Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2003

Konzertbericht

Konzert vom 2003-07-31 | Open Air, Wacken

Samstag, der 02.08.2003

Dank der praktischen Laufbänder konnte man zeitig lesen, das statt Sinister als erste Band des Tages auf der Black Metal Stage nun Holy Moses sich die Ehre geben würden. Doch auch wenn das Thrash Angebot verlockend klang, konnte ich mich dazu durchringen in der Mittagshitze das Gelände aufzusuchen. Da auch Graveworm auf der letzten Clubtour nicht richtig überzeugen konnten, war Thyrfing die erste Band des Tage, die interessant genug war, um den langen Weg auf´s Gelände anzutreten.

Thyrfing

Es fiel schon schwer sich pünktlich am Samstagmorgen um 12:00 Uhr vor der Bühne zu versammeln, aber für Thyrfing ist dies allemal Wert. Nachdem einige Clubshows wegen einer Krankheit von Drummer Jocke abgesagt werden mussten, bot sich mir also in Wacken erstmals die Chance die Schweden live zu erleben – und es sollte ein gelungener Einstand werden. Vor der Bühne war also schon mächtig was los, als die Burschen die Bühne betragen und mit ihrer Mischung aus Black und Viking Metal losbretterten. Sänger Thomas war wieder mit Blut besudelt, wobei die anderen nur ihr Erd-Warpaint trugen. Songs wie „Mjölner“, „From Wilderness Came Death“ und „Storms of Asgard“ wurden überaus intensiv vorgetragen. Natürlich duften da auch keine Songs vom aktuellen Rundling „Vansinnesvisor“ fehlen (z.B. „Draugs Harg“, „Digerdöden“ und „Kaos Återkomst“). Währenddessen verteilte oder besser warf Thomas Becher mit Blut in die Menge, so dass viele in den ersten Reihen auch nach dem Konzert noch blutüberströhmt auf dem Platz waren. Dies stachelte die Zuschauer natürlich an und entfachte einen großen Tumult vor der Bühne. Überaus Fan-freundlich zeigten sich Thyrfing zudem, da sie nach ihrem Set noch mit Fans sprachen und Autogramme verteilten. Interessante Band mit überaus Festival-tauglicher Musik. (Proserpine)

Raunchy

Die Dänen, die letztes Jahr noch als Shooting Stars und halblegitime Nachfolger zu Fear Factory angepriesen wurden (und dann auf dem Summer Breeze 2002 nur sehr mäßig überzeugen konnten), hat es ebenfalls auf die WET Stage verschlagen; wobei man es bei Raunchy wohl eher verzeiht, als bei den WET Mitstreitern Callenish Circle, die als nächstes die Bretter des Zelts übernehmen werden. Sonderlich gut hatten sie es mit ihrem Timeslot um 13:00 Uhr wohl nicht getroffen, denn das Zelt war nur sehr sporadisch mit Zuschauern gefüllt. Dabei hatten Raunchy einen recht guten Tag erwischt – zwar ist ihr Hüpf-Metal nicht gerade die beliebteste Musikrichtung auf dem W:O:A, doch das schien die Jungs genausowenig zu stören, wie die Leere vor der Bühne… man könnte sogar soweit gehen, das es ihnen nicht ganz Unrecht war. Sichtlich entspannt und ungezwungen präsentierten sie eine akzeptable Bühnenperformance. Aus ihrem noch sehr begrenzten Set (schließlich hatten sie zum Zeitpunkt des Wacken Auftritts nur eine reguläre Scheibe auf dem Markt, wobei der Nachfolger in Bälde released werden würde) wählten sie die „Hits“ aus und boten auch noch einen satten Ausblick auf ihren neuen Longplayer „Confusion Bay“. Man hat sich auf dem W:O:A 2003 sicherlich nicht mit Ruhm bekleckert, aber die anwesenden Zuschauer wurden mit einem soliden und ehrlichen Gig entlohnt.

Callenish Circle

Eigentlich hielt ich es ja für einen Fehler in der Running Order, doch als ich zur Kenntnis nehmen musste, das auch Darkane und Ancient Rites auf die WET Stage verbannt wurden, wurde mir bewusst, das die Shooting Stars aus dem Verbund BeNeLux tatsächlich im Evolution Tent die Saiten quälen würden. Da zur gleichen Zeit lediglich Metalium auf der True Metal Stage am Werk waren, konnten sich Callenish Circle über eine ordentliche Zuschauerzahl freuen – und sie ließen sich diese Chance nicht nehmen. Aber eigentlich mussten sie sich nicht sonderlich ins Zeug legen, da sie mit ihrem starken Songmaterial, das zudem auch noch äusserst livekompatibel ist, das Publikum locker in der Hand hatten. So spielten sie eine Thrashgranate nach der anderen runter und wurden verdientermaßen vom der Meute abgefeiert. Erwartungsgemäß war eine Menge neues Material a la „Forsaken“, „Witness your own Oblivion“ oder „What could have been“ zu hören, aber auch ältere Stücke wie beispielsweise „Obey Me“ waren am Start. Als krönenden Abschluss schoss man noch das Pestilence Cover „Out of the Body“ hinterher, um unter lautem Jubelrufen seitens des Publikums die Bühne in hoffentlich kühlere Gegenden zu verlassen.

