Kreator
Listening Session zum neuen Album "Hordes Of Chaos"

Special

Ziemlich genau vier Jahre sind seit „Enemy Of God“ vergangen, gute sieben Jahre seit „Violent Revolution“, jenem Album, mit dem sich KREATOR eindrucksvoll auf dem Thrash-Metal-Parkett zurückmeldeten. Nachdem KREATOR mit experimentellen Alben wie „Endorama“ bei ihren alten Fans einiges an Kredit verspielt hatten, steht die Essener Band im neuen Jahrtausend wieder für das volle Thrash-Metal-Brett, und das neue Album „Hordes Of Chaos“ würde mit dieser Tradition nicht brechen. Soviel stand vor der Albumpremiere in der altehrwürdigen Essener Lichtburg bereits fest, jenem Kinopalast, den sich Mastermind Mille Petrozza als Ort für die Listening Session für das Fachpublikum gewünscht hatte.

Anders als bei den vorangegangenen Produktionen sind KREATOR bei „Hordes Of Chaos“ diesmal einen neuen, alten Weg gegangen: Die Band hat die Basic-Tracks für das neue Album komplett live im Studio aufgenommen. Eine Vorgehensweise, welche die Band das letzte Mal bei „Pleasure To Kill“ einsetzte. Als Produzenten wählten die vier Musiker diesmal mit Moses Schneider einen Mann, der sich mit Rock- und Alternative-Produktionen zwar einen Namen machen konnte (BEATSTEAKS, TOCOTRONIC), im Metal-Sektor aber bislang ein unbeschriebenes Blatt ist. Auf bewährte Kräfte vertraute die Band schließlich beim Mix, denn den übernahm niemand anders als Colin Richardson. „Hordes Of Chaos“ enthält zehn Tracks mit einer Spiellänge von knapp 40 Minuten, und wird diesmal von Beginn an in drei verschiedenen Versionen erhältlich sein. Neben der Jewel-Case-Version und der Vinyl-Version soll es eine limitierte Edition geben, die ein Making-Of sowie Live-Tracks und einen Videoclip zum Titeltrack enthalten wird.

Diese Boni wurden an diesem Abend zwar nicht vorgeführt, dafür gab es aber die zehn Tracks zu hören, die das Grundgerüst von „Hordes Of Chaos“ ausmachen, und die mit ihrer Brachialität die Lautsprecheranlage im Kinosaal „Sabu“ bis an ihre Grenzen führten.

Das eröffnende „Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)“
beginnt zunächst verhalten und langsam, doch zeitgleich mit einer Tempoverschärfung holen Mille und Sami den Thrash-Metal-Knüppel raus. Vor dem Gitarrensolo wird ein schwerer Mittelteil aufgefahren. Der letzte Chorus geht über in „Ultra Riot“, eine Art Fortführung davon, in dem Mille immer wieder die Zeile „Everyone against everyone“ wiederholt. Das anschließende

„Warcurse“
ist genauso flott unterwegs und fährt doppelstimmige Riffs genauso auf wie veritable Thrash-Parts, und Sami schüttelt sich ein feines Solo aus dem Handgelenk. Mille läutet das Ende des Songs schließlich mit einem herausgeschrienen „Warcurse / Violence is conquering the world!“ ein.

Das kurze, knackige „Escalation“
steigt zunächst ein mit Midtempogeriffe. Nach dem zweiten Chorus folgt eine Bridge, die eine Tempoverschärfung mit sich bringt, und Sami steuert ein sehr schnelles, sehr fieses Solo bei.

„Amok Run“
startet mit gezupften Gitarren und Bass. Mille singt dazu fast schon sanft, wenn auch tonlos, bis Schlagzeug und verzerrte Gitarren einsetzen und den Track in einen dem Titel angemessenen Thrash-Song verwandeln. In der Folge gibt es bewusst eingesetzte Disharmonien, während der Song mit einem melodischen Gitarrenriff ausläuft.

Danach gibt Ventor auf den Toms einen amtlich schnellen Rhythmus vor, bevor sich „Destroy What Destroys You“ in einen Midtempo-Thrasher verwandelt. Der Song bleibt zunächst etwas undurchsichtig, doch im Chorus werden einzelne Töne akzentuiert, die sich einfacher im Gedächtnis festsetzen. In der Mitte ragt ein zweistimmiges Harmonysolo heraus, während Mille zum Schluss über einem rhythmischen Thrash-Riff immer wieder „Destroy What Destroys You“ schreit.

„Radical Resistance“
ist ein flotter, traditioneller KREATOR-Banger. Nach dem Chorus startet Mille mit einem fies gepickten Solo, während Sami in einem zweiten Solo wesentlich melodischer agieren darf.

„Absolute Misanthropy“
legt mit einem Tomgewitter aus den Handgelenken von Ventor los, während die Saitenfraktion nach dem Chorus ein zweigeteiltes Solo vom Stapel lässt: Hier ist Sami wiederum für die melodischen Tonfolgen zuständig, während Mille den Jammerhaken seiner Gitarre arg strapaziert. Nach einem weiteren Chorus spielen die beiden wieder das Eingangsriff, das in ein Schlussgrollen mündet.

„To The Afterborn“
ist ungezügelt und gleichzeitig stampfend, während die Gitarren verzweifelt wirkende Harmonien auffahren. Triplets bestimmen den Rhythmus im Mittelteil, bevor nach einem Break das Tempo wieder verschärft wird und Mille immer wieder „This is a warning to the afterborn“ brüllt. Das Ende des Songs wird eingeläutet durch eine rückgekoppelte Gitarre, die langsam ausläuft.

„Corpses Of Liberty“,
ist ein kurzes Instrumental mit gepickten Gitarren, das in den längsten Track des Albums, das knapp über fünf Minuten lange

„Demon Prince“
mündet. Hier regiert zunächst ein melodisches Riff, bevor dies kurz und schmerzlos fortgeschreddert wird. Der Track erinnert dezent an „Flag Of Hate“. Harmonygepicke geht schließlich in ein offenes Ende über, das auf Schlag acht beendet ist.

Kurz, knackig, heftig: Das sind Attribute von „Hordes Of Chaos“, die nach dem erstmaligen Hören im Gedächtnis umherschwirren. Sicherlich ist es zu früh, aus dem ersten Eindruck eine Wertung abzuleiten. Ob „Hordes Of Chaos“ den beiden Vorgängerplatten das Wasser reichen kann, kann zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht gesagt werden. Sicher ist indes, dass die Scheibe stlistisch an „Violent Revolution“ und „Enemy Of God“ anknüpft und trotz der diesmal unterschiedlichen Herangehensweise beim Recording genausoviel Energie versprüht. Ob der Funke auf Euch überspringt, könnt Ihr ab dem 16. Januar 2009 erfahren, denn an diesem Tag erscheint „Hordes Of Chaos“ in Deutschland.

05.12.2008

- Dreaming in Red -

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