Ahab - Live Prey

Review

AHAB machen seit jeher schon durch ihren Bandnamen deutlich, worum es in ihrer Musik eigentlich geht. Benannt nach dem verbitterten Kapitän, der sich in die Jagd nach dem weißen Wal Moby Dick versteift, erinnern uns AHAB an die fruchtlose Jagd nach dem Leben, der letztlich immer der Sensenmann ein Ende bereitet. Schöne Momente kann es geben, klar, doch die dunkle und endlose Tiefe, um beim nautischen Thema zu bleiben, wird uns schließlich alle zu sich herabziehen.

Kundige wissen jedoch, dass auch dem grimmigen Funeral Doom manch bittersüße Emotion entspringen kann. Unterhaltsame Konzerte in gemütlicher Gemeinschaft sind also kein Widerspruch zur drückenden Melancholie, die AHAB seit 15 Jahren mit ihrer Musik transportieren. Da Konzerte aktuell wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen, ist es also erfreulich, dass mit „Live Prey“ dieser Tage ein angemessener Ersatz erscheint.

„Live Prey“ – ein ausgefeiltes Zufallsprodukt.

Dabei ist es Zufall, dass das erste Live-Album von AHAB gerade jetzt erscheint. Dass es überhaupt existiert, ist nur einem Zufall zu verdanken. „Da das ganze ja tatsächlich eher ein Zufallsprodukt ist und die Show nicht für einen Mitschnitt geplant war, hat es erstmal gedauert, bis ich überhaupt davon erfahren habe, dass der Tontechniker den Abend aufgenommen hatte“, erklärt Schlagzeuger Cornelius Althammer im Interview.

„Live Prey“ ist allerdings auch kein unausgegorener Schnellschuss. Der Mitschnitt wurde sauber und klar abgemischt, Störgeräusche sind sehr selten. Da ursprünglich nur eine einzige Stereospur vorlag und keine einzelnen Audio-Spuren zu den jeweiligen Instrumenten, musste viel Arbeit in die Produktion gesteckt werden. Dies hat sich aber hörbar gelohnt. Der Sound dröhnt sogar so wuchtig und dicht aus den Boxen, dass fast das Live-Feeling flöten geht. Dass dadurch aber wiederum ein hypnotischer Sog entsteht, aus dem man in ruhigeren Momenten oder zwischen den Songs durch Reaktionen des Publikums rausgerissen wird, dürfte ganz dem idealen Konzerterlebnis entsprechen.

AHAB entwickeln sich stetig weiter.

Mitgeschnitten wurde der Auftritt während des Death Row Fests in Jena im Jahr 2017. In der Tracklist finden sich ausschließlich Songs des Debüts „The Call of the Wretched Sea“. Fans dürften im Detail einige Änderungen an den Songs auffallen. Ein natürlicher Vorgang, der die Entwicklung der Musiker widerspiegelt, erläutert Cornelius: „Insgesamt ist das jetzt eine viel musikalischere Angelegenheit als es die ursprüngliche Aufnahme war“. Für Abwechslung sorgen schließlich auch die Ambient-Parts zwischen den einzelnen Stücken.

„Live Prey“ dürfte also sowohl neue als auch alte Fans von AHAB abholen und fügt sich souverän in die bisherige Diskographie der Band ein. Auch wenn der Mitschnitt bereits knapp drei Jahre alt ist und lediglich Songs des Debüts abbildet, demonstriert er gut, wo AHAB als Band stehen. Dank des guten Sounds, der sowohl alle atmosphärischen Effekte als auch die druckvollen Riffs astrein darstellt, wird zudem die Stimmung des Auftritts perfekt eingefangen. „Live Prey“ ist ein Funeral-Doom-Album, an dem Fans der Band und des Genres nicht vorbeigehen sollten.

 

20.06.2020
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