Metallica
Die volle LOADung
Special
Die 1990er-Jahre waren keine einfache Zeit für alteingesessene METALLICA-Fans. Die Band entfernte sich zunehmend vom Thrash Metal ihrer legendären 80er-Platten. Angefangen beim „Black Album“, gefolgt von jahrelangen Touren, bis hin zu „Load“, „ReLoad“ und der Orchester-Liveplatte „S&M“ war das Jahrzehnt von Experimenten geprägt.
Im Rahmen ihrer Remaster-Serie steht nun „Load“ als nächstes Album an. Neben Vinyl-Neuauflagen sowie Standard-CD- und Deluxe-Dreifach-CD-Editionen erscheint – wie bei den Vorgängern – ein Deluxe-Boxset, das für den ultimativen METALLICA-Fan keine Wünsche offenlässt. Ein Blick auf die Rückseite zeigt: 1839 Minuten und 31 Sekunden Musik – über 30 Stunden und damit eine mächtige LOADung.
Wir haben die Box auf Herz und Nieren geprüft. Zudem blicken wir zurück auf die Entstehung des Albums, seine musikalische Ausrichtung und das ungewöhnliche Cover.
„Load“ – Entstehung, musikalische Ausrichtung und Cover
Nach dem „Black Album“ waren METALLICA fast durchgehend auf Tour. Daher vergingen fünf Jahre bis zum Nachfolger. Die Band schrieb genug Material für ein Doppelalbum, entschied sich aber, zwei zusammenhängende Alben im Abstand eines Jahres zu veröffentlichen. Produziert wurde die Platte erneut von Bob Rock, der bereits den Vorgänger betreute.
Thrash-Metal-Fans tun sich mit „Load“ schwer: Traditioneller Heavy Metal und Southern Rock dominieren und die Rockelemente treten stärker hervor. Mit knapp 79 Minuten Spielzeit braucht es Durchhaltevermögen für einen kompletten Hördurchgang. „The Outlaw Torn“ sollte ursprünglich noch länger ausfallen, doch mehr Musik passte nicht auf eine CD. Die vollständige Version erschien auf der Single zu „The Memory Remains“.
Legendär ist die Geschichte des Covers. Es stammt vom Künstler Andres Serrano und trägt den Titel „Blood And Semen III“. Das ist keine blumige Umschreibung – es zeigt Rinderblut und das Ejakulat des Künstlers. Na lecker!
METALLICA in der „Load“-Phase – Inhalte der Box im Überblick
Die „Load“-Box enthält laut Beilegzettel 1839 Minuten und 31 Sekunden Musik, verteilt auf sechs LPs, fünfzehn CDs und vier DVDs. Die LPs umfassen das remasterte „Load“, eine 7″-Single von „Mama Said“ sowie das Konzert „Lollapalooza ’96“.
Die CDs bieten neben dem Hauptalbum fünf Discs mit Studio-Rehearsals, Demo-Schnipseln und Ideen aus dem Aufnahmeprozess („Shadowcast“), eine Disc mit B-Seiten und Raritäten sowie sechs CDs mit Liveaufnahmen von 1995 bis 1997, u. a. von der „Escape From The Studio ’95“-Tour und einem Auftritt in Oslo im November 1996.
Die DVDs zeigen weitere Liveauftritte. Besonders bemerkenswert: ein Gig im kanadischen Tuktoyaktuk, nördlich des Polarkreises. Der Auftritt in Stockholm ist konventioneller. Ergänzt wird das Material durch Studio- und Touraufnahmen aus Großbritannien, TV-Mitschnitte sowie sämtliche „Load“-Musikvideos.
Dazu kommen Fan-Devotionalien: Plektren, ein Kartenspiel, ein Fotobuch mit Erinnerungen, diverse Setlists, das Lollapalooza-Poster von 1996, AAA-Pass-Repliken, ein Patch und mehr. Die Box ist hochwertig gestaltet – alles sitzt perfekt.
„Load“ – das Album
Auf eine Song-für-Song-Rezension verzichten wir – wer METALLICA kennt, kennt „Load“ und weiß, was einen erwartet. Als 1991 Geborener ist einem die Dramatik um die Abkehr vom 80er-Thrash ohnehin herzlich egal – wir widmen uns den Songs unvoreingenommen.
„Load“ enthält einige Nummern, die bis heute live gespielt werden, etwa „Until It Sleeps“ und „King Nothing“. Auch „Ain’t My Bitch“, „The House That Jack Built“ und „The Outlaw Torn“ behaupten sich weiterhin. Auch wenn sie gegenüber der Frühphase oft als zweitrangig gelten, machen sie dennoch Spaß. Die fast 80 Minuten Spielzeit bleiben jedoch eine Schwäche – METALLICA haben bis heute nicht verinnerlicht, dass weniger manchmal mehr ist.
Das Remaster bringt mehr Punch als das Original, ohne jedoch in die Loudness-Falle wie bei „Death Magnetic“ zu tappen. Der Sound wurde zeitgemäß angepasst – Fans des Originals können die neue Version bedenkenlos genießen. Fest steht: War „Load“ einst das ungeliebte Kind der Diskografie, gehört es heute fest dazu – auch wenn wir „ReLoad“ im Direktvergleich stärker finden.
Für wen ist die „Load“-Box?
METALLICA haben Fans wie Sand am Meer – und die meisten besitzen bereits eine Version von „Load“, das ursprünglich nur als Jewelcase-CD und schwarze Doppel-LP erschien. Der Hype um Vinylfarben und Sondereditionen kam erst später. Für Sammler:innen, die es gern edel mögen, ist die optische Aufwertung des Backkatalogs erfreulich.
Neben der Box gibt es eine farbige Vinyl-Neuauflage, eine Single-CD-Standardedition und eine Dreifach-CD-Deluxe-Edition – und mal ehrlich: Das reicht den meisten Fans völlig. Das remasterte Originalalbum mit seinem kraftvolleren Klang ist das Herzstück jeder Variante. Die vielen Bonus-Discs bieten interessante Einblicke – vor allem die Livekonzerte mit ihren unterschiedlichen Setlists und Locations sind spannende Zeitdokumente. Die „Shadowcast“-CDs mit Demos und Songskizzen hingegen richten sich eher an Hardcorefans oder Musikschaffende mit Interesse am kreativen Entstehungsprozess.
Fazit: Die Entscheidung liegt bei jedem selbst. Mit 269 Euro ist die „Load“-Box kein Schnäppchen – aber METALLICA haben sicht- und hörbar Mühe investiert. Einziger großer Kritikpunkt: das Videoformat. Wir schreiben 2025 – da hätte es statt DVDs mindestens Blu-rays gebraucht.
