Slime
Interview mit Sänger Dirk zu "Sich Fügen Heißt Lügen"

Interview

Slime

18 Jahre Stille, dann eine Explosion. Punks not dead? Genau! Punk lebt! SLIME haben sich nach vielen Jahren Abstinenz noch einmal aufgemacht, um die Nachricht von Anarchie und Gegenwehr zu verkünden. „Sich Fügen Heißt Lügen“ ist ein Album geworden, das besonders lyrisch gehaltvoll ist und Zeit zur Entfaltung benötigt. Die Gratwanderung zwischen Anspruch, Parolen und Gerade-Aus-Punk haben die Hamburger dabei wunderbar hinbekommen. Im Zuge der SLIME-Promotage im April dufte natürlich die Möglichkeit nicht vergeben werden, um Sänger Dirk ausgiebig zum neuen Album, zum Widerstand gegen das System und überhaupt zum Punk auszuquetschen.

Hi Dirk, na, den größten Promostress hinter euch gebracht?

Ja, aber das ist ja positiver Stress, weißt du. Gestern in Berlin war es heftig, denn nach sechseinhalb Stunden bist du auch recht leer irgendwann. Heute Hamburg, da geht’s etwas entspannter. Aber wie gesagt, es ist ja positiver Stress. Das schlimmste wäre gewesen, wenn man nach 18 Jahren ein neues Album hat, und keine Sau ruft an.

Ich war auch sehr überrascht, nach 18 Jahren nochmal was von euch zu hören…

Wir selber auch.

…zumal sich ja auch inzwischen ein Bisschen was verändert hat. Ihr habt zwei neue Leute an Bord, wenn ich das richtig mitbekommen habe?

Wir haben am Bass Nici. Eddi wollte sehr gerne, aber er hat ’ne schwere Sehnenscheidenentzündung, die sich zog und zog und und dann hat er gesagt, das geht so nicht; wenn ihr jemanden findet, dann zieht das durch. Und Stephan stand halt so einer Reunion, oder Revival, wie man es auch immer nennen will, sehr sehr kritisch gegenüber und hat sich dann irgendwann entschieden, nein zu sagen. Dafür haben wir jetzt Alex mit drin, er nennt sich Schlagzeughure. Er spielt in tausenden von Bands, wie EISENPIMMEL, oder bei HASS hat er auch getrommelt. Aber das passt schon irgendwie mit den beiden, denn das sind nicht irgendwelche eingekaufte Musiker, weißt du, das sind richtige Freunde von uns. Das ist halt sozusagen jetzt die dritte Klanggeneration.

Also kann man jetzt schon noch von DEN SLIME sprechen?!

Auf jeden Fall. Ich meine, die Front ist noch dieselbe und die zwei Neuen sind menschlich wunderbar und musikalisch sowieso. Man darf dabei ja nicht vergessen, dass auf dem ersten Album am Schlagzeug noch „Ball“ (Peter Wodok) gesessen hat, der ja leider verstorben ist und damit ist das jetzt die dritte SLIME-Generation.

OK, aber ihr seid fett am Start. Ich habe die Scheibe jetzt mehrfach gehört und muss sagen, ihr habt euch selbst übertroffen; vor allem Lyrisch. Musikalisch habt ihr den alten Charme beibehalten. Ihr habt es wunderbar geschafft, auch mit einer guten Produktion. Lyrisch habt ihr euch ja sozusagen jemanden zur Hilfe geholt. Vielleicht magst du ja etwas zu der von euch umgesetzten Idee erzählen…

Es ist so, dass wir, als wir 2010 wieder angefangen haben… bzw. stimmt das ja gar nicht, wir haben hier und da ein paar Festivals gespielt, uns selbst und unsere eigene Jugend nochmal abgefeiert und dann haben wir gesagt: OK, das war’s dann auch. Dann haben wir uns die Reaktionen im Publikum angeguckt und auch gesehen, wieviele junge Menschen da waren…

Achso, doch…?

