God Dethroned
God Dethroned

Interview

GOD DETHRONED haben die Tage ihr mittlerweile achtes Album namens "Passiondale (Passchendaele)" veröffentlicht. Die Qualität ist wie bei den bisherigen GOD DETHRONED-Veröffentlichungen gewohnt hoch und auch das Konzept hinter dem Album kann sich durchaus sehen lassen. Bandgründer und Mastermind Henri Sattler beantwortete uns ein paar Fragen zu den Hintergründen des Albums, den Geschehnissen innerhalb der Band und der näheren Zukunft.

Hallo Henri. Meine Glückwünsche zu eurem neuen Album „Passiondale“! Es ist wirklich ein großartiges Stück Arbeit geworden. Ich habe gelesen, dass es ein Konzeptalbum über die Dinge sein soll, die im Ersten Weltkrieg bei dem belgischen Örtchen Passendale (die aktuelle Schreibweise von Passchendaele; Anm. d. Verf.) passierten. Könntest du unseren Lesern bitte erzählen, was dort passierte und was dich auf die Idee gebracht hat ein Konzeptalbum darüber zu verfassen?

Ein großer Teil des Ersten Weltkriegs fand in Belgien in Schützengräben, nahe der Stadt Ypern und dem kleinen Dorf Passendale, statt. Da unser ehemaliger Gitarrist Isaac Delahaye in Ypern lebt und ich oft dort hinfuhr um ihn zu besuchen, kam ich in Kontakt mit dem Ersten Weltkrieg. Die Stadt Ypern ist voller Gedenkstätten und Kriegsgräber. Dazu besuchen auch eine Menge englischer Leute jedes Wochenende die Stadt, um zu den Gräbern ihrer Verwandten zu gehen, die dort während des Krieges starben.
Es weckte mein Interesse, also ging ich zum dortigen Museum (namens ‚In Flanders Fields‘; Anm. d. Verf.) um mehr über diesen Krieg herauszufinden. Es hat mich regelrecht aus den Socken gehauen und da wir schon mehrere historische Themen auf vergangenen Veröffentlichungen behandelt hatten, dachte ich, es wäre eine gute Idee ein Konzeptalbum über dieses historische Thema zu schreiben.

Wie hast du denn vorab nach Hintergrundinformationen für das Konzept von „Passiondale“ gesucht?

Nun, ich ging wie gesagt zuerst ins Museum und begann dann damit, alle Sorten von Informationen über den Krieg zusammenzutragen. Hauptsächlich durch Bücher und auch das Internet. Es hat lange gedauert die Nachforschungen zu betreiben, aber umso mehr ich darüber las, umso mehr interessierte es mich. Nicht viele Leute wissen eine Menge über diesen Krieg, und genauso ging es mir auch. Aber es war definitiv einer der zerstörendsten Kriege in der Region.
(Zur Information: In der dritten Flandernschlacht, vom 31.06. – 06.11.1917, starben auf alliierter Seite schätzungsweise 325.000, auf deutscher Seite schätzungsweise 260.000 Soldaten. Die Stadt Ypern sowie die Ortschaften im Umfeld, wie Passendale, wurden nahezu komplett zerstört.; Anm. d. Verf.)
Übrigens wurde das Dorf Passendale in der Vergangenheit Passchendaele genannt, aber die englisch sprechenden Armeen konnten es nicht aussprechen, also benannten sie es um und gaben ihm den Spitznamen Passiondale. Ich dachte mir, das wäre ein toller Titel für das Album.

Das ist er auch, ohne Frage.
Ich habe auch eure Texte gelesen und es scheint, dass sie sich hauptsächlich mit dem Grabenkrieg befassen, der dort stattfand. Für mich sieht es so aus, als hättest du dich mehr auf den ganzen Krieg- und Kampfstoff eingeschossen, ohne irgendwelche Hintergründe zu beleuchten. Liege ich vielleicht falsch? Was für ein Konzept steht hinter den Texten?

Ja, ich wollte keinen politischen Standpunkt in dieser Angelegenheit beziehen. Ich liebe es, in jedem Land zu spielen und möchte nicht missverstanden werden. Dieses Album ist ein Anti-Kriegs-Album und daher habe ich es von einem neutralen Blickpunkt aus geschrieben. Um das zu erreichen konnte ich bestimmte Hintergründe nicht nennen, bzw. erwähnen. Ich fühlte, dass es die Neutralität der Lieder weg nehmen würde. Also wurden die Texte hauptsächlich Beschreibungen der Kriegsführung.

Wärst du so nett und würdest einen Text, den du am ehesten magst, aussuchen und für uns beschreiben?

Ich mag ehrlich gesagt alle Texte, aber ich werde einfach „Poison Fog“ als Beispiel nehmen.
Der Titel handelt von dem Einsatz von Senfgas (welches im Gegensatz zu dem zuvor eingesetzten Chlorgas außer den Atemwegen noch die Haut angreift und verätzt; Anm. d. Verf.).

