Alter Bridge - Blackbird

Review

Nach dem sehr positiv aufgenommenen Debüt „One Day Remains“, mit dem das US-Quartett ‚CREED-ohne-Scott-Stapp‘ ALTER BRIDGE einen kleinen Neuanfang wagen wollte, folgt nun der zweite Versuch, sich deutlich vom namhaften Vorgänger abzuheben.

Natürlich steckt auch in „Blackbird“ noch eine ganze Menge CREED, es zeigt sich aber auch gleichzeitig der Fortschritt der Band, sich als Einheit zu festigen, was sich auch im Songwriting niederschlägt. Lag dieses beim Debüt noch größtenteils in den Händen von Mark Tremonti, ist es nun auf ihn und Sänger/Gitarrist Myles Kennedy aufgeteilt. Insgesamt sind die 13 Songs düsterer ausgefallen, und in den ersten Momenten könnte man annehmen, dass ALTER BRIDGE auch einiges an Härte gewonnen hätten.
Tatsächlich haben wir es bei „Ties That Bind“ mit einem erstklassigen Opener grundehrlichen, modernen, amerikanischen Hardrocks zu tun. „Come To Life“ setzt mit seinen shredding-Riffs nochmal einen drauf – eine wuchtige und heftige Nummer, die Laune macht. Das erste Viertel des Albums wird dann ebenfalls sehr gelungen von dem weniger heftigen, aber dafür melodisch starken „Brand New Start“ abgeschlossen. Wenn nun das ganze Album so weitergeht, dürfte doch eigentlich nichts schief gehen, will man meinen.

Doch leider beginnt sich schon sehr bald eine Routine einzuschleichen, die ziemlich viele Ecken und Kanten von „Blackbird“ möglichst glatt poliert und einebnet. „Blackbird“ glänzt zwar durch eine hervorragende Produktion und versprüht die Sicherheit eines eingespielten, professionellen Teams, aber die Achillesferse des Albums ist das Songwriting. Irgendwie will es der Band nicht recht gelingen, den Dreh für großartige Melodien hinzukriegen. Wie schon gesagt – melodisch stark sind sie ohne Frage, und vor allem Kennedys prägnanter Gesang, der immer mal wieder an seine andere Band THE MAYFIELD FOUR erinnert, hebt die Songs des öfteren aus ihrem eigentlich nachdenklicheren Fundament. So richtig zünden und mitreißen wollen die Kompositionen dann aber doch nicht.

Die Songs sind nicht schlecht, sie sind nicht langweilig und neben den bereits erwähnten sollte man sich auch „Before Tomorrow Comes“, „Rise Today“, „Blackbird“ und „One By One“ nicht entgehen lassen – aber sie sind eben auch nicht over-the-top. Nach einem starken Anfang folgt sozusagen eine leichte Ernüchterung, wohlwissend, dass „Blackbird“ dennoch ein gutes, wenn auch streitbares, Hardrock-Album geworden ist. Denn ob es wirklich aus den Fußstapfen des starken Vorgängers heraustreten kann, wage ich selbst nach mehreren Durchläufen zu bezweifeln.

18.01.2008
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