Ja klar, das war nicht nur ein Klassentreffen, sondern es waren halt auch einige junge Leute da, darauf haben wir uns entschlossen, eine Tour zu machen, die richtig gut lief und sehr erfolgreich war. Und auch da waren wieder viele junge Menschen, die vielleicht auch zum ersten Mal in ihrem Leben politischen Punk-Rock gehört haben und dann sagen: Ey, ihr löst euch jetzt nicht wieder sofort auf, wir haben euch gerade jetzt mal entdeckt. Das heißt, wiederum hat sich dadurch für uns die Situation verändert. Das Interesse ist da. Dann stehst du also davor und sagst: Ok, wir machen weiter. Aber wir hatten dann natürlich das Problem, dass unser Texter Stephan Maler nicht mehr dabei ist. Und dann – Mühsam hat man auch schonmal gelesen, in früheren Jahren- haben wir ja auch mit RUBBERSLIME einen Text von Erich Mühsam vertont, das „Soldatenlied“, eine schwere Rock-Nummer. Elf hatte ein paar Songs fertig und dann hat er sich mal hingesetzt und sich entsprechende Mühsam-Texte genommen und ein Demo aufgenommen, eine Arbeitsgrundlage für uns und das dann rumgeschickt. Plötzlich haben wir alle gesagt, dass es das ist, weil diese Texte auch real und klar sind und trotzdem auch Lyrik. Das ist ja kein platter Scheiß.

Es ist auch kein Stoff, den man mal eben so nebenbei hören kann, das muss ich dazu sagen. Mann muss schon richtig zuhören und das Ganze wirken lassen...

Ja, es gibt da so einen Loriot-Sketch, der einen Satz enthält wie „Das geht halt nicht so leicht ins Ohr wie PETER ALEXANDER„. Das ist natürlich auch genau das, was wir wollen.

Habt ihr nicht ein wenig Bedenken gehabt, dass das zu Lasten der Griffigkeit der Songs gehen wird?

Ja, natürlich, die Gefahr, die wir gesehen haben war, dass das Ganze so wirkt wie „SLIME spielen Ehrich Mühsam“, Konzeptalbum, wo du eigentlich nur rezitierst. UTE LEMPER bringt Brecht, SLIME spielen Mühsam, genau so sollte es nicht sein. Kein Konzeptalbum, sondern das ist das neue SLIME-Album, und unser Texter ist halt 70 Jahre tot, aber das verändert überhaupt nichts an der Tatsache. Erich Mühsam ist unser Texter, er ist sozusagen ein Teil von uns geworden. Naja und dann haben wir uns das genau angehört und festgestellt, dass das Ganze rund und organisch und tja, wie SLIME 2012 klingt.

Die Sprache ist ja auch eher, hm, ich sag mal, alt hergeholt…

Es ist halt diese 20er Jahre Politsprache. Ich hab mir mal den Spaß gemacht und das so ein paar Leuten aus der Bewegung vorgespielt, „Sich Fügen Heißt Lügen“, „Wir Geben Nicht Nach“, da ist zunächst mal keiner drüber gestolpert. In den Strophen selber kommen natürlich so Begriffe vor wie Fronvogt oder sowas, die heute ja nun tatsächlich nicht mehr aktuell sind. Wir haben die aber ganz bewusst nicht geändert, weil wir wollten einfach klar machen, dass es auch vor hundert Jahren schon jemanden gegeben hat, der gegen die Missstände in der Welt angeht.

…und es ist immer noch zeitgemäß.

…und immer noch alltäglich und so pervers, dass der Umkehrschluss ist, dass sich die Welt da draußen in den letzten hundert Jahren nicht zum Positiven geändert hat.

Absolut nicht!

Ja, das ist echt pervers. Aber ich finde, dass diese Sprache unglaublich viel Kraft hat. Mir hat das tierischen Bock gemacht, diese Texte zu singen, weil ich sie einfach genial finde. „Des Bürgers Alptraum“ und so Sachen… aus dem Volk heraus.

…und es ist auch trotzdem immer wieder auch der Aufruf zum Widerstand gegen das System dabei.

Genau.