Carpathian Forest

Nachdem man Immortal dieses Jahr nicht mehr auf die Bühne schicken konnte, hat man sich eben nach einer weiteren Legende des Black Metal umgesehen, damit sie – zusammen mit den Dauergästen Dark Funeral – das nagelgespickte Ärmchen in den Himmel recken; wobei die blutverschmierten und zum Teil äusserst robust gebauten (oder sagen wir lieber bierbäuchig veranlagten) Mannen ihre Sache ganz gut machten. Sie wirkten mit ihrer leicht statischen Performance etwas verloren auf der großen Bühne, aber die abwechslungsreiche Kameraführung auf der Videowall vermochte das geschickt zu überspielen – schließlich starrten so oder so die meisten Zuschauer auf die Leinwand. Zu hören gab es aber auch einiges – dreckig trockener Carpathian Forest Black Metal Rock schallte in astreinem Soundgewand über das Wacken Open Air Gelände und vermochte zumindest hier und da ein paar Köpfe wippen zu lassen; doch wirklich großer Zuspruch war den Norwegern lediglich in den ersten Reihen zuteil. Ein Großteil des Publikums beäugte mehr oder weniger neugierig das Treiben auf der Bühne und versuchte Songs wie „Knokkelmann“, „Darker Than You Think“ oder später den Klassikern „Black Shining Leather“ und natürlich „Carpathian Forest“ zu folgen. Ein wenig strange wurde der Gig dann gegen Schluss, als die Musik abrupt endete, kurze Zeit niemand auf der Bühne zu sehen war, eine Heiratsantrag über die Videowall eingespielt wurde, anschließend das Publikum von Carpathian Forest befragt wurde, ob denn jemand „… into homosexual activities…“ involviert sei, um anschließend nochmal zum letzten Song anzusetzen. Es war zwar erst kurz vor 16:00 Uhr, aber ich mag nicht ausschließen, das mir das Bier bereits zu stark zugesetzt hatte – wie auch immer, kapiert hab ich immernoch nicht, was da für ein Film abgelaufen ist.

Wacken Open Air

Masterplan

Wer Masterplan verpasst hat, ist selbst schuld. Die Band um Ex-Helloween-Kürbisköpfe Roland Grapow und Uli Kusch legt einen Auftritt hin, der sich dieses W:O:A ganz getrost mit in den vorderen Reihen der besten Gigs einordnen kann. Mit vollen Tempo zieht die Band die Songs ihres selbstbetitelten Debütalbums, angefangen mit dem Stück „Spirit never die“ durch, lässt den Zuschauern dabei nur wenig Platz zum Atmen und zeigt dabei beeindruckende Live-Qualitäten. Der Gipfel dieses grandiosen Auftritts liegt dabei definitiv bei dem überragenden „Soulburn“ – Wahnsinn! Zahlreiche Headbanger und Crowdsurfer in alle Richtungen danken es der Band und so bleibt die Impression eines der stimmungsmäßig mit besten Gigs des diesjährigen Festivals. (KB)

Cryptic Wintermoon

Als letzte bestätigte Band dürfen sich die Oberfranken von Cryptic Wintermoon auf der WET-Stage erstmals durch die Reihen des W:O:A knüppeln. Mit Erfolg. Das Zelt ist nahezu voll, das Publikum den harten Klängen geneigt und die Band hat sichtlich riesigen Spaß am Spielen, was man besonders am, anscheinend für den ganzen Gig angewachsenen, Honigkuchenpferdgrinsen des Gitarristen Micha erkennen kann. Eine gute (und bei den Temperaturen unter dem Zeltdach auch überaus heiße) Mischung also, die sich auszahlt. Die Oberfranken zeigen definitiv wo der Frosch die Locken hat. Nicht nur die Songs des neues Albums „A coming storm“ schlagen ein und die enorme Begeisterung für die Band und ihre Musik lässt sich an den zahlreichen Headbangern in den Zuschauerreihen mehr als deutlich erkennen. Leider ist das sonstige Sextett nur zu fünft und man vermisst den Bassisten auf der Bühne, was der Spielfreude aber nicht unbedingt einen Abbruch tut und so wird auch die ehrwürdige Judas Priest Coverversion von „Nightcrawler“ mit voller Energie dargeboten. Schweißtreibend, aber absolut überragend. Einziger Wehrmutstropfen nach 45 Minuten bleibt der schlechte Sound, aber ansonsten Daumen weit nach oben für Cryptic Wintermoon! (KB)

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20.09.2003

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