Kingcrow
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Interview

Nachdem uns die italienischen Progressive-Rocker von KINGCROW mit einer weiteren bärenstarken Scheibe beehrt haben und damit aufs Neue beweisen, dass aus dem Lande der Pasta nicht nur jaulende Power-Metal-Dildos kommen, wurde es höchste Zeit, den selbstbewussten Köpfen der Band, also Sänger Mauro und Klampfer/Hauptsongwriter Diego, ein wenig über die neue Scheibe, Probleme mit Bassisten und Labelwechsel auszufragen.

Hallo Italien! Zunächst mal ein paar warme Worte: Daumen hoch für “Timetropia”! Nach meinem Dafürhalten ist es ein mächtig starkes Stück Progressive-Metal geworden, welches den Vorgänger „Insider“ ausstechen kann und KINGCROW in einer beeindruckenden Form präsentiert. Wie denkt ihr über euer neuestes Album?

“Timetropia” ist auf unserem musikalischem Wege ein weiterer Schritt vorwärts. Nach einem derart düsteren und drückendem Album wie “Insider” wollten wir etwas Anderes machen und auch das Textkonzept hat uns in gewisser Weise dazu gezwungen, die musikalische Atmosphäre etwas anders zu gestalten. Wer uns kennt, weiß, dass unsere Alben die musikalische Umsetzung einer erzählten Geschichte sind; und die Konsequenzen sind die Unterschiede, die du angesprochen hast. Zudem sind wir es müde geworden, wieder dasselbe Album aufzunehmen. Wir suchen immer nach neuen Inputs. Unser progressives Konzept fußt auf Experimenten und Fortschritt, nicht auf individuellen technischen Fähigkeiten.

Das neue Album ist meiner bescheidenen Meinung nach nicht ganz so hart wie der Vorgänger, kommt aber mit variantenreicherem und vor allem überzeugenderem Songwriting daher; wo liegen hier die Gründe? Gibt es eine Veränderung in der Art und Weise wie ihr Songs schreibt?

Mauro: Ich denke, dass die Band dank der Erfahrungen mit „Insider“ eine gewisse Reife im Songwritingprozess erreicht hat. KINGCROW kennen ihre Möglichkeiten und Bereitschaft exakt; und so ist „Timetropia“ ein Ergebnis eines Prozesses, der 2001 mit „Something Unknown“ begann und seitdem weiter fortschreitet.

Welche Haupteinflüsse würdet ihr nennen, gerade im Hinblick auf euer aktuelles Songwriting. „Insider“ hat mich da mehr an RUSH und QUEENSRYCHE erinnert als die neue Platte. Meinen Ohren nach habt ihr nun euren eigenen Stil entwickelt. Dennoch: Welche Vorbilder habt ihr heutzutage?

Mauro: Ich kann dir da schon ein paar Namen nennen. Nachdem ich mir die fertige Platte angehört habe, denke ich da an SAVATAGE, STYX, MARILLION und RUSH, aber ich will unsere Arbeit dabei nicht einschränken oder pauschalisieren. Es ist beinahe unmöglich, den KINGCROW-Stil mit seinem unverwechselbaren Sound nicht zu erkennen. Darauf sind wir stolz!

Und wer zeichnet für diese hervorragenden und höchst eingängigen Melodien verantwortlich?

Mauro: Diego ist bei uns der Kopf, was das Songwriting angeht. Er kommt mit Melodien daher, mit den Riffs und einigen Ideen, die aus meinen Stories und Notizen entstanden sind.
Dann hilft jeder in der Band, diese Komponenten zu entwickeln, fügt etwas hinzu oder modifiziert das Hauptthema. Es handelt sich zweifelsfrei um Teamwork.

Zudem hat sich der Sound stark verbessert. Erzählt und ein bisschen, wie es war, „Timetropia“ aufzunehmen und zu produzieren.

Diego: Nachdem wir die Songwriting-Phase beendeten, haben wir begriffen, dass es mit “Timetropia” aufgrund seiner Arrangements und seines Abwechlungsreichtums ein sehr komplexes Album zu produzieren gibt. Wir brauchten dazu Zeit und wir mussten uns des äußeren Drucks entledigen, so dass wir uns entschieden, in unserem eigenen Studio zu arbeiten. Mein Bruder Thundra und ich sind für die Aufnahme-Sessions verantwortlich. Das Mastering hat der großartige John Cuniberti erledigt.

Denkt ihr, dass ihr es schaffen werdet, KINGCROW auch außerhalb Italiens zu einer internationalen Größe zu machen?

Diego: KINGCROW werden in der europäischen Szene immer größer und ich denke, wir können uns über die Kritiken nicht beschweren. Was die Verkäufe angeht, brauchen wir nur ein Major Label… Geld, nur eine Frage des Geldes.

Welche italienischen Bands, die auf der gleichen Wellenlänge wie KINGCROW funken, könnt ihr den Lesern ans Herz legen?

Diego: Da gibt es keine italienische Band, die sich wie KINGCROW anhört! Sollte ich mich irren, bitte kontaktiert mich!

