Avatar - Hunter Gatherer

Review

Soundcheck August 2020# 5 Galerie mit 30 Bildern: Avatar - The Great Metal Circus 2024 in Stuttgart

Mit Distanz betrachtet kann man schon bisschen staunen, dass die Schweden AVATAR trotz ihres zirkusreifen Aufzuges so bodenständig und gewöhnlich klingen. Das mag Unsereinem möglicherweise auch nur so vorkommen aufgrund des späten Eintritts in die musikalische Welt der Band um Frontclown Johannes Eckerström, doch qualitativ ist dieser in Form des vertonten, fabelartigen Gedichtes „Feathers & Flesh“ gar nicht mal so übel ausgefallen. Eine gewisse Neugier, wie ein Album der Band ohne Story-Konzept ausfällt, begleitet den kritischen Hörgenuss des vorliegenden, neuen Albums „Hunter Gatherer“ also schon.

Der Metal-Zirkus „AVATAR“ gastiert wieder

Zumindest ein inhaltliches Konzept gibt es: Vereinfacht ausgedrückt betrachtet die Band den Weg einer unbekümmerten, nicht gerade nachhaltig lebenden Menschheit in eine ungewisse Zukunft. Doch ohne Storykitt zum Zusammenhalten und Dramatisieren der Songs kämpfen AVATAR schon ein bisschen mit ihrer Gewöhnlichkeit – das visuell Exzentrische überträgt sich praktisch gar nicht auf die Musik, auch wenn die Herren versuchen, „Hunter Gatherer“ eine düstere Grundstimmung zu verpassen, um das Thema musikalisch adäquat einzufangen.

Zuerst gehen die Schweden mit dem Dampfhammer drüber, denn der Opener „Silence In The Age Of Apes“ begrüßt den Hörer mit Aggressivität und einem Mangel an klarem Gesang, der die Bissigkeit des Tracks komplementiert. Der Track ist aber vielleicht ein bisschen zu simpel gestrickt. Den Stiefel zieht sich das noch etwas härtere „When All But Force Has Failed“ etwas später erneut an und bleibt dank höherer Angriffslust nachhaltiger hängen. Der „Colossus“ stampft eindrücklich, vor allem aber hymnischer und atmosphärischer durchs Gemüse. „A Secret Door“ täuscht mit einleitendem Gepfeife schlimme Retorten-Pop-Anbiederung an, bevor sich der Track dann in einen impulsiven Kracher verwandelt.

Gar nicht so quietschbunt wie erwartet

So weit, so gut. Doch nach dem eröffnenden Tripel lässt „Hunter Gatherer“ allmählich nach mit vereinzelten, qualitativen Peaks hier und da (siehe/höre „When All But Force Has Failed“). Doch beginnend mit „God Of Sick Dreams“ ist die anfängliche, songschreiberische Energie ein bisschen verflogen und resultiert in diesem speziellen Falle in einer Nummer zum Vergessen, genau wie das folgende „Scream Until You Wake“, das wie ein Relikt aus den Früh-2000ern klingt, genau wie „Justice“. Der Poser-Faktor gestaltet sich hier jeweilig zum Glück relativ gering, macht die Songs insgesamt aber auch nicht viel spannender. Das Wilde aus dem ersten Drittel fehlt hier einfach.

„Child“ versucht, die Zirkus-Nummer, die man als Uneingeweihter von AVATAR aufgrund ihres Auftretens erwarten würde, aufzunehmen, klingt dabei aber viel zu brav und vorhersehbar, um damit wirklich Eindruck zu schinden. Der Song funktioniert zwar (was im Grunde auf das gesamte Album übertragen werden kann), aber der Wahnsinn oder besser: das Kreative fehlt. Zumindest zieht der Rausschmeißer „Wormhole“ den Karren wieder aus dem Dreck mit seinem schleppenden Tempo und den Riffs, die etwas Vertigo-artiges zu suggerieren scheinen. Und je weinger Worte man über die fade Ballade „Guns“ verliert, desto besser.

„Hunter Gatherer“ zwischen Hits und Durchschnittskost

„Hunter Gatherer“ zeigt also die Qualitäten, die auch auf „Feathers & Flesh“ gute Songs hervorgebracht haben. Doch dessen songschreiberische Qualität erreichen AVATAR damit nicht durchgängig, was vermuten lässt, dass die Schweden entweder besser für Rockopern oder eben für das EP-Format geeignet sind. Denn sie landen Volltreffer – aber längst nicht in einer Frequenz, die über die volle Spielzeit eines Albums trägt. Und so bahnbrechend ist das Konzept hinter „Hunter Gatherer“ auch nicht, dass man sich da wirklich unbedingt zwischen die Zeilen stürzen muss.

Alles eben ein bisschen generisch hier und könnte gerne etwas mehr Devin Townsend-Spleen (zum Beispiel) vertragen, aber immerhin kommen auch so ein paar solide Hits dabei heraus.

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09.08.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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6 Kommentare zu Avatar - Hunter Gatherer

  1. Steppenwolf sagt:

    Mainstream schrott

  2. Steppenwolf sagt:

    ….und Death Metal ist ja wohl eher als Scherz gedacht!?

  3. BlindeGardine sagt:

    Dass die „Metal-muss-wie-eine-Wurzelbehandlung-ohne-Betäubung-sein“-Fraktion hier keinen Spaß dran haben würde ist ja klar.
    Ansonsten ein ganz ordentliches Album und ja, durchaus für den Mainstream geeignet. War bei denen auch nie anders. Das allein ist jetzt mMn kein Ausschluss-Kriterium, wer seinen Metal möglichst exklusiv und von anderen Hörern unbeachtet braucht, muss das halt mit sich selbst ausmachen.
    Das letzte Album fand ich allerdings etwas besser, weil konsequenter und ohne aufgesetzte Aggressivität.

    7/10
  4. poshmit sagt:

    Auch nicht mein Favorite. Da fand ich ich die beiden vorherigen Auskopplungen besser.

    Hier ist es ein „Ja, nicht schlecht, aber irgendwas fehlt mir“. Trotz mehrmaligem Hören. Höhepunkt aus meiner Warte: Der Wurm und sein Loch! Wormhole.

    6/10
  5. Marcel sagt:

    Nichts Besonderes. Bin recht enttäuscht von den letzten beiden Alben.

    5/10
  6. Cynot sagt:

    Auf Platte nie gehört. Live fand ich sie hingegen ganz nett.