Declamatory
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Konzertbericht

Billing: Declamatory
Konzert vom 2007-09-07 | Eastend, Berlin

Offiziell wurde Hellersdorf 1986 gegründet. Einige Jahre zuvor hatte der Bau der ersten Wohnblöcke auf Feldern und Wiesen begonnen. Es gibt Menschen, insbesondere Berliner, deren Kopf bei der Erwähnung des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf reflexhaft finsterste DDR-Plattenbau-Klischees ausspuckt. Aus dem ORWOhaus spucken inzwischen rund 600 Musiker und 160 Bands zurück. Das letzte Festival wurde laut Veranstalterangaben von 2800 Menschen besucht. Der bis dahin namenlose Standort des Kreativgebäudes heißt seitdem Frank-Zappa-Straße. Eigentlich kein Wunder, dass sich die inzwischen gar nicht mehr so junge Jugend in dieser Gegend ihre Nischen geschaffen hat, zogen doch in den Achtzigern besonders werdende Familien hierher. DECLAMATORY gehören zu den Gruppen, die ihre Wurzeln in Hellersdorf haben. Am ersten Septemberfreitag riefen sie zu ihrem letzten Berlin-Konzert des Jahres, um zu demonstrieren, was sich im musikalischen Untergrund auf die Beine stellen lässt. Daumen hoch schon für die Location: Außen ein eher unscheinbarer Jugendclub, genügte das Eastend innen auch professionellen Ansprüchen. An der hohen Decke des beschallten Raumes hing jede Menge Licht-Technik, hinter der erhöhten, von überall gut einsehbaren Bühne befand sich eine große Leinwand, es gab eine Absperrung für Kameramänner, Sitzgelegenheiten an der Seite und auch die Tonausrüstung hinterließ bereits beim ersten Auftritt des Abends einen guten Eindruck.

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Um 21 Uhr spielten TREEB gerade ihre letzten Songs. Grooviger Thrash-Metal, der unter anderem ein wenig an MACHINE HEAD erinnerte, lockte die ersten Headbanger aus der Reserve. Gelungener Auftakt. Ein Gitarrist der Band hatte wohl mal Unterricht beim Lead-Saitenzupfer von DECLAMATORY, das Solo klang allerdings ziemlich daneben. Da waren PASS OVER IN SILENCE offenbar etwas weiter. Unter diesem Namen treten fünf Jungs seit 2003 an, im letzten Jahr erschien ihre erste EP und technisch wirkten sie auf den Bühnenbrettern ziemlich solide. Bis zu 15 Personen beteiligten sich an einem Mosh-Pit, um den Metalcore abzufeiern. Mit zunehmender Auftrittslänge dürften sich jedoch Ermüdungserscheinungen bei allen, die nicht explizit Fan dieser Spielart waren, eingestellt haben. Überraschungen und Eigenständigkeit suchte man bei den POIS-Boys vergeblich. Bis hin zu melodischen Gesangseinlagen, bei denen man sich fragte, ob selbige bewusst so schief intoniert wurden, wirkte alles durch und durch bekannt. Da man aber bei lokalen Anheizern solche Mängel tolerieren kann, war es insgesamt zumindest angemessen unterhaltsam („Wer ist alles bei Myspace?“ – „Komisch, auf diese Frage kriegen wir immer den meisten Applaus.“).

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Mit ca. 200 Besuchern präsentierte sich das Eastend sehr gut gefüllt, als schließlich ein Intro über die Leinwand flackerte. DECLAMATORY – aktiv seit sieben Jahren, EP “Nevolution“, Auftritte in Frankreich, aktuell am ersten Album bastelnd – betraten die Bühne. Metal interpretiert das Quartett recht klassisch, also grundsätzlich erst mal wenig innovativ. Andererseits bot die Mischung aus komplexem Thrash und eingängigen Mitgrölrefrains (’Subconscious Mind Destruction’, ‘Nevolution’, ‘Shadows Fall’…) auch an diesem Abend wieder gute Unterhaltung. Ein paar Mal wurde Feuerwerk gezündet, Teile des geplanten DVD-Mitschnittes live auf die Leinwand projiziert, auf der ansonsten das Band-Logo waberte. Mit dem ’Erlkönig’ gab es eine Überraschung. Die Interpretation zwischen Ballade (natürlich) und Geknüppel dürfte Überbleibsel einer Veranstaltung auf der Biesdorfer Parkbühne gewesen sein. Im Juli hatten dort lokale Gruppen Werke von Goethe vertont. Mit dem Heimvorteil auf ihrer Seite war es für DECLAMATORY auch ansonsten kein Problem, das Stimmungsbarometer im oberen Drittel zu halten. Selbst auf der überwiegend weiblich besetzten “Tribüne“ regierte Berliner Nonchalance, als sich der Verfasser dort kurz zum Fotografieren positionierte („Ey Alta, mach wate willst – noch seh’ ick jut!“). Zudem blieb die Luft recht angenehm und wer seine langen Haare einzusetzen wusste, bekam noch ein wenig zusätzlichen Freiraum. Kritikpunkte konnte man lediglich unter dem Slogan „Mehr Bass, mehr Biss, weniger Beamtentum“ zusammenfassen. Show sowie Sound wirkten halt ziemlich konzentriert und routiniert – im Zweifelsfall eher etwas zurückhaltend. Andererseits war es völlig verständlich, dass man sich auf seinen ersten professionellen Aufnahmen im besten Licht zeigen wollte. Mitglieder von TREEB ließen es sich aber nicht nehmen, die Bühne zu stürmen – so viel Spaß musste am Ende einer absolut gelungenen Veranstaltung dann doch sein.

Declamatory

03.10.2007

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