Those Of The Unlight
Part II – (März 2024)

Special

Bei Those Of The Unlight klingelt es? Verständlich, denn „Those Of The Unlight“ ist ein großartiges und heutzutage oft übersehenes MARDUK-Album von 1993. Aber es war auch der Name einer sehr kurzlebigen Kolumne von André und Johannes, die jetzt wiederbelebt wurde. Ohne Battle. Dafür mit viel Underground.

Those Of The Unlight – Part II mit:

CORPUS DIAVOLIS
ALTER OF BETELGEUZE
A SOMBER FUNERAL
CANTIQUE LÉPREUX
MÒR
TULPA

CORPUS DIAVOLIS – Elixiria Ekstasis

von Johannes Werner

Black Metal mit okkult-esoterischem Schwerpunkt – da sind wir ja direkt super excited. Ach nee, das habe ich wohl kurzerhand mit einem weniger überlaufenen (Sub-)Genre verwechselt. Mit CORPUS DIAVOLIS meldet sich eine französische Kapelle zurück, die Geheimformeln, Sigillen und schmucke Roben höher schätzt als fette Riffs und gutes Songwriting. Dieses seit mindestens zehn Jahren (eigentlich aber seit der Veröffentlichung von DISSECTIONs “Reinkaos”) nervende Phänomen gehört zu den unnötigsten Modeerscheinungen im Black Metal, da es meist als Ausrede dient, sterbenslangweilige Platten in Zeiten des Ressourcenmangels dennoch zu veröffentlichen.

Daran kranken auch CORPUS DIAVOLIS. Viel Styling auf den Promo-Fotos, Sodomie-Fantasie auf dem Artwork. Musik? Tönt weitgehend generisch und kraftlos. Darüber hinaus wirkt das Songwriting häufig struktur- und orientierungslos. Momente fesselnder Düsternis, die das Blut in den Adern gefrieren lassen, können gar nicht aufkommen. Nichts klingt nach der titelgebenden Ekstase. Les Acteurs de l’Ombre Productions haben viele gute Bands im Stall, aber es wundert nicht, dass diese Teufelskörper bereits ihr fünftes Album veröffentlichen, ohne jemals irgendwas gerissen zu haben.

Wertung: 5

Ananas und Brie? Waren schon immer Black Metal, ihr Poser!

 

Trackliste:

  1. His Wine Be Death
  2. Key To Luciferian Joy
  3. Carna Hymnody
  4. Cyclopean Adoration
  5. Vessel Of Abysmal Luxury
  6. The Golden Chamber
  7. Menstruum Congressus
  8. Enfleshed In Silence
  9. Chalice Of Fornication

Spieldauer: 58:00
Release: 15.03.2024
Label: Les Acteurs de l’Ombre Productions

ALTAR OF BETELGEUZE – “Echoes”

von André Gabriel

Nach sieben Jahren kehren ALTAR OF BETELGEUZE mit „Echoes“ zurück. Weniger Stoner Rock, mehr Doom, so die Devise. Zeigt schon der Opener „On The Verge“ mit schwerer Sumpfigkeit, Grubengrowls und klassischem Lead am Ende. Das zweite Stück beginnt melancholischer – die Finnen hängen auf dem unteren Tempolevel fest. So bleibt es überwiegend, und selbst Ausreißer wie „Embrace The Flames“ drücken nicht richtig durch. Interessant ist der deutlich höhere und cleanere Gesang im genannten Lied.

Schon früh ist klar: Nee, das wird nichts Großes. Das Anfangsriff von „Salvation“ steht hier Pate für das insgesamt doch uninspirierte Songwriting. So ist „Echoes“ leider ein Paradebeispiel für das, was Doom meist bei mir auslöst: Langeweile. Zumal das Album so gut wie nichts mit dem im Promotext erwähnten Death Doom zu tun hat. Hinzu kommt ein viel zu polierter Sound, der ALTAR OF BETELGEUZE trotz vermeintlich langer Kreativphase nicht über den Durchschnitt blicken lässt.

