Faun
Es geht in unserer modernen Gesellschaft viel zu sehr um Besitz und Statussymbole

Interview

Wenn es um Mystik und zauberhafte Atmosphäre geht, sind FAUN wahre Meister. Nun steht ihr neues Album “Hex“ in den Regalen, und die Band macht sich bereit für die dazugehörige Tour. Dies nahmen wir zum Anlass, um Mastermind und Mitbegründer Oliver Satyr ein paar Fragen zu stellen.

Hallo Oliver, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu eurem neuen Album “Hex“ zu beantworten!

Auf “Hex“ geht es ja hauptsächlich um weibliche Kraft, Magie und Mystik. Habt ihr von vornherein beschlossen, das Album unter dieses Motto zu stellen, oder hat sich das irgendwann im Schreibprozess ergeben?

Wir hatten auf den letzten Alben bereits das Thema Hexen und Hexerei gestreift, aber wollten nun noch einmal tiefer in diese Thematik eintauchen. Noch immer ist dieses Thema zu sehr mit dem Archetyp der bösen Märchenhexe verbunden. Da war es uns ein Anliegen weibliche Magie in verschiedenen alten Kulturen aus einem paganen Blickwinkel zu beleuchten.

In “Belladonna“ geht es um Hekate, ein anderer Song dreht sich um “Nimue“. Beides sind Gestalten aus Mythologie und Sage und vielen Menschen ein zumindest grober Begriff. Wer aber ist “Lady Isobel“, und warum wurde ihr ein ganzes Lied gewidmet?

Manches Mal beschreiben wir in unseren Liedern alte Mythen, manches Mal aber verarbeiten wir auch sehr persönliche Erlebnisse. Lady Isobel ist solch ein Fall.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Chelsea Wolfe bei “Nimue“?

Ich bin lange schon großer Fan von Chelsea Wolfe und ihr aktuelles Album war der Soundtrack meines letzten Winters. Weil ich zu dieser Zeit sehr intensiv an „Nimue“ gearbeitet habe, war der Wunsch naheliegend, diesen Song über Magie mit ihr zusammen aufzunehmen. Weil wir in den letzten Jahren sehr viel in den USA auf Tour waren und unser Management viel mit Chelsea arbeitet ist dann diese wunderbare Kollaboration gelungen.

“Umay“ ist ein türkischer Titel, den ihr mit der Sängerin Fatma Turgut aufgenommen habt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit, und worum geht es in “Umay“?

Wir waren öfters in der Türkei, um dort Konzerte zu spielen. Als ich am Morgen nach einem Konzert einmal ein ausgedehntes Frühstück mit türkischen Freunden in Istanbul hatte, da sprachen wir über die alten animistischen Naturreligionen der Turkvölker. Es war spannend zu erfahren wie viel Parallelen es hier zu unseren alten Mythologien gibt. Z.B. ist der oberste Gott dort, der Donnergott „Tengri“ dem „Thor“ der Wikinger ziemlich ähnlich. Ich habe dann mit der Universität für Turkologie in Giessen zusammengearbeitet, um die Aussprache und die Bedeutung der sehr alten Texte zu recherchieren. „Umay“ oder auch „Otygen“ ist eine alte Muttergöttin. Wir haben hier unter anderem einen Text vertont, welcher in alten Gökturk – Runen auf einem Runenstein in der heutigen Mongolei zu finden ist.

Auf “Hex“ covert ihr “Black Eyed Dog“ von Nick Drake. Warum “Black Eyed Dog“, und wer von euch kam auf diese Idee?

Ich bin schon lange ein großer Fan von Nick Drake und habe von ihm sehr viel über Gitarre und alternative Stimmungen gelernt. Als ich diesen Song von ihm aber einmal auf meiner schwedischen Schlüsselfiedel angestimmt habe, da war ich begeistert, wie dieser Song auf einmal einen ganz anderen Reiz bekam und eher wie ein sehr alter traditioneller Folksong klang.

“Blot“ dreht sich um Opfergaben bei den Wikingern. Ich finde den Gedanken und den Hintergrund sehr spannend, vor allem den Punkt, dass Menschen das heute noch tun, und es nicht zwangsläufig etwas mit Blut zu tun haben muss. Habt ihr vor/nach diesem Videodreh etwas geopfert, oder habt ihr es vor der Veröffentlichung von “Hex“ noch vor? Falls ja, was habt ihr geopfert/würdet ihr opfern?

Es geht in unserer modernen Gesellschaft viel zu sehr um Besitz und Statussymbole. Hierbei gerät die Balance zwischen Geben und Nehmen aus dem Gleichgewicht. Rituelle Opferungen sind daher ein wichtiges Thema, zum Beispiel bei dem Gedanken dem Land etwas zurückzugeben von dem man nimmt. Der Videodreh für Blot hat viel Vorbereitungen gebraucht und wir haben hier eine Laute und eine sehr schöne Götterstatue verbrannt.

Wer sind für dich Beispiele für moderne “Hexen“, also weise Frauen, zu denen wir deiner Meinung nach aufschauen können, und warum?

Es gibt da viele Beispiele. Vielleicht eine Ärztin, die sich sehr gut mit Kräutern auskennt und uns mit Hilfe von Kräuterkunde zu heilen versteht. Oder auch habe ich auf der Recherche zu „Pagan“ Vivianne Crowley aus England kennengelernt. Sie hat wirklich ein immenses Wissen und hat tolle Bücher über Witchcraft und Wicca geschrieben. Sie ist aber nicht nur eine Autorin, sondern auch Psychologin, die z.B. viele Jahre in einem Hospiz gearbeitet hat. So hat sie mit ihrem Zugang zu Naturreligion und Hexenkunst vielen Menschen auf dem Totenbett großen Trost gebracht.

Welcher Song auf dem Album ist dein Liebling und warum?

Uh, das ist eine schwierige Frage. „Belladonna“ ist hier sicher sehr weit vorne mit dabei, weil es hier ein Vergnügen war sich über diverse Genregrenzen einfach hinweg zu setzen und irischen Folk, mit Cumbia, Reaggae und Rockelementen zu kombinieren. Sicherlich aber auch „Nimue“ oder „Lady Isobel“.

Was habe ich dich nicht gefragt, was du unseren Lesern gerne noch sagen möchtest?

Gerade bereiten wir die HEX TOUR vor. Es wird sicher ein sehr spannendes Unterfangen dieses sehr mystische und atmosphärisch dichte Album auf die Bühne zu bringen. Wir sind aber sehr guter Dinge, haben viel geprobt, haben tolle Gäste mit dabei und bauen gerade ein wirklich einmaliges Bühnenbild. Daher kann ich es kaum erwarten HEX bald auf die Bühne zu bringen.

Vielen Dank Oliver!

 

Quelle: Interview mit Oliver Satyr
20.09.2025
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