Die Soldaten steckten jahrelang in den Schützengräben, falls sie letztendlich nicht doch umgebracht wurden. Den ganzen Tag die Füße in Wasser und Schlamm und kaum etwas zu essen und zu trinken. Sie konnten nicht aus den Wasserlachen trinken, da ihre toten Kameraden darin lagen, nicht zu vergessen die Exkremente und die Überreste vom Senfgas.
Sie konnten vom Bombardement jeden Tag sterben. Um die 100.000 Granaten wurden pro Tag auf ein Areal von zwei Quadratkilometern verschossen, was den Boden letzten Endes um neun Meter absenkte.
Die Leute waren vor Angst gelähmt und suchten nicht einmal mehr nach Deckung. Sie nannten es Granatfieber (der modernere deutsche Ausdruck wäre Grabenschock, zu englisch: shell shock; Anm. d. Verf.). Auch ihre ganzen Kameraden um sie herum starben jeden Tag, also schlossen sie anstatt dessen lieber Freundschaften mit Ratten oder anderen Dingen.

Heutzutage kaum mehr vorstellbar, aber faszinierend und schockierend zugleich ist es allemal. Lassen wir die Beschreibung einfach mal so stehen und wirken.

Kommen wir zu eurem Intro, da redet nämlich eine Frau auf Japanisch. Es erzeugt eine großartige Atmosphäre, aber worüber redet sie? Und warum Japanisch und nicht Belgisch?

Manche Leute denken, dass es seltsam ist, dass wir die japanische Sprache im Intro benutzt haben, aber Japan war ebenfalls in den Ersten Weltkrieg involviert. Es hatte alles mit den Kolonien um die ganze Welt herum zu tun. Kolonialismus war eine große Sache bis zum Krieg.
Der Hauptgrund, um die japanische Sprache zu nutzen, war allerdings die Atmosphäre, die sie erzeugen würde. Der Text selbst handelt von dem Untergang Europas direkt vor dem Krieg.

Genug der Hintergründe, sprechen wir von dem Hier und Jetzt, eurer Musik.
Euer neues Album hat, zumindest meines Erachtens, wieder mehr Black-Metal-Einflüsse als die letzten. Wie kam es zu diesem ‚Wechsel‘? Hat es vielleicht sogar etwas mit den Besetzungswechseln zu tun, die letztes Jahr vonstatten gingen?

Ja, das neue Album geht zurück in die Zeit von „Grand Grimoire“ und „Bloody Blasphemy“. Zum Teil deshalb, da Roel Sanders wieder am Schlagzeug sitzt, aber auch deshalb, weil wir wieder mehr in diese Richtung gehen wollten. Arien (van Weesenbeek, der ehemalige Schlagzeuger; Anm. d. Verf.) und Isaac in der Band zu haben, brachte uns dazu, melodischere Musik zu schreiben. Aber wir wollten zu unserem Old-School-Klang mit Black-Metal-Elementen zurückgehen, also taten wir es.

Soweit ich weiß, hast du, wie auf den anderen Alben auch, die ganze Musik im Alleingang geschrieben. Wie komponierst und schreibst du sie? Gibt es da eine spezielle Art, wie du es tust?

Nein, ich setze mich einfach hin und beginne zu schreiben. Da gibt es nichts Spezielles. Ich arbeite am Besten unter Druck, also tue ich nichts, bis das Studio gebucht ist und beginne dann mit dem Songwriting. Erst die Musik, dann die Texte. Die Melodien und Gitarrenlicks mache ich vor Ort. Ich mag Spontanität, mehr, als alles schon Monate vorher vorzubereiten.

Wo wir eben schon bei euren Besetzungswechseln waren: Warum sind Arien und Isaac gegangen? Der gleiche Grund wie meistens, sprich arbeitstechnische oder zeitliche Probleme?

Arien wurde gefragt, ob er auf einem EPICA-Album spielen wollte und sie wollten ihn in der Band dann auch behalten. Wir haben zu dieser Zeit nicht allzu viel getan, also nahm er das Angebot an. Er dachte, er könnte es mit GOD DETHRONED verbinden, aber in Wirklichkeit hat das natürlich nicht funktioniert, also mussten wir ihn gehen lassen.
Isaac war es leid jedes Mal so weit zu fahren und ich vermute, er vermisste es sehr mit Arien zu spielen, also stieg auch er aus und jetzt spielen sie wieder zusammen, bei EPICA.

Genug von diesem Bäumchen-Wechsel-Dich, lass uns den Blick vorwärts richten. Was sind eure Pläne für die nahe Zukunft? Was können wir dieses Jahr von GOD DETHRONED noch erwarten?

Nun, zuerst werden wir mit einer Tour über den Balkan beginnen. Es hat alles mit dem Konzept zu tun. Der Thronerbe von Österreich, Franz Ferdinand, wurde in Sarajevo am 28.06.1914 getötet, was der ausschlaggebende Punkt für den Ersten Weltkrieg war. Also wollten wir 95 Jahre später am gleichen Tag in Sarajevo spielen und ein paar weitere Auftritte dranhängen. Dann werden wir im September auf eine Südamerika- und Mexiko-Tour gehen, im Oktober folgen die USA, danach kommt Europa an die Reihe, wenn wir zurückkommen. In der Zwischenzeit werden wir ein paar Festivals hier und da spielen, wie beispielsweise das Summer Breeze.

Großartig, also werden wir uns definitiv auf der Tour sehen!
Danke für das Interview! Die letzten Worte gehören dir:

Danke dir für das Interview, man sieht sich auf Tour!

28.04.2009
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