Kingcrow - Phlegethon

Review

Phlegethon, zusammen mit seinen Kumpels Styx, Acheron, Lethe und Kokytos einer der Flüsse der griechischen Unterwelt. Anstelle von Wasser führt er lodernde Flammen zum Tartaros, wo’s dann richtig unerfreulich wird. So einen Phlegethon kennt ein jeder, der sich schon mal ne Gulaschsuppe in der Puszta-Hütte reingepfiffen hat. Das brennt!!! Erst an der oberen Körperöffnung und DANN… darüber macht man besser keine Scherze!

Umso erfreulicher, dass KINGCROW mit ihrem neuesten Konzeptwerk “Phlegethon“ Rachen, Speiseröhren und Rosetten dann doch in Frieden lassen und dem Gehörgang einen wesentlich bekömmlicheren Einlauf verpassen.

Zunächst ist zu erwähnen, dass die Italiener dies nunmehr mit einem neuen Sänger vollbringen, wobei der alte – namentlich Mauro Gelsomini – noch beim Verfassen eines Großteils der Texte mitverantwortlich zeichnet. Sein Nachfolger Diego Marchesi ist eine wunderbare Wahl, passt er stimmlich doch hervorragend zum weiter ausgebauten Sound der Band. Dieser drückt sich den gewohnten Zitaten der üblichen Verdächtigen wie bleistiftsweise RUSH, aber auch den unüblichen wie VOIVOD oder gar BRIAN ENO aus, doch wirkt er eine weitere Spur eigenständiger, gereifter.

Der Focus liegt einmal mehr auf der Präsentation der durchdachten Songs, niemand tanzt aus der Reihe, um sich in ätzender Selbstdarstellung zu ergehen. Der Abwechslungsreichtum des Albums, dessen Konzept sich grob geschildert mit der Persönlichkeitsbildung durch Sammeln von Lebenserfahrungen beschäftigt, ist größer denn je und lässt den auf “Timetropia“ deutlich hinter sich. Und der höchst charismatische Fronter hat es stets drauf, ebenso variantenreich zu agieren. So erhält ein jeder Track sein unverkennbar eigenes Gesicht – dennoch wirkt das Album wie aus einem Guss.
Dass man Abwechslung auch in einem einzigen Song zu einem wohlklingenden Stück schlüssigen Progressive Metal ausschmieden kann, beweist wohl “Lovocaine“. Nach einem TOOL-typischen Intro, in dem Marchesi an einen verhärmten Peter Gabriel erinnert um kurz danach wie Chris Cornell zu klingen, wird plötzlich ein schneller Power-Stampfer draus, der immer wieder von Akustik-Klampfen aufgelockert, zum heftigen Kopfnicken drängt.
Überhaupt sind es gerade die Klampfen, die dieses Mal neben dem ausgezeichneten Sänger für einiges Aufsehen und besser gesagt Aufhorchen sorgen; stets songdienlich, auch bei jazzigen Passagen nie nervend, beweisen die Italiener spätestens jetzt, dass man sich technisch hinter der internationalen Konkurrenz nicht mal ansatzweise verstecken muss.
Auch das Schlagzeugspiel ist noch ein paar Grade elaborierter wie gleichsam wieder metallischer geworden (wie das ganze Album) und lässt immer wenn nötig die Doppelbasssau raus.

Man hat bei “Insider“ und “Timetropia“ dem Hörer schon den ein oder anderen Ohrwurm in die Muschel gedrückt, doch mit “Evasion“ hat die Band jetzt auch ihren Hit gelandet, dessen Refrain herrlich eingängig ist, ohne den Song ansatzweise zu verflachen. Die Produktion kann alle Ideen und Arrangements bestens transportieren, lässt jedem Instrument den nötigen Auslauf ohne dass auch nur eines ausbrechen darf.

KINGCROW sind 2010 einfach echt stark! Vielleicht ziehen sich LaBrie, Petrucci und Co. doch mal so ne Fuhre Gulaschsuppe rein, damit der Arsch wieder juckt! Spätestens beim nächsten Album sind die Römer nämlich in Schlagweite…

05.09.2010

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