Delain
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Interview

Quo vadis DELAIN? Die niederländischen Symphonic Metaller rund um die bezaubernde Frontfrau Charlotte überraschen mit einem wirklich überzeugenden Album namens „April Rain“. Das bewog mich zum Telefon zu greifen, die Nummer zu wählen und direkt nach Holland durchgestellt zu werden…

Hi Charlotte, Gratulation zu eurem neuen Album „April Rain“, welches im März veröffentlicht wird. Arbeitet ihr noch daran?

Hi Mathias, nein, mittlerweile haben wir die Arbeiten am neuen Album abgeschlossen. Wir warten nur noch auf den Veröffentlichungstag, bis die Platte letztendlich in den Läden zum Verkauf steht. Das Mastering und auch die Mischung sind komplett abgeschlossen, dem Album steht also nichts mehr im Weg.

Eigentlich sollte „April Rain“ ja schon Ende Februar in den Verkaufsregalen zu finden sein. Warum diese Verzögerungen bei der Veröffentlichung?

Naja, wir haben das Ganze ein wenig unterschätzt. Es ging extrem viel Zeit für die ganze Promotion drauf. Viel mehr als wir uns eigentlich erwartet hatten. Das Album wird nämlich nicht nur in den Niederlanden erscheinen, sondern auch international stark vertreten sein, wie zB in Deutschland. Schlussendlich einigten wir uns auf einen Kompromiss: Wir nehmen uns mehr Zeit, um sicher zu gehen, dass die ganze Sache auch hundertprozentig erledigt wird und das Ergebnis nicht durch irgendwelche Schlampereien beeinträchtigt wird.

Das neue Album bedeutet wohl auch viele Termine und Interviews zurzeit, oder?

Oh ja, da hast du Recht (lacht). In den letzten Tagen waren wir in Paris, dann in Köln, wir sind zurzeit relativ viel unterwegs. Das macht mich aber total glücklich. Ich bin sehr froh darüber, dass die Leute so sehr an uns und dem Album interessiert sind. Etwas Besseres kann man sich als Musiker eigentlich gar nicht vorstellen.

Nachdem euer Debüt-Album „Lucidity“ eher wie eine All-Star-Compilation anmutete, habt ihr euch nun für ein fixes Line-up entschieden. Ihr scheint eine funktionierende Einheit zu sein. Kannst du das bestätigen?

Und wie ich das bestätigen kann! Die ganze Situation hat sich total verändert. Als „Lucidity“ veröffentlicht wurde, war es nicht mehr als ein Projekt. Verschiedene Musiker und Bands waren daran beteiligt, aber im Prinzip war es ein reines Projekt von Martijn (Anm. Westerholt). Dieses Mal war es komplett anders. Alle Bandmitglieder beteiligten sich an dem Songwriting-Prozess und jeder einzelne brachte seinen individuellen, musikalischen Background mit ein. Wir haben das ganze in eine richtige Band umgewandelt. Für mich war die Umstellung nicht wirklich gravierend, denn ich habe für „Lucidity“ damals schon ein paar Texte geschrieben, doch für die Jungs war es eine gänzlich neue Situation. Beim ersten Mal wurden sie zum Schluss nur noch geholt, um die fix fertigen Stücke einzuspielen. Die ganze Arbeit rund um das Album war damals schon abgeschlossen. Der komplette Gegensatz zu „April Rain“. Dieses Mal waren sie von Anfang an dabei. Jeder hatte die Möglichkeit seinen eigenen Willen in die Musik einfließen zu lassen. Ich finde es wirklich sehr cool und für mich persönlich ist es auch wichtig, ein Teil am Entstehungsprozess eines Albums zu sein. Und das ist uns wirklich gelungen.

Rückblickend gesprochen gefällt dir „Lucidity“ aber schon?