Bitte gebt uns an dieser Stelle eine kleine Einsicht in das textliche Konzept, auf dem “Timetropia” basiert. Es ist immerhin eine erschreckende Vorstellung, aufzuwachen, nachdem man lange im Koma lag, nur um dann festzustellen, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint…

Mauro: Das ist genau die Idee, die ich mit der Atmosphäre des Albums zu erschaffen versuche. Ich denke, die Musik passt ausgezeichnet zu den Lyrics- und das ist gar nicht so einfach. Ich kenne nur wenige Alben, bei denen das klappt.

Für eure deutschen Fans ist es natürlich eine äußerst wichtige Frage: Warum heißt der Protagonist von „Timetropia“ ausgerechnet Dirk?

Mauro: Das ist eine Sache, die ich exklusiv metal.de verrate: Der Name des Protagonisten ist ein Zitat im Hinblick auf meine Lieblingsband RUSH; in den Lyrics sind noch mehr Hinweise zu finden.

Wie sehen die Pläne für ein anstehendes Album aus? Werdet ihr noch ein weiteres Konzeptalbum aufnehmen? Wenn ja, wie wird die grundlegende Idee aussehen?
Könnte es eine mögliche Fortsetzung zu „Timetropia“ sein?

Diego: Wir arbeiten bereits an einem neuen Konzept. Ich denke, dass das Schreiben von Konzeptalben in KINGCROWs musikalischer DNA kodiert ist. Wir haben da noch nichts Definitives im Moment und sammeln noch Ideen. Ich kann aber sicher sagen, dass es wieder ein Konzeptalbum und anders als der Vorgänger wird. Man muss sich immer bewegen…

2004 habt ihr euch von eurem Basser Matteo Trinei getrennt und ihn durch Guilio Caputi ersetzt. Erzählt und ein bisschen über den Besetzungwechsel.

Diego: Ah, gute Frage! KINGCROW sind mit sowas wie einem Fluch belegt, was die Bassisten angeht. Wir haben auf jedem Album einen anderen. Offensichtlich wird die neue Platte auch wieder einen neuen haben. Ich ziehe es jedoch vor, die Details nicht preiszugeben, aber ich kann soviel sagen: der neue Bassmann ist phänomenal! Ihr werdet ihn auf dem neuen Album hören!

Denkst du denn, das aktuelle Line-Up ist stabil genug, um das nächste Album aufzunehmen?

Diego: Bis auf den Basser- ja! Ich, Mauro, Thundra und Ivan sind ein eng vebundenes Team und ich hoffe mal, dass Angelo, der neue Tieftöner, der Letzte im Bunde sein wird.

Bleiben wir beim Thema Line-Up: Neben dem überzeugenden Fortschritt im Songwriting ist es gerade euer Sänger Mauro, der eine äußerst beachtliche Entwicklung durchgemacht hat und für den hohen Wiedererkennungswert der Songs garantiert.

Diego: Ich habe schon immer gesagt, dass Mauro DIE Stimme für die Musik ist, die ich schreibe. Sein großartiger theatralischer Pathos, sein warmes Timbre und seine Ausdruckskraft machen ihn wirklich zu einem unverwechselbaren Sänger. Der Fortschritt, der von “Insider” zu “Timetropia” gemacht wurde, ist mehr als offensichtlich; ein jeder hat es so aufgefasst. Ich denke, es ist seine Art zu singen. Es ist nicht alleine der technische Fortschritt; er schafft es, seine Emotionen singen zu lassen… und das macht aus ihm einen großartigen Interpreten.

Ihr habt “Insider” damals auf Consytech, einem Label, welches euer Produzent für euch gegründet hatte, veröffentlicht, aber „Timetropia“ nun auf Lucretia Records. Wie kam es dazu? Was könnt ihr uns über Lucretia erzählen?

Mauro: Lucretia hatte schon Interesse für „Insider“ gezeigt und das hat sich offensichtlich für „Timetropia“ bestätigt. Wir brauchten auch jemanden, der uns hilft, im Musikbusiness voranzukommen und ich denke, die „Heirat“ musste passieren.

Seid ihr mit der Arbeit des neuen Labels zufrieden?

Mauro: Wir meinen, sie geben ihr Bestes, um das Album zu verkaufen, aber haben noch keine wirklichen Ausblicke…

Mit diesem Label im Rücken könnte es ja zudem möglich sein, eure Tour-Aktivitäten zu verstärken. Natürlich sind Live-Shows für alle deutschen Metaller mehr als interessant… wann werdet ihr uns mal besuchen?

Mauro: Ich hab’s eigentlich schon vorhin gesagt; ich schließe es eigentlich aus, dass Lucretia Records zurzeit in der Lage sein wird, KINGCROW nach Deutschland zu bringen, aber ich hoffe es natürlich…

Welches wären denn die Gigs, die ihr unbedingt mal im Ausland spielen möchtet?

Mauro: Jeden mit mindestens 1000 Besuchern.

Um das Interview abzuschließen, habt ihr nun die Möglichkeit, ein paar Worte an die Leserschaft zu richten…

Diego: Ich möchte unseren Fans danken und alle anderen dazu einladen, sich unsere Musik auf anzuhören. Ich hoffe, dass wir bald nach Deutschland kommen können, um die dortigen Fans zu treffen. Ciao!

22.02.2007
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