibenden Gründer Miland „Mille“ Petrozza und Jürgen „Ventor“ Reil.

Einblick in das Privatleben

So erfahren Fans, wie es für Reils Kinder war, mit einem Vater aufzuwachsen, der oft wochen-, manchmal monatelang auf Tour war. Petrozza hingegen wird mit einem Lifestyle gezeichnet, der von üblichen Rock’n’Roll-Klischees kaum weiter weg sein könnte. Zwischen Yoga, veganem Essen und dem Verzicht auf Alkohol und Drogen lässt sich eben auch gnadenloser Thrash Metal komponieren.

Besonders Eindruck hinterlässt ein Abschnitt, in dem Petrozza gemeinsam mit HEAVEN SHALL BURN-Gitarrist Maik Weichert ein Konzentrationslager besucht. Dies nimmt „Hate & Hope“ als Aufhänger, um die politische Stellung von KREATOR gegen jegliche Form von Faschismus und Ausgrenzung klar herauszuarbeiten. Die klaren antifaschistischen Statements begleitet das Publikum mit lautstarkem Szenenapplaus.

Bei „Hate & Hope“ gibt es kleine Abzüge in der B-Note

Der Produktionsaufwand des Films ist derweil über jeden Zweifel erhaben. „Hate & Hope“ ist mit einem spürbar hohen Budget gedreht worden und wirkt auf jeder Ebene höchst professionell. Regisseurin Kablitz-Post bringt durch ihre Arbeit mit unter anderem den TOTEN HOSEN oder SCOOTER einiges an Erfahrung bezüglich Musikdokumentationen mit. Das ist in der gekonnten Inszenierung spürbar.

Einzig ein klarer roter Faden fehlt „Hate & Hope“ ein wenig. Statt einer Geschichte von Anfang bis Ende, erzählt der Film eher episodenhaft von KREATOR und was die Band ausmacht. Davon abgesehen dürften Fans mit diesem Film durchweg spaßige zwei Stunden verbringen, auch da der Humor nicht zu kurz kommt.

Bei der anschließenden Fragerunde geben Band und Crew Einblicke in die Produktion des Films und beantworten fleißig Fragen der anwesenden Fans. Zum Abschluss gibt es von Petrozza noch eine Info, die alle Anwesenden besonders erfreut. Im Laufe von „Hate & Hope“ sieht man in mehrfach bei Aufnahmen im Studio. Das dabei entstandenen Album wird laut ihm im Januar erscheinen. Wer die Zeit bis dahin mit KREATOR in Filmform überbrücken möchte, kann „Hate & Hope“ ab dem 4. September im Kino sehen.

24.08.2025

"Irgendeiner wartet immer."

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