Natürlich, ich finde es war und ist auch heute noch ein großartiges Album. Ja, ich mag es wirklich, doch wie schon gesagt, es war einfach eine ganz andere Situation. Martijn übernahm sämtliche Koordinationen, es war sein Projekt. Ein Projekt, an dem sich viele verschiedene Musiker beteiligten, die letztendlich ein wirklich gutes Album daraus machten. Es hatte aber eher poppigere Melodien als die neue Platte. Die Produktion auf „April Rain“ klingt viel mehr nach Metal, als es auf dem Vorgänger der Fall war. Ich denke, dass „April Rain“ nach den DELAIN klingt, die wir in Wirklichkeit auch sind. Für mich klingt die neue Scheibe einfach frischer, aber wie gesagt, soll das auf keinen Fall heißen, dass mir „Lucidity“ nicht gefällt (lacht).

Wie schon erwähnt, tummelten sich auf „Lucidity“ einige, große und erfolgreiche Namen des Metal-Business. Marco Hietala, Liv Kristine oder auch Sharon den Adel, um nur ein paar zu nennen. Woher kamen die Verbindungen zu diesen Leuten?

Das war eindeutig Martijns Verdienst. Aus seiner Zeit bei WITHIN TEMPTATION kannte er noch viele verschiedene Künstler, natürlich vor allem niederländische. Die musikalische Szene in Holland ist nicht allzu groß und Martijn hat sich in seiner Vergangenheit einen guten Namen gemacht. Auch auf einem NIGHTWISH-Konzert war er einmal vertreten, daher auch der gute Kontakt zu Marco Hietala. Der ist übrigens auch auf unserem neuen Album zu hören, im Duett mit mir auf „Control The Storm“. Ansonsten haben wir auf weitere Gastauftritte verzichtet. Wir wollten es dieses Mal einfach so machen und es hätte auch nicht unbedingt ins Konzept gepasst.

Alles in allem scheinst du sehr zufrieden zu sein mit dem Endergebnis der Platte?

Oh ja, sehr sogar. Ich denke, dass wir alle unsere selbst gesteckten Ziele erreicht haben. Es war am Anfang sehr kompliziert uns miteinander zu koordinieren. Jeder beteiligte sich am Prozess und es ist zu Beginn gar nicht so leicht, wenn man es eigentlich gewöhnt ist, das Ganze alleine zu machen. Es hat aber letztlich alles wunderbar funktioniert. Ich finde das Ergebnis von „April Rain“ wirklich cool und ich bin total begeistert von dem Album. Es hat alles geklappt, wir haben uns zusammen gerauft und alles gemanagt und nun bin ich einfach nur noch gespannt, wie die Scheibe bei den Fans ankommen wird. Ich freue mich total auf das kommende Feedback unserer Hörer. Doch egal was passieren wird, für mich persönlich ist „April Rain“ ein voller Erfolg.

Im Web habe ich gelesen, dass du ein ganzes Jahr lang eine klassische Gesangsausbildung genossen hast. Hast du auch noch einen anderen musikalischen Hintergrund?

Genau, ich hatte eine klassische Ausbildung für ein Jahr. Davor war ich aber auch mal in einer Jazz-Band… (lacht). Es war eine Art Big Band mit etwa 60 Leuten. Ich konnte mich damals aber trotzdem daran beteiligen. Ich spielte nämlich Klarinette, was zwar total streberhaft rüber kommt, aber was soll man machen?! (lacht). Mit meiner besten Freundin zusammen begann ich dann mit dem Songwriting und dann kam eben der klassische Unterricht. Ich war aber nicht wirklich begeistert, denn mein Gesangslehrer wollte mich zu sehr in diese typische, perfekte Sopran-Schublade stecken, was ich persönlich damals einfach nicht wollte. Damit will ich überhaupt nicht sagen, dass diese Art von Musik nicht schön ist, ganz im Gegenteil. Ich wollte einfach individuell bleiben und mich nicht zu sehr spezialisieren. Im Endeffekt glaube ich, dass es die richtige Entscheidung war.

Für uns Metal-Fans ganz sicher, denn somit bist du uns erhalten geblieben…

Oh, danke sehr (lacht)…

Kommen wir noch einmal auf die einzelnen Songs zu sprechen. Wer war verantwortlich für die Kompositionen?

