Bullbar - Finches And Gallows

Die Idee, eine Platte musikalisch aus einer Hand, aber mit einer Vielzahl von Sängern aufzunehmen, ist nicht ganz neu. Aber in letzter Zeit scheint sie wirklich wieder Schule zu machen. BULLBAR aus Hamburg ist ein Projekt, das genau darauf setzt – und das mit deutlichem Lokalkolorit, nämlich so ziemlich allem, was in der Hansestadt Stimmbänder und einen etwas bekannteren Namen im Metal- und Rockunderground hat. Die Musik stammt übrigens von KING FEAR-Gitarrist Malte Schuster.

So ist „Finches And Gallows“ eine sehr vielfältige Angelegenheit geworden, in der sich spiegelt, wie Hamburg ist – groß, gewaltig, dreckig, aber auch durchaus schön und zerbrechlich. Zwischen fiesen, kurzen Hardcore-Prügeln wie „NOOOOO! That’s My Answer“ oder Crossover-Nostalgien in „Way Out“ oder „Was muss, das muss“ finden sich da auch stampfige, modern gehaltene Groove/Sludge-Songs wie „Among The Damned“ oder „Monsters“, SEPULTURA-Reminiszenzen im Opener „Fear Is No Excuse“, balladeske PsychRock-Töne in dem sehr hübschen „The Long Death“ und eher schlappe Alternative-Standards wie „The Best“. Dazu gibt’s jeweils die passende Stimme serviert. Vor stilistischer Abwechslung vergisst man allerdings manchmal, dass da im Grunde eine vollwertige Platte einer echten Band läuft und kein homogen produzierter Sampler.

Mein Eindruck ist, dass die stilistischen Wurzeln von BULLBAR irgendwo zwischen dem Frühneunziger-Crossover (DOWNSET oder SUCH A SURGE, manchmal auch B-THONG wären geeignete Vergleiche) und modernerem Groove-Metal mit etwas Stonerfeeling liegen. In diesem Horizont liegen auch die wirklich gelungenen Songs – von den fünfzehn Tracks könnte man meinem Empfinden nach auch gut und gerne die Hälfte aussortieren und hätte damit die Durchschnittsqualität deutlich angehoben. Vielleicht wäre es eine gute Idee, das Songwriting ein bisschen mehr auf einen Kern zu konzentrieren – dass die Heterogenität hier zu Lasten des roten Fadens geht, trotz homogener und gelungener Produktion, ist nämlich leider offenkundig. So ist das ganze Potenzial dieser Idee leider noch nicht ausgeschöpft.