Artillery
Zugromantik zwischen Afghanistan und Russland - Interview mit Michael Stützer

Interview

Mit ihrem aktuellen Album „X“ konnten die Dänen von ARTILLERY einen sensationellen zweiten Platz in unserem Mai-Soundcheck ergattern. Grund genug für uns, sich ein weiteres Mal mit Gitarrist/Gründungsmitglied Michael Stützer zu unterhalten und einige aktuelle Themen zu besprechen. Dass sich Michael besonders im der aktuellen Krise über den Support der Fans freut, dürfte dabei kaum verwundern.

Nachdem „X“ bei metal.de richtig gut angekommen ist, grinst Michael und gibt zu Protokoll, dass er „etliche Reviews, speziell aus Deutschland und den USA gelesen hat“ und diese „allesamt sehr positiv waren“. Nach seinem Lieblingssong des Album gefragt stellt er klar, dass er alle Stücke gleichermaßen liebt, es aber „immer wechselt. Momentan ist es wohl „In Your Mind“. Morgen wird es vermutlich schon wieder eine andere Nummer sein (lacht)“. Auf die Frage, wo der Unterschied von ARTILLERY von früher zu den Thrashern von heute besteht, gibt der Gitarrist zu Protokoll: „Nunja, es liegen 36 Jahre zwischen dem ersten Album und dem neuen. Wir sind definitiv bessere Musiker geworden und können mittlerweile bessere Produktionen fahren.“ Wobei Michael aber auch einräumt, dass „die Wurzeln immer gleich geblieben sind und wir nach wie vor riesigen Spaß an der Musik haben.“ Das sollte auch so sein, wenn man in seiner Karriere zehn Alben veröffentlicht und dabei nie ein bestimmtes Niveau unterschreitet. Dem stimmt Michale voll zu: „Klar, wenn mir 1982 jemand erzählt hätte, dass ich 2021 noch immer hier sitze und Interviews zu einem neuen Album geben würde, hätte ich ihn vermutlich für verrückt erklärt (lacht). Wir haben mit ARTILLERY jetzt zehn Alben aufgenommen und sind durch 65 unterschiedliche Länder getourt, so denke ich doch, dass wir schon einiges erreicht haben in unserer Karriere. Ich meine, wir haben so viel tolle Sachen gesehen, beziehungsweise erlebt. Das ist schon Wahnsinn. All das wäre aber ohne unsere Die-Hard-Fans nie und nimmer möglich gewesen. Von daher möchte ich mich jetzt schon einmal herzlich bei den Fans bedanken. Ihr seid die Besten!“

Im weiteren Gesprächsverlauf kommen wir auf diverse Interviews zu sprechen, in denen sich Michael unzufrieden mit der Einstellung zum Touren der ehemaligen Sänger der Band zeigt. Mit Michael Bastholm Dahl habe man aber nun den richtigen Mann an Bord, so der Saitenflitzer: „Wir werden so viel touren, wie Corona es zulässt. Und mit Michael hinter dem Mirko habe ich keine Sorge, dass wir das jetzt auch durchziehen werden!“ Es sei euch gegönnt. ARTILLERY spielen einen Sound, den man als durchaus technisch bezeichnen kann, dabei vergesst ihr aber niemals eingängige Refrains in die Song einzubauen. Michael pflichtet bei, „danke für das Kompliment. Aber ja, wir achten immer darauf auch catchy Refrains in den Songs zu haben. Ich denke, es ist die Mischung aus Aggression, dem Riffing plus die eingängigen Refrains, die den Sound von ARTILLERY ausmachen.“ Hinzu addieren könnte man nun noch die orientalischen Einflüsse, die sich immer wieder im Sound von ARTILLERY finden. Michael würde nicht direkt sagen, dass man diese Einflüsse bewusst einbaut, „es kommt halt hin und wieder vor, dass wir ein Riff oder eine Melodie haben, die in diese Richtung gehen. Wenn Du wissen willst, seit wann wir diese musikalischen Einflüsse auf dem Mittleren Osten verwenden, kann ich Dir sagen, dass wir 1989 in Russland und Afghanistan getourt sind und auf Züge als Fortbewegungsmittel zurückgegriffen haben. In den Zügen lief dort immer diese Musik und irgendwann ist das einfach in unser Songwriting mit eingeflossen.“ Fast zwangsweise kommt nun die Frage nach der Quintessenz des Thrash Metal, die für Michael aus „Kraft, Energie, coolen Riffs, sowie Catchy Refrains, die aber nicht poppig sein sollten (lacht).“ Gegen Ende des Gesprächs kommen natürlich noch die typischen Fragen nach beispielsweise den Lieblingsalben von Michael, die erstaunlich breit gefächert sind. Da wären zum Beispiel „das Debüt von EXODUS, METALLICA mit „Master Of Puppets“, IRON MAIDENs „The Number Of The Beast“, „Power Of The Night“ von SAVATAGE und MERCYFUL FATEs „Melissa“, sowie viele weitere möchte ich anmerken (lacht).“ Allzu weit in die Zukunft will der Gitarrist nicht blicken, aber „wir werden so viele Shows wie möglich spielen. Und ich hoffe, dass wir auch schnell wieder nach Deutschland kommen können. Ich hoffe wirklich inständig, dass bald alles wieder einigermaßen läuft.“ Dann gehören die letzten Worte natürlich auch Herrn Stützer: „Danke für den Support, metal.de. Checkt unser neues Album „X“ aus, gönnt euch ein Bier und haltet die Fahne des Metal hoch!“


07.05.2021
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