Den Großteil hat Martijn geschrieben. Wir hatten aber auch einen externen Schreiber beauftragt, der uns noch tatkräftig unterstützen konnte. Martijn war aber die führende Hand, obwohl sich alle Bandmitglieder mächtig ins Zeug legten und sich an allem beteiligten, wo sie nur konnten. Für mich war es schön zu wissen, dass Martijn die Zügel in der Hand hält.

Wer hat die Platte produziert?

Das Album wurde von Martijn und Oliver Phillips produziert. Die endgültige Mischung machte Jakob Hobson in Dänemark. Gute Leute, denn wir wollten natürlich dass die Produktion Eier hat (lacht). Die Gitarren, die Drums und auch der Gesang sollte ins richtige Licht gerückt werden, damit die Songs auch überzeugend präsentiert werden können.

Mein persönlicher Favorit auf „April Rain“ ist definitiv „Go Away“. Der Titel ist schnell, episch und für den Refrain würde ich sterben. Gibt es für dich auch einen Lieblings-Song auf dem Album?

Hey, es ist cool zu hören, dass dir „Go Away“ am besten gefällt. Den Song haben wir nämlich schon einmal live auf einem unserer Konzerte ausprobiert und die Fans sind sofort mitgegangen. Es war wirklich toll! Wenn ich jetzt wirklich einen einzigen Titel auswählen müsste, wäre es wahrscheinlich „Nothing Left“ oder „On The Other Side“. Das sind meine Favoriten, da ich sie persönlich einfach so gerne singe. Live auf der Bühne ist auch für mich „Go Away“ der absolute Kracher, da die Leute einfach so abgehen. Der Song ist wie gemacht für unsere Auftritte. Er beinhaltet Emotionen und Werte, einfach cooles Zeug. Auch wenn ich dir jetzt diese Titel aufgezählt habe, muss ich dazu sagen, dass mir wirklich jeder einzelne Song auf dem Album gefällt, da gibt es keine einzige Ausnahme.

Noch etwas habe ich im WWW entdeckt. Und zwar euer definitives Cover für die Platte. Du siehst darauf umwerfend aus. Wer war für das Design verantwortlich?

(lacht)…Danke für das Kompliment. Gestaltet wurde es von einem Fotographen, der wirklich super Arbeit geleistet hat. Das endgültige Design lag dann in meinen Händen. Ich arbeitete mit dem Fotographen zusammen und wir entschieden uns für ein Cover, das die Band zeigt. Ich muss zugeben, dass wir auch einige, andere Designs hatten. Sie waren abstrakt, sehr eigenwillig gestaltet, doch im Endeffekt hätten diese nicht funktioniert. DELAIN ist jetzt eine richtige Band und dieses Gefühl sollte auch transportiert werden. „April Rain“ ist ein Band-Album, deswegen haben wir uns gegen irgendwelche abstrakten Designs entschieden. Der Fotograph hat uns exzellent in Szene gesetzt. Das Cover zeigt die Mitglieder von DELAIN, wie sie leiben und leben. Die Verrenkungen, der Effekt mit dem Wind, es war wirklich toll diese Aufnahmen zu machen. Leider war es damals eiskalt (lacht). Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das Cover passt perfekt zum Album. Quasi ein Vorgeschmack wie wir auf der Bühne aussehen werden (lacht).

Stichwort Tour. In den letzten Tagen des vergangenen Jahres ward ihr als Support für die Mittelalter-Rocker von SUBWAY TO SALLY auf Tour. Hast du die Band zuvor schon gekannt?

Ja, das ist richtig. Ende Dezember haben wir sie auf einigen ihrer Konzerte unterstützt. Wenn ich ehrlich sein darf, habe ich SUBWAY TO SALLY davor noch nicht gekannt. Ich denke, RAMMSTEIN ist die einzige deutsche Band, die international wirklich Breitenwirkung hat. Als aber klar wurde, dass wir mit ihnen auf Tour gehen werden, habe ich sie natürlich sofort im Internet gecheckt und mir einige Informationen geholt. Es war sehr überraschend für mich, denn die Musik unterscheidet sich sehr von unserer. Es war eine richtige Herausforderung. Wir wollten natürlich wissen, ob eine solche Mischung live überhaupt funktioniert. Im Nachhinein kann ich aber definitiv sagen, dass dieses Projekt einwandfrei funktioniert hat. Das Publikum hat uns total akzeptiert und auch die Jungs und das Mädel von SUBWAY TO SALLY haben uns herzlichst aufgenommen.