Wertung: 5

Trackliste:

  1. On The Verge
  2. Conclusion
  3. Embrace The Flames
  4. A Reflection
  5. Salvation
  6. Echoes
  7. Fading Light

Spieldauer: 42:26
Release: 22.03.2024
Label: Eigenproduktion

A SOMBER FUNERAL – “Summertime Sorrow”

von Johannes Werner

Auch wenn die beiden bisher vorgestellten Releases nicht das Gelbe vom Ei waren, kann es noch schlimmer kommen. “I got that summertime, summertime sadness, su-su-summertime, summertime sadness …” – bei dem Titel sind A SOMBER FUNERAL sicher große LANA-DEL-REY-Fans oder wollen bewusst ganz heimtückisch diesen Ohrwurm aussetzen. Komisch bei den Depri-Post-Black-Metallern aus Kaiserslautern ist auch das Bandlogo. Mit Peterskreuzen und Sensen sind die Klischees abgedeckt, aber was zum Ginster hat der HELLOWEEN-Kürbis dort verloren?

Unstimmigkeit ist offenbar das Ding von A SOMBER FUNERAL. Einerseits ist die Musik stark auf Emotionen und Atmosphäre angelegt, andererseits wird das Feeling in grober Regelmäßigkeit von dem Duo selbst gekillt. Auch wenn sich Gitarrist Alex in den Credits als Drummer des Projekts ausgibt, so kann man kaum überhören, dass die Drums von einem Computer “gespielt” sind. Einem billigen übrigens, denn sie klingen etwa wie die Midi-Samples einer uralten Guitar-Pro-Version.

Darüber liegen unspannende Gitarrenfiguren, die langatmig gespielt werden; blasse, klischeehafte Kreischvocals und die dreiviertel Stunde von “Summertime Sorrow” fühlt sich knapp doppelt so lang an. Öde ohne Ende. Nebenbei: Man sieht, dass ihr euren Metal-Archives-Eintrag selbst angelegt habt und es kommt nicht besonders professionell rüber, Herrschaften.

Wertung: 3

Trackliste:

  1. Smell Of Carcass In Summer Breeze
  2. Drowned Soul
  3. Astral Nomad
  4. Buried In Waves Of Time
  5. Grief Burial
  6. Land Of Ever Twilight
  7. The Black Earth
  8. Mother’s Cry
  9. Ballad Of A Demon

Spieldauer: 46:54
Release: 01.03.2024
Label: Silent Watcher Records

CANTIQUE LÉPREUX – “Le Banissement”

von André Gabriel

CANTIQUE LÉPREUX kommen aus Québec. Und da klingelt es doch sofort in den schwarzen Ohren. FORTERESSE und MONARQUE sind zwei bekannte Szenevertreter, an die wir bei hochmelodischem, meist schnell gespieltem kanadischen Black Metal mit ausgefeilten Tremologitarrenriffs denken. Das reizen CANTIQUE LÉPREUX beispielsweise im Mittelteil von „Rivières Rompues“ komplett aus.

Nachdem die Kanadier schon zwei Jahre nach ihrem Debüt „Cendres Célestes“ mit „Paysages Polaires“ weitermachten, gingen für „Le Bannissement“ rund acht Jahre ins Land. Selbstfindung, gesellschaftliche Ablehnung und Naturverherrlichung sind die Themen – erzählt in der Geschichte über ein entführtes junges Mädchen und ihre aufgezwungene Krankheit. Das passt zur Musik, denn es flirrt hell und hoffnungsvoll (die Hauptmelodie in „Archétypes“ ist wirklich stark), zerreißt melancholisch, krächzt giftig, schreit verzweifelt und drückt düster.

Ja, „Le Bannissement“ ist innerhalb der Québec-Szene ein sehr facettenreiches Album. In der Vorgängerkritik von Herrn Møller mündete dieser Ansatz in einem Problem: CANTIQUE LÉPREUX wollten zu viel. Das trifft auf ihr drittes Album nicht zu, denn hier liefern sie genau richtig ab. „Le Bannissement“ schafft Atmosphäre, geht ins Innere, packt Herz und Hirn und empfiehlt sich vor allem für Spaziergänge ohne Gesellschaft in Wäldern und Berglandschaften.

