Caliban - Gravity

Review

Die Behauptung, dass „Gravity“ das bisher härteste CALIBAN-Album sei, wie es der Promozettel verspricht, kann ich nicht unterschreiben. Vom Härtegrad kommt die Platte ihrem Vorgänger „Ghost Empire“ gleich und vom Stil her haben sich CALIBAN auch nicht gewandelt. Dementsprechend bewährte Kost liefern die Deutschen mit ihrem zehnten Streich ab.

Im Klartext heißt das: Handwerklich gut gemachter Metalcore, der mit der bandtypischen Agressivität und Trademarks, wie den erhabenen Refrains daherkommt. CALIBAN agieren gewohnt abwechslungsreich und eingängig, was sich bereits im Opener „Paralyzed“ niederschlägt. Neben brutalen Riffwalzen, Doublebass-Attacken und harten Shouts von Andreas Dörner, ist es insbesondere der gelungene Refrain, der „Paralyzed“ durch seine dichte Atmosphäre und den klaren Gesang, womit CALIBAN schon auf „Ghost Empire“ überzeugen konnten, zu einem guten Einstieg macht. Das folgende „Mein Schwarzes Herz“ reicht an die Qualität des Openers leider nicht heran. Der Song lässt am Anfang zwar ordentlich die Keule kreisen, doch der Refrain kann dieses Mal nicht überzeugen. Das liegt vor allem am weiblichen Klargesang, der hintergründig fortwährend „Mein schwarzes Herz“ singt. In Kombination mit ihrem männlichen Pendant mag das Ganze nicht zünden und wirkt ungewollt kitschig, was die grundlegende Härte des Songs negativ kontrastiert.

Solche Ausfälle birgt „Gravity“ glücklicherweise selten. CALIBAN bleiben sich treu und überzeugen im Verlauf der 45 Minuten Spielzeit mit brutalen Stampfern wie „Walk Alone“, „Who Am I“ und „For We Are Forever“. Insbesondere „For We Are Forever“ begeistert durch die grandiose Gesangsleistung Dörners, die zurückhaltenden Group-Shouts und die ausschweifenden Gitarrenriffs. Generell birgt die zweite hälfte von „Gravