Avatar - Hail The Apocalypse

Review

Die Schweden von AVATAR legen mit „Hail The Apocalypse“ nach und ich werde mal wieder nicht schlau daraus. Die komplette Szene- uns also inbegriffen- feiert ständig Bands ab, die eigentlich deutlich weniger konstant, ideenreich und talentiert sind und AVATAR fallen trotzdem immer hinten runter. Warum ist das so, was haben die Typen verbrochen, wem sind die auf die Füße getreten und was kann „Hail The Apocalypse“?

Im Vergleich zum Vorgänger „Black Waltz“ fällt diesmal deutlich auf, dass AVATAR ihr Handwerk zwar beherrschen und poltern wie eh und je, aber außer ihrem optisch betonten Auftreten nicht wirklich zwingende Trademarks vorweisen können. MARILYN MANSON, DEVILDRIVER, DEATHSTARS… könnte man alle mal in den Raum werfen und sicher die ein oder andere Tendenz finden. Fans von flottem Melodic Death Metal, auch gerne durchkreuzt von stampfenden, tanzbaren Beats, werden AVATAR trotzdem noch immer mögen. Die Riffs sind kernig und eingängig, der Sänger Johannes Eckerström liefert seit 13 Jahren konstant gute und sehr variable Leistung ab („Death Of Sound“). Auch wenn der Albumtitel „Hail The Apocalypse“ genau in die andere Richtung lockt- diesmal gibt es eine Extraschippe ausschließlichen melodischen Klargesang („Bloody Angel“, „Something In THe Way“, „Tower PL“).

Wie gewohnt täuschen AVATAR häufig einen labilen Schlaflied-Modus an und durchkreuzen diesen mit krächzenden Shouts und pumpenden Takten. Das brachiale „Tsar Bomba“ überrascht mit deutschem Text und einem ausschweifen Solo, kann aber zum Ende hin kaum ausreichend Dramatik aufbauen und inhaltlich nicht überzeugen (…ein Mensch bleibt immer ein Mensch und wahrscheinlich bleibt ein Stein immer ein Stein…). Ja, könnte man so annehmen… Durch das folgende schmissige Jahrmarkt-Stück „Puppet Show“ finden AVATAR einerseits wieder in ihren gewohnten Marschtakt, bedienen sich mit einer Hommage an Phantom der Oper aber auch wieder bei anderen. Offiziell gecovert wird „Something In The Way“ von NIRVANA. AVATAR haben eine schleppende Gothic-Variante daraus gemacht, auf die sich amtlich über die Tanzfläche schleichen lässt. Fairerweise muss man zugeben, dass aus dem Song auch nicht viel herauszuholen ist und mit den fragilen Chören im Refrain haben AVATAR trotzdem eine überraschende Facette geschaffen.

AVATAR haben ganz sicher das Potential eine große Band zu sein, mit „Hail The Apokalypse“ entfernen sie sich allerdings wieder ein Stück von diesem Ziel und werden ihren Anlagen nicht gerecht. Für die Anzahl an Bandjahren und diese Bekanntheit, die AVATAR ja letztendlich doch haben, ist „Hail The Apocalypse“ einfach zu wenig. So langsam müssen uns AVATAR mal einen fetten Hit aufzwängen, um Begeisterungsstürme zu kassieren und endlich über das anerkennende Kopfnicken herauszukommen. Fans von AVATAR werden ganz sicher nicht enttäuscht und kriegen die übliche Fracht, ohne nennenswerte Tiefen, aber eben auch ohne überraschende Spitzen. Musikliebhaber, die die Bands endlich mal maßgeblich wachsen sehen wollen, werden schon ein wenig enttäuscht sein.

17.05.2014
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