Insanity Alert
Originalität aus Tirol

Interview

INSANITY ALERT aus Innsbruck haben mit „666-Pack“ ihr drittes Album veröffentlicht. Für die Tiroler geht es mit ihrem Crossover-Party-Thrash stetig nach oben. Es war also an der Zeit für ein Interview bei ihrem Konzert in Stuttgart.

Fangen wir mit der neuen Scheibe „666-Pack“ an, sie ist seit Freitag (25.01.) draußen und heute spielt ihr das erste Konzert zu dem Album. Beginnen wir mit der Frage, die in einem großen deutschen Magazin stand: „ […]stellt sich die Frage, wer die drölfzigste lauwarme Version von S.O.D. und MUNICIPAL WASTE braucht.“ Warum braucht man eure Scheibe?

Heavy Kevy: Wer hat das geschrieben?

Rock Hard.

Heavy Kevy: Da kann ich nur sagen, dass der Typ, der das geschrieben hat, voll deppert ist und keine Ahnung von guter Musik hat. Warum braucht man das? Meine Lieblingsband sind THE RAMONES und ich kann mir zweihundert RAMONES-Clones, wenn sie gut sind, anhören. Ich liebe den Sound und es geht mir nicht um den Style oder die Originalität. Dann kann man irgendwas hören, was gerade hip ist. Ich will guten Sound in einem Genre, das ich gerne höre. Wir lieben Hardcore, wir lieben Punk, wir lieben Metal und so kommt unser Crossover-Sound zustande. Und wenn jemandem das nicht taugt, dann können wir da wenig dafür.

Don Melanzani: Vor allem wenn ein europäisches Magazin das über eine europäische Band schreibt – interessant. Es gibt ja nicht so viele europäische Bands, die so einen Sound machen.

The Dave Of Death: Ich frage mich immer nur warum im Metal-Genre, das ja sehr konservativ ist und wenig Progression zulässt, immer die große Originalität gefordert wird, die ich so gut wie bei keiner Metalband sehe. Es ist ein Genre, das feiert, was damals entstanden ist. Wenn sich Qualität an der Originalität misst, dann fehlt der Zugang.

Was ist für euch das wichtigste an eurer Musik? Kevin, bei dir würde ich sagen, ist es der Spaß.

Heavy Kevy: 100 Prozent. Ich bin 41 Jahre alt und liebe das Spielen. Ich werde nie der nächste Bruce Springsteen und deshalb muss es mir richtig Spaß machen, denn sonst bleibe ich zu Hause und mache andere Sachen, die mir Spaß machen.

Unterschreibst du das auch, Dave?

The Dave Of Death: Absolut, auch wenn mein Zugang etwas anders ist. Für mich bedeutet Spaß backstage auf der Couch herumzulungern. Es gibt für mich keine bessere Art live zu spielen als mit dieser Musik. Ich mag andere Musik lieber, aber ich kann mir nicht vorstellen, andere als diese Musik live zu spielen.

Don Melanzani: Ich will auch Spaß, sonst würde ich mich nicht ständig ins Auto setzen und soweit fahren. Spaß und dazu noch die Aggressivität und Energie vom Sound, die ich in meinem Alltag brauche um abschalten zu können. Ohne wäre es nicht cool.

Aufgenommen habt ihr zu dritt, Dave hat Gitarre und Bass eingespielt. Was ist schon wieder mit eurem Bassisten passiert? Ihr solltet euch vielleicht mal an SPINAL TAP orientieren und euch Stories über eure Bassisten ausdenken.

Don Melanzani: Das Problem ist eher evolutionsbiologisch.

Heavy Kevy: Wo ist er überhaupt?

Stimmt, dieser hier ist auch schon wieder weg.

Heavy Kevy: Du sagst es. Aber Moosi hat einfach aufgehört. Wir sind zurückgekommen von einer relativ erfolgreichen Persistence-Tour mit MADBALL, HATEBREED und TERROR, die für mich persönlich eine gigantische Erfahrung war. Eine oder zwei Wochen nach der Tour haben wir uns getroffen um zu besprechen wie es war und während des Gespräches hat er gesagt, dass er aufhört. Das war es, da konnten wir wenig dazu sagen.

Da kommt der Bassist. Ich hab euch damals mit INDYUS kennengelernt, hab nach euch gegoogelt und das einzige was man damals über INDYUS im Netz gefunden hat, war ein Interview mit dem Bruder von eurem Bassisten Jatsch. Er sagte, er wäre nicht der verrückte in der Familie, er würde zwar von Skischanzen springen, aber sein Bruder wäre verrückter, der hätte so eine Band.