Ist Widerstand aber nicht auch ein Teil des Systems? Also, gehört er nicht auch dazu, damit ein System überhaupt als solches bennant werden und (trotz oder eben wegen des Widerstandes) funktionieren kann?

Du meinst, der Widerstand wäre dem System immanent?

Jo.

Ja, gut, das kommt dann auf die Art des Widerstands an. Da könnte man sicherlich lange diskutieren. Wenn es zum Beispiel nur darum geht, eine Protestpartei zu wählen, um mal diese unsägliche neue Partei kurz zu erwähnen, die sich Piraten nennen – da würde sich so manch einer im Grabe umdrehen – dann ist das natürlich eine sehr bürgerliche Form des Widerstands. Hm, das ist eine gute Frage, da müsste man jetzt nochmal in Ruhe drüber nachdenken, aber das würde jetzt auch den Rahmen hier sprengen.

Ja, leider. Mein nächster Gedanke war: Ihr singt ja auch wieder viel von Anarchie, finde ich übrigens richtig gut, ich bin glatt wieder 20 Jahre jünger geworden nach Hören des Albums und da kam mir so der Gedanke, ob Anarchie heutzutage überhaupt machbar wäre. Die Menschen sind heute immer mehr rücksichtsloser miteinander und Anarchie erfordert doch Rücksicht, damit letztendlich jeder machen kann, was er will, ohne andere zu belasten. Hätten wir dann nicht bald Zustände wie bei Mad Max?

Naja, es ist ja so, wir singen „Zum Kampf“ für Anarchie, oder auch wenn Erich Mühsam das geschrieben hat vor 100 Jahren, dann heißt das ja nicht, dass es Morgen überhaupt die Möglichkeit dazu geben wird. Dieser Song ist ein Denkanstoß in Zeiten, in denen die offizielle Version lautet, die höchste Stufe menschlicher Entwicklung ist der Turbokapitalismus. So und wir sagen: Das kann echt nicht sein! Es geht uns darum, mit diesem Song einen Denkanstoß zu geben, in eine Richtung, dass Menschen einfach mal wieder anfangen zu überlegen, ob es nicht doch etwas anderes geben kann. Mehr kannst du als politischer Texter sowieso nicht erreichen. Weil wir „Zum Kampf“ für Anarchie singen oder TON STEINE SCHERBEN „Keine Macht Für Niemand“ gesungen haben, ist ja niemand auf die Straße gegangen und hat es so in direkter Form umgesetzt. Das sind ja immer nur Denkanstöße. In einer Zeit, in der der Kapitalismus als eine unumstößliche, ja fast schon Art religiöse Wahrheit gehandelt wird, in der Art „nur so kann es gehen“, verstehen wir diesen Song ganz klar als Denkanstoß und sagen: beschäftigt euch damit, Leute, es hakt! Es gibt Menschen, die sich hingesetzt haben und über andere Möglichkeiten des Zusammenlebens, gerade auch in den 20er Jahren, nachgedacht haben. So verstehen wir das.

Also, es ist, zusammengefasst, der Aufruf, sich kritisch mit dem System auseinander zu setzen.

Natürlich, natürlich. Allein mal den ersten Schritt zu machen und darüber nachdenken. Es muss doch auch noch etwas anderes geben als diesen Turbokapitalismus.

Was ist denn überhaupt mit der Szene los? Gibt es heute noch eine Punkszene, gibt es denn noch echte Punks?

Also, ich würde mal so sagen… die Frage kommt ja immer wieder… die Punkszene gibt es noch, klar, was aber eben sehr offensichtlich ist ist, dass die Leute nicht mehr dem optischen Klischee eines Punkrockers entsprechen, was auch genau unserer Haltung entspricht. Wir sind nie mit einem Iro rumgerannt. Wir haben lange Haare gehabt, in einer Zeit, in der Punks gesagt haben, du musst einen Iro tragen, sonst bist du kein Punk. Wir haben uns ja auch immer gern in unserer eigenen Szene bewegt und sind immer unseren eigenen Weg gegangen. Das ist alles so eine Platitüde.