Wertung: 8

Trackliste:

  1. Le Ravissement
  2. Fuir
  3. Rivières Rompues
  4. Archétypes
  5. Par La Gueule Des Fantômes
  6. Le Rêve Primordial
  7. Consécration

Spieldauer: 43:26
Release: 29.03.2024
Label: Eisenwald

MÒR – “Hear The Hour Nearing!”

von André Gabriel

MÒR haben nach ihrem Demo sieben Jahre nichts veröffentlicht, dann ein Livealbum und zwei Jahre später das Debüt mit Ausrufezeichen im Titel rausgebracht – das zeugt von Klasse, Humor oder Überheblichkeit. Spontan tendiere ich zu drittens, denn das erste Studioalbum enthält alle fünf Demostücke, womit uns „Hear The Hour Nearing!“ nur vier wirklich neue Lieder präsentiert. Auch wenn rund neun Jahre dazwischenliegen, wirkt das ungünstig mit Ausrufezeichen!

Dafür ist der Einsteig umso besser, denn „The Vanishing Of Matter“ geht gleich in die Vollen und weckt die Lust auf „Hear The Hour Nearing!“ mit gutem Melodieverständnis und einem alarmierenden Hauptriff. Die Instrumente machen generell viel und vermitteln schon früh den musikalischen Facettenreichtum des französischen Duos.

Lord Telümehtårs Schreie würden gut in die polnische Black-Metal-Szene passen und geben der Grundatmosphäre von „Hear The Hour Nearing!“ einen rabiateren Touch. Das klingt stimmig, ist unterm Strich aber gar nicht so wichtig, weil MÒR den Fokus sehr auf die Musik legen – „Third Path“ kommt beispielsweise ganz ohne Vocals aus. „Cave Of Shadows” ist ein rein instrumentales Zwischenspiel, das auf drei Minuten allerdings auch langweilt.

„The Letter Of Loss“ poltert dafür erneut heftig und leitet eine überwiegend brachiale zweite Albumhälfte ein. Zwar flackern immer wieder feine Melodiestücke in der rohen Gewalt auf, doch MÒR zeigen sich hier wesentlich offensiver und attackierender. Der hohe songschreiberische Anspruch bleibt aber, weshalb die finale Wertung den Ersteindruck deutlich übersteigt.

Wertung: 7

Trackliste:

  1. The Vanishing Of Matter
  2. Eden
  3. Third Path
  4. The Apprentice
  5. Cave Of Shadows
  6. The Letter Of Loss
  7. Sulfur
  8. Sutcivni Los
  9. Smaragdina

Spieldauer: 43:47
Release: 12.04.2024
Label: Les Acteurs de L’Ombre Productions

TULPA – “Temple Of Wounds”

von Johannes Werner

Eine der besten Platten dieser Ausgabe liefern die Italiener TULPA mit ihrem zweiten Album “Temple Of Wounds”. Die Blackened-Crust-Band um CARONTE-Gitarrist bzw. FORGOTTEN-TOMB-Drummer Gianmarco Rossi gehen meist noch etwas schwarzmetallischer zu Werke als vergleichbare Truppen wie DOWNFALL OF GAIA oder ANCST und wissen durch viele stimmungsvolle Leads der alten Schwedentod-Schule zu überzeugen.

Da die Jungs ein angenehm abwechslungsreiches Album kreiert haben, dass ohne Ausfälle in 47 Minuten auf den Punkt kommt und die jüngsten Genre-Highlights bereits ein Stückchen her sind, ist TULPA sogar eine der größten Überraschungen des Monats gelungen. Chapeau! “Temple Of Wounds” kann jedenfalls allen Fans, die sich neben den genannten Bands auch für Acts wie MARTYDÖD oder DÖDSRIT begeistern, nur dringendst ans Herz gelegt werden.

 

Wertung: 8

Spieldauer: 47:09
Release: 28.03.2024
Label: Folter Records

04.04.2024
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