Don Melanzani: Da siehst du, wie es um die Band bestellt war.

Wie läuft bei euch das Songwriting und das Proben ab? Don Melanzani, du bist doch in Berlin gestrandet, oder?

Don Melanzani: Ich bin mittlerweile zurück in Innsbruck. Ein Grund dafür war die Band, als wir bei Season Of Mist unterschrieben haben und geplant war, eine neue Platte zu schreiben.
Das Songwriting läuft so, dass Dave mit Riff-Ideen oder schon fast fertigen Songs daherkommt und dann arrangieren wir es uns zusammen aus. Das kann sein, dass wir es so belassen, komplett zerlegen oder Teile verändern. Dann kommt Kevins Stimme drüber. Das kann auch anders laufen, dass Kevin was singt und wir es auf Schlagzeug und Gitarre übersetzen müssen.
Die meisten Ideen entstehen im Bus unterwegs, die Titel der Songs sowieso, obwohl die auch ganz von alleine entstehen.

Dave, was ist mit deinem Namen passiert? Erst Dave Against The Machine, dann Dave Dave Dave und jetzt The Dave Of Death.

The Dave Of Death: Soviel zur Kritik, dass man sich nicht weiterentwickelt. Wir wollen ja Originalität reinbringen und nicht die drölfzigste Version sein.

Kann man denn Namensvorschläge einreichen?

The Dave Of Death: Natürlich.

Don Melanzani: Fidel Castrator heißt er gerade.

Drittes Album, drittes Label. Gebt doch mal kurz einen Kommentar zu jedem Label ab. Empire Records?

Heavy Kevy: Netter Typ, voll Underground, Metalliebhaber. Er hat uns bei einer Show in Belgien getroffen und wir sind in Kontakt geblieben. Wir sind aus Tirol, da stehen die Labels nicht Schlange um ein Album von uns zu veröffentlichen. Wir hatten nur unsere Demos und ein paar Liveshows und er wollte sofort was mit uns machen. Da sind wir ihm sehr dankbar dafür. Allerdings ist er alleine und konnte uns nicht allzu viel bieten. Wir haben viel in Deutschland gespielt und sind dann zu This Charming Man Records gewechselt, einem Side-Label von Green Hell Records, was wiederum einen sehr guten Verteiler in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz hat. Dann kam Season Of Mist und wir haben den nächsten Schritt machen können, da wir auch viel in Frankreich spielen. Ein großes Label, viele Releases und viele Leute arbeiten dort. Der Wechsel klang sehr logisch für uns. Wir haben mit niemandem gestritten und sind wie normale Menschen auseinander gegangen und jeder hatte Verständnis für unsere Situation. Bei Season Of Mist sind sehr nette Leute, die auch hart arbeiten. Wir selber haben alle unsere Jobs auf ein Minimum reduziert und für mich selber ist es der letzte Versuch von der Musik leben zu können. Danach werde ich zwar auch Musik machen, aber wahrscheinlich nur für 20 Besoffene im eigenen Dorf. Es macht mega Spaß mit so einem Label so geile Festivals spielen zu können.

Habt ihr eine Übersicht wie viele Videos ihr schon veröffentlich…

Heavy Kevy: 10! das habe ich zufällig letzte Woche gezählt. „The Body Of The Christ Is The Parasite“ ist Nummer 10.

Wer hilft euch dabei oder macht ihr alles in Eigenregie?

Heavy Kevy: Zwei gute Freunde, die beide einige Videos einzeln gemacht haben und dann ein paar zusammen. Das letzte Lyric-Video hat Dave selber gemacht. Was der Mann alles kann.

The Dave Of Death: Dann gibt es noch Lorenzo aus Italien.

Heavy Kevy: Das ist ein guter Kumpel von Don Melanzani. Ich mag ihn nicht so. (alle lachen)

Kann man schon was sagen, ob zum neuen Album noch etwas geplant ist?

Don Melanzani: Geplant ist was, aber man kann noch nichts sagen.

Heavy Kevy: Für Februar war was geplant, das haben wir aber noch nicht geschafft. Ein verdammt guter kommt auf jeden Fall noch. Der wird echt gigantisch.

Wir haben uns zuletzt hier im Sommer 2017 getroffen, einen Tag vor dem In Flammen Open Air. Danach seid ihr ordentlich herumgekommen. Haut mal ein paar Stichwörter zu den großen Sachen raus. Fangen wir an mit der Persistence-Tour mit HATEBREED, MADBALL und TERROR. Kevin, du sagtest vorher schon es war für dich sehr gut.