Wie definierst du denn Punk im Jahre 2012?

Digger, was‘ das‘ denn? Punk ist nach wie vor eine Haltung, da müssen wir ja nicht drüber reden. Es ist eine Protesthaltung, gegossen in Power-Musik.

OK! Und durchaus politisch motiviert…

Ja, wobei du natürlich da immer erst Begriffe definieren musst. Ich meine, was ist Politik? In dem Moment, wo zwei Menschen zusammen sind, kommen wir schon in die Politik. Politik ist ja nicht immer nur „die große Politik“ da draußen, sondern zwischenmenschliche Beziehungen. Insofern ist Punk auch immer politisch motiviert, klar. Wobei es da auch immer zwei Richtungen gab. Einmal eher das Plakative, die Antihaltung überhaupt, denen Sprache nicht wichtig war und dann noch die Seite, die mit der Sprache gearbeitet hat. Nehmen wir da musikalisch die Beispiele THE CLASH und THE RAMONES. Beide sehr wichtig für die Szene, aber inhaltlich unterschiedlich. Wir haben beide gern gehört, wobei wir halt die inhaltliche Gewichtung bevorzugen.

…und für die heutigen Kids ist Punk, ähm, tja, DIE ÄRZTE, oder?

Für die heutigen Kids ist Punk DIE ÄRZTE… und komischerweise immer noch DIE TOTEN HOSEN

Auch, ja.

Nichts gegen DIE TOTEN HOSEN, ich war vor zwei Wochen auf einem Konzert, da haben sie auf der Elbe gespielt, an Bord eines Schiffes, im Zuge ihrer Wohnzimmer-Tour; total geil. Ich find das übrigens absolut fantastisch, dass sie das immer noch so machen und durchziehen. Die spielten da auch in so einem besetzten Punkerhaus, ganz ganz großartig. Naja und DIE ÄRZTE haben ja auf ihrem neuen Album den Titel „Ist Das Noch Punkrock?“ und da muss ich ganz klar sagen: Nein!

OK, haha.

Für mich ist heute auf jeden Fall GREEN DAY noch Punkrock. Innerhalb unserer Band haben wir zwar unterschiedliche Positionen zu GREEN DAY, iaber ch persönlich liebe GREEN DAY. Ich finde, in einer Zeit der Bush-Diktatur ein Album wie „American Idiot“ rauszubringen, sehr mutig. Vor allem immer dieser Vorwurf, GREEN DAY wären kein echter Punk… Das stimmt alles seit spätestens „American Idiot“ nicht mehr. Aber du hast natürlich recht, so wird heute wohl Punkrock gehandelt. Es ist ja auch so, du schockst heute niemanden mehr. Womit willst du da draußen noch jemanden schocken? Wir haben damals geschockt, 1980 konnte man das noch. Heute ist ja alles schonmal da gewesen.

Das habt ihr auf jeden Fall. Ihr seid ja auch nicht umsonst auf dem Index gelandet mit Songs wie „Bullenschweine“ und so…

Jo, allerdings…

Wie ist denn heute euer Verhältnis zur Polizei?

Wie wir zur Polizei stehen oder was?

Ja, genau.

Da hat sich gar nix verändert. Ich hab immer noch A.C.A.B. aufm Arm tätowiert, wir spielen den Song immer noch, im Grunde genommen ist das schon Antwort genug.

OK.

Wie sollte sich unser Verhältnis auch ändern?! Sie benehmen sich halt immer noch wie uniformierte Hooligans, sie stehen immer noch ganz klar auf Seiten der Herrschenden und sie verteidigen mit Pfefferspray, CS-Gas und Knüppeln irgendwas, das ihre eigenen Kinder gefährdet, wie zum Beispiel Atomkraft. Sowas kann ich entweder nicht ernst nehmen bis hin zu: ich muss es bekämpfen. Und gerade hier in der St.-Pauli-Fanszene, da findet eine ganz schwere Kampagne seit mehreren Jahren statt, mit Kriminalisierung der Fanszene, auch bundesweit und du kriegst halt immer noch von ihnen ohne Grund die Fresse eingeschlagen. Warum sollte sich also unsere Position dazu verändern, wenn sie sich nicht verändern? Und wenn sich da nicht zum positiven was bei ihnen verändert, verändert sich unsere Haltung dazu auch nicht. A.C.A.B., so isses!

