Merlons Lichter
Merlons Lichter

Interview

Mit ‚Lust‘ veröffentlichen Merlons Lichter kürzlich eine überraschend innovative und starke Folkscheibe, die irgendwie so gar nicht klischeehaft folkig sein wollte und mit allerlei Spielerei auftrumpfte. Von meiner Seite gab es überzeugte 8/10 Punkte und jede Menge Fragebedarf – Sänger PG lieferte mir die passenden Antworten.

Merlons LichterHallo zusammen! Euer neues Album ‚Lust‘ ist seit kurzem auf dem freien Weltmarkt erhältlich – wie sind denn bis jetzt die Kritiken dazu ausgefallen?
Die Reaktionen auf unser neues Album LUST waren bis jetzt durchweg positiv. Wir haben uns stilistisch ja weiterbewegt, und so war und ist es für uns sehr spannend wie die Kritiker das neue Album aufnehmen.

Ein Konzeptalbum über Liebe, Lust, Liebe das weibliche Geschlecht und Liebe zu schreiben lässt sich durchaus als ungewöhnlich bezeichnen. Hat man nicht Angst gehabt die beinharten Metalfans damit abzuschrecken?
Liebe ist nicht abschreckend, oder? Welche merkwürdige Art von Menschen schwebt Dir denn so vor, wenn Du an „beinharte Metalfans“ denkst? Bestimmt ficken sie auch aus Liebe ihre Freundinnen. Sie trauen es sich nur nicht zu sagen, sonst wär ja das „beinharte Metalimage“ im Arsch…

Und wo wir gerade beim Thema sind – fällt es schwer, wenn man Texte zu diesem Thema schreibt, aufzupassen dass man nicht in kitschige Gefilde abdriftet?
Kitsch ist ein Stilmittel, wir müssen nicht aufpassen, wir benutzen es gezielt um bestimmte Dinge auszudrücken. Außerdem ist es nicht automatisch kitschig, wenn man über Liebe schreibt.

Beim Hören des Albums fällt auf, dass ihr zwar auf mittelalterliche Instrumente setzt, aber in Punkto Songwriting weniger die folktypischen kreisende Leadmelodien einbringt sondern eher klassische Indie/Hardrockstrukturen verwendet. Sowieso braucht man für eure neue Scheibe eine gewisse Einarbeitungszeit. War das bewusst geplant oder eher zufällig entstanden?
Wir wollten eine konkrete rockige Indiescheibe machen, die mit Folk angereichert ist. Durch die Verwendung der Drehleyer in nicht typischer Art und Weise, ergaben sich ganz neue Perspektiven.

Abgesehen davon ist es euch auch irgendwie gelungen mit Klangfarben zu spielen, die bisher im Folkgenre gänzlich fremd waren. Was unterscheidet eure Art zu Komponieren mit der von anderen Bands des Genres?
Fast alle Songs sind im Proberaum durch freies Improvisieren entstanden. Durch die Texte sind diese Ideen dann in eine Bahn gelenkt worden. Wir sehen uns immer schon als experimentelle Rockband, die versucht den gängigen Trends einen Schritt voraus zu sein. Dadurch haben wir mehr Möglichkeiten uns selbst zu verwirklichen. Unsere Musik ist etwas sehr persönliches.

Das wohl ungewöhnlichste Lied auf eurem neuen Album ist wohl das wortakrobatische ‚Sie‘. Wie kommt man auf die Idee so ein Lied zu schreiben? Und habt ihr das auch schonmal live hinbekommen ohne sich die Zunge zu verknoten oder aus dem Takt zu kommen? 😉
Ursprünglich war der Song mindestens doppelt so schnell. PG hat ihn zwar fehlerfrei hinbekommen (seine Zunge ist echt fix), aber trotzdem hat ihn niemand verstanden. Wir haben uns dann dazu gezwungen gesehen, das Lied in diese langweilige und langsame Geschwindigkeit zu drosseln. Unser Schlagzeuger hat sogar schon auf der Bühne Sekundenschlaf gehabt während dieses Liedes und unser Basser ist zwischen zwei Tönen mal unbemerkt auf Klo.

Die Lieder ‚Ich seh dich‘ und ‚Die Reinheit des Morgens danach‘ wurden schon vor etlichen Jahren fertig geschrieben und live erprobt. Bekommt man da nicht das verlangen solche Lieder immer wieder etwas zu verändern, wenn sie eine so lange Reifezeit bis zur letztendlichen Veröffentlichung auf dem Album haben?
Ja, man kommt in Versuchung und sie wurden und werden auch verändert. Das macht es für uns erst richtig interessant. Die Songs bekommen mit der Zeit ein Eigenleben und wollen anders gespielt werden. Wir erfüllen ihnen diesen Wunsch gerne

Okay, nun zu der klassischen Frage der man sich auch nicht entziehen kann wenn man auf ein 13jähriges Bandbestehen zurückblicken kann – was hat es mit eurem Bandnamen auf sich? Nach ‚The Merlons of Nehemiah‘ über ‚The Merlons‘ zu ‚Merlons Lichter’… Wer oder was ist Merlon? Und was ist Nehemiah?
Merlons bedeutet „Burgzinnen“ und ist schon immer ein Bestandteil unserer verschiedenen Bandnamen. So wie die Musik haben sich auch die Namen geändert. Da die Kernbesetzung und somit der Grundgedanke jedoch gleich geblieben ist, ist auch ein Teil des Namens immer gleich geblieben.
Nehemiah ist ein alter Hut! Schon in der Bibel stand was über ihn drin.

Ihr habt ‚Lust‘ mit einem ziemlich hochwertig gedruckten (und überraschend dicken) Booklet versehen, indem ihr euch alle gegenseitig Zungenküsse in die Mundhöhle schiebt… Wie wichtig ist für euch das allgemeine Lay-Out, und die Verpackung die ein Album begleitet?
Die Verpackung und das Layout sind für uns ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Musik. Unser Ziel war es ein Gesamtkonzept zu schaffen. Da unseren Songs nur eine Überschrift, nämlich LUST zugeordnet werden konnte, haben wir uns bemüht, auch alle anderen Aspekte der CD unter diesem Thema entstehen zu lassen. Und das Medium das LUST und Liebe vereint ist eben nunmal Sex.

Wie erklärt ihr euch eigentlich den momentanen Trend, dass etliche Gruppen die als Folkbands erfolgreich geworden, nun auf härtere Gitarrenmusik umgestiegen sind (Subway, Letzte Instanz usw.)? Auf ‚Lust‘ spielt die Gitarre ja auch eine ziemlich gewichtige Rolle.
Wir können hierbei nur für uns sprechen, da jede Band ihre eigenen musikalischen Vorstellungen und Interessen hat. Wir hatten einfach Lust auf konkrete Rockmusik und wollten unserer Musik eine neue Facette abgewinnen.

Okay, vielen Dank für das Interview! Bitte noch eure momentan meistgehörten Alben, und die letzten Worte gehören euch! 🙂
Dead can Dance, Tool-Aenima, Hedningarna, The Darkness, Nouvelle vague, System of a down etc., etc., etc,
Wir widmen unsere letzten Worte dem wichtigsten Aspekt, nämlich der Liebe. Nur durch die Liebe Leben wir und nur die Liebe macht das Leben lebenswert.

23.04.2005

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