Und jetzt geht es weiter mit der Tour?

Genau. Im April geht es los. Dann gehen wir auf Tour mit KAMELOT und werden in einigen europäischen Städten auftreten. An allen Locations, wo KAMELOT nicht mit dabei sind, fungieren wir quasi als Headliner. Auch im Mai werden wir unterwegs sein, nach Deutschland kommen wir aber noch im April.

Als Österreicher muss ich dich jetzt fragen, ob du schon einmal in Österreich warst?

Du kommst aus Österreich? Wirklich? Wie cool ist das denn? Oh ja, ich war sogar schon vier Mal in meinem Leben dort. Und zwar in… wie spricht man das aus?

Kannst du es buchstabieren?

Ich denke es ist z…e…l…l…a…m… lake! Oder?

Du meinst Zell am See in Salzburg?

Ja, genau. Ich war mit meiner Familie, mit meinen Eltern dort, um Urlaub zu machen. Es ist nahe am Großglockner, an den Bergen. Es ist wirklich schön dort! Mit DELAIN war ich noch nie dort, schade eigentlich!

Persönliche Frage: Welche musikalischen Einflüsse hast du, aus privater Hinsicht?

Das ist eine gute Frage, denn wir alle von DELAIN haben ganz verschiedene Einflüsse. Wir sind da ganz vielseitig. Dem einen gefallen poppige Strukturen, während mir eher die groovigen Sachen besser gefallen (lacht). Mein All-Time-Favorit ist aber definitiv RADIOHEAD. Trotzdem gefallen mir aber auch andere Rock- und Metal-Bands, sowie klassische Musik.

Plant ihr auch eine DVD in nächster Zeit? Werdet ihr einen Auftritt mitschneiden?

Es ist wirklich toll zurzeit, denn wir haben die Möglichkeit ein paar Shows aufzunehmen und versuchen dadurch natürlich eine gute Live-Produktion zusammen zu bekommen. Bevor es aber nicht hundertprozentig passt, wollen wir da nichts machen. Es gibt auch keine konkreten Pläne, aber ich denke es wäre sicherlich gut in Zukunft eine DVD zu machen. Wir werden darüber nachdenken. Leute, die auf DVDs stehen, können sich aber freuen, es wird passieren, nur habe ich noch keine Ahnung wann genau.

Okay. Kommen wir zum Abschluss. Welche Pläne hast du für die nächste Zeit?

Wir spielen ein paar Mini-Shows, um unser Album zu präsentieren. Davor werden wir natürlich auch mächtig am Proben sein. Weiters warten wir auch noch auf die komplett fertig produzierte Platte, denn in Wirklichkeit haben wir den definitiven Sound noch gar nicht gehört.

So, dann glaube ich, dass ich am Ziel angelangt bin. Oder hast du noch wichtige Informationen, die du uns nicht vorenthalten willst?

Ich glaube, ich habe schon genug gesagt (lacht). Ich hoffe, dass euch das Album gefallen wird und dass wir euch bald auf einem unserer Konzerte begrüßen dürfen. Ohne euch beeinflussen zu wollen, es ist ein wirklich gutes Album geworden (lacht).

Genau, das habe ich ganz vergessen zu erwähnen. Mein Review ist schon seit längerer Zeit fertig und von mir bekommt ihr neun von zehn Punkten!

Neun von zehn? Oh mein Gott, vielen Dank (lacht). Das sind gute Neuigkeiten…

Na, dann bedanke ich mich bei dir. Liebe Grüße an die restliche Band und alles Gute.

Danke für dein Interesse und alles Gute. Mach’s gut!

13.03.2009
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