Ihr habt ja, wenn ich „Sich Fügen Heißt Lügen“ mal mit der ersten Scheibe vergleiche, euren Anspruch verändert. Auf „Slime 1“ gab es sehr plakative Songs. „“Bullenschweine“, „A.C.A.B.“ und sowas. Heute geht ihr ja eher bedacht und gekonnt mit den Worten um. Liegt es nur am Alter oder ist es auch die Zeit, die mehr Tiefsinn fordert?

Ne ne, wenn man die Geschichte von SLIME betrachtet, was die Qualität der Texte betrifft, dann ist da ja eine ganz klare Entwicklung. Allein von „Bullenschweine“ zu „Der Tod Ist Ein Meister Aus Deutschland“ (auf „Schweineherbst“, 1993) gibt es eine riesige Entwicklung, die uns auch immer sehr wichtig gewesen ist. In dem Zusammenhang passen natürlich auch die Texte von Erich Mühsam. Und trotzdem spielen wir immer noch alte Sachen. Natürlich sind die Texte plakativ, aber wir sind ja auch SLIME, wir sind eine Punkband. DIE GOLDENEN ZITRONEN sind textlich zum Beispiel in eine andere Richtung gegangen, halt mehr so in Richtung Theater; die Texte eher intellektuell zu machen und komplett auf Parolen zu verzichten… das sind aber eben DIE GOLDENEN ZITRONEN, die haben ihre Richtung, die haben ihren Weg, wir sagen: alles klar, Leute, macht es, aber wir sind immer noch SLIME, und derartige Texte, wie wir sie hatten und haben, gehören einfach zu uns. Dreieinhalb Minuten lange Songs mit griffigen Texten. „Sich Fügen Heißt Lügen“, „Wir Geben Nicht Nach“.

Und musikalisch auch deutlich besser, das muss man auch mal sagen. Ihr habt nochmal einen Schritt nach vorne gemacht, ohne eure Wurzeln zu verlassen. Ich dachte mir auch erst: na was wird das jetzt? Aber ich bin begeistert. Ihr habt musikalisch auf jeden Fall noch einen Zahn zugelegt.

Ja, so sind die bisherigen Reaktionen auch. Ich hab das neue Zeug verschiedenen Leuten vorgespielt. Von meinem Metal-Nachbarn bis hin zu Söhnen und Neffen meiner besten Freunde, aber so sind die Reaktionen auch. Viele hatten schon das Band im Kopf: Naja, dann bringen die halt nochmal ein Album raus. Und das schlimmste wär das Todesurteil „ganz nett“ gewesen. Wie findest du die neue Freundin von Klaus? Ja, ganz nett! Weißte, das wär‘ Scheiße. Da war aber gar nix ganz nett, sondern sie haben alle gesagt: „Wow, da habt ihr ganz schön was abgeliefert“.

Ich würde auch sagen, dass die Scheibe wächst. Man muss sie öfter hören um sie vor allem inhaltlich voll zu erfassen. Nach dem ersten Durchlauf dachte ich mir auch erst: hm, OK. Ich hatte erst etwas Schwierigkeiten mit den Texten gehabt, aber dann kamen nach und nach die ganzen Feinheiten zur Geltung und das Teil hat sich festgesetzt und dann auch richtig gezündet.

Das geht vielen Leuten so, auf jeden Fall. Es gibt ja so Alben, das wissen wir, da erschließen sich die 100% nicht gleich beim ersten Mal und unsere Scheibe kann durchaus solch eine sein.

Ihr habt auch vom Coverartwork her an die gute alte Zeit angeknüpft. Schön schlicht gehalten. Das hätte auch in den 80ern erscheinen können, oder?

Ja, sicherlich. Das ist alles schon ganz bewusst so gewählt.