Heavy Kevy: Sehr besonders auf jeden Fall. Ich hätte schon mal nicht gedacht, dass wir für so was überhaupt gefragt werden. Da melden sich doch bestimmt viele Bands, dass sie dort dabei sein wollen. Das erste Mal im Nightliner.

Don Melanzani: Super Merch verkauft, obwohl wir immer schon sehr früh auf die Bühne mussten.

Heavy Kevy: Viele Amerikaner getroffen: „I like your country.“

Don Melanzani: Mit dem Hellfest und dem Brutal Assault haben wir auch super große Festivals gespielt. Die Auftritte waren natürlich sehr früh, aber die Resonanz war Bombe. Mit KREATOR haben wir drei Shows an einem Wochenende gespielt. Mit MUNICIPAL WASE haben wir ein paar Shows in Frankreich gespielt.

Heavy Kevy: Frankreich ist super. Das Rock Hard Frankreich hat uns übrigens ein super Review geschrieben. (alle lachen)

Das Damnation Festival in England habt ihr noch gespielt. Seid ihr nur für das Festival rüber nach England?

Don Melanzani: Das war bombe. Wir sind bis London geflogen und dann gefahren.

Heavy Kevy: Voll nette Leute, Musikliebhaber und alle Genres waren vertreten. NAPALM DEATH waren Headliner und alle Arten von Metal und Punk waren zusammen, das finde ich echt geil.

Full Metal Mountain.

Don Melanzani: Das war mit KREATOR. MAMBO KURT hat auf der Sonnenterrasse gespielt.

War das draußen oder ist das drinnen?

Don Melanzani: Wir haben draußen Open Air gespielt, auf der Mittelstation der Piste und mussten mit der Gondel mit allen Sachen hochfahren. Das war sehr witzig. KREATOR haben dann am Abend drinnen gespielt.

Was ist für 2019 geplant? Obscene Extreme, Hellfest…

Heavy Kevy: Auf der Mainstage. Mit SLAYER und TESTAMENT.

The Dave Of Death: Als erste österreichische Band auf der Mainstage.

Heavy Kevy: Da kommt man nur ohne Originalität rauf.

Don Melanzani: Braucht es das?

Vienna Metal Meeting steht auch an. Habt ihr da schon mal gespielt?

The Dave of Death: Nein, aber die Location ist super.

Don Melanzani: Viele kleinere Festivals stehen noch an, Tschechien und Slowenien ist geplant und es wird noch mehr dazukommen.

Dave und Don Melanzani, wir haben uns vor über zehn Jahren das erste Mal getroffen…

Heavy Kevy: Da war ich noch zu jung.

… was ist eigentlich mit INDYUS passiert? Irgendwann kam nichts mehr von der Band und dann hat mich Don Melanzani angeschrieben, hier ist das erste Demo von INSANITY ALERT.

The Dave of Death: Alte Sachen laufen aus weil neue Sachen beginnen. So ist das Leben.

Don Melanzani: Hat alles so gepasst.

Heavy Kevy: Es war kein Riesenstreit und die MySpace Seite gibt es auch noch.

Gibt es noch irgendwas, das ihr loswerden wollt?

Don Melanzani: Also ich kaufe mir morgen das Rock Hard.

Heavy Kevy: Kannst du mir dann den Namen von dem Typen geben?
Das war aber ein guter Anfang für das Interview, hast du unsere Gesichter gesehen?
Ich versuche immer alles zu lesen, aber in letzter Zeit denke ich mir oft warum eigentlich. Es macht uns Gaudi, wir spielen geile Shows und kommen durch ganz Europa. Wenn dann aber doch mal ein Typ was schlechtes schreibt, dann habe ich eine halbe Stunde ein Gefühl von „Was geht eigentlich?“ Da kann man nichts machen. Erzähl aber lieber ein Schlusswort über die Band.

Don Melanzani: Wir spielen viel, lernen gerne viele Leute bei einem Bier kennen, wollen eine fette Party machen und das werden wir dieses Jahr auch machen.

Heavy Kevy: Jetzt sag du auch noch was!

Marc Brownstone: Ich will mich nicht in den Vordergrund drängeln.

Don Melanzani: Das ist übrigens Marc, der spielt Bass.

Quelle: Interview mit INSANITY ALERT am 31.01.2019
11.02.2019
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