OK, jetzt mal einen kleinen Schwenk. Ihr habt zwischendurch auch mal in den Staaten gespielt, ist das richtig?

Nein.

Nein?

Wir haben nie in den Staaten gespielt. Nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ich frage aus dem Grund, weil ich meine, dass Elf da was erwähnte, als er beim Jauch in der Sendung war…

Ach ja, stimmt…

Ich meine, er hat da irgendwas erzählt, dass ihr in den Staaten…

Ja, nee, er hat erzählt, dass wir das vorhaben, aber das ist jetzt durch… das ist jetzt irgendwie auch nicht so interessant. Nein, nein, wir waren nicht in den Staaten.

Achso, gut, gut, dann lag ich da falsch.

Wir wollen mal gucken, ob wir tatsächlich mal ins nicht deutschsprachige Ausland gehen. Vielleicht, was weiß ich, unsere Connection nach Argentinien mal nutzen oder die Freundschaft von St. Pauli und Celtic Glasgow. Wenn wir mal in Glasgow spielen könnten, das wäre auch mal so ein persönlicher Wunsch, so ein Festival in England. Wir gucken grad so ein Bisschen, ob wir nicht mal was in Brasilien oder Japan kriegen können. Wir hauen jetzt aber erst die Tour raus im November, aber dann nächstes Jahr wollen wir sehen, ob wir mal raus kommen. Du verdienst damit natürlich kein Geld, aber um sich zu präsentieren… ja, das wär mal was. Aber wie gesagt, nur Deutschland, Österreich und Schweiz bis jetzt.

Du hast es gerade erwähnt, ihr kommt im Herbst 2012 auf Tour?

Genau, also Veröffentlichung der Scheibe ist am 15.06. Wir spielen relativ wenig Festivals, weil die Scheibe genau in der Festivalsaison rauskommt und die Veranstalter, mit denen wir gesprochen hatten natürlich erstmal das Album hören wollten. Da gab’s wohl auch die Befürchtung, dass das nur so ein „naja“ wird.

Sie werden sich ärgern!

Jo, vermutlich, wir hauen dann die Tour raus, Oktober, November, wie vor zwei Jahren auch, immer Donnerstags, Freitags und Samstags. Ich denke mal, so acht Wochenenden etwa, also 24 bis 25 Shows. So geht’s weiter halt.

Du sagst, so geht’s weiter. Geht’s auch weiter? Nach dem Album…

Ey, wir stecken gerade mitten in den Interviews zum ersten SLIME-Album nach 18 Jahren, da wirst du von mir keine Antwort dazu kriegen, ob wir in zwei Jahren nochmal ins Studio gehen.

OK, also „Sich Fügen Heißt Lügen“ ist jetzt erstmal Fakt und dann guckt ihr, was passiert?!

Genau, das steht hier auf der Eins, das ist klar. Dann wollen wir die Dinger live präsentieren und gucken, wie die ankommen und danach setzt man sich natürlich hin und reflektiert, wie es gelaufen ist. Aber nach hinten raus, da kann ich jetzt keine Aussage machen.

Ihr habt also keine Pläne geschmiedet, dass ihr langfristig weitermachen werdet?!

Erstmal das Album, dann Reaktionen abwarten, dann gucken wir weiter.

Gut, ich wünsche euch dann viel Glück für die Zukunft.

Ja, ich danke dir.

…und ich hoffe, noch viel von euch zu hören.

Ja, schauen wir mal.

Ciao/Ciao.

Diskografie:

„Wir Wollen Keine Bullenschweine“, Single, 1980
„Slime I“, 1981
„Yankees Raus“, 1982
„Alle Gegen Alle“, 1983
„Live“, 1984
„Compilation 81-87“, 1987
„Die Letzten“, 1990
„Viva La Muerte“, 1992
„Schweineherbst“, 1993
„Der Tod Ist Ein Meister Aus Deuschland“, Single, 1993
„Live Punk Club“, 1995
„Wenn Der Himmel Brennt“, Doppel-DVD, 2004

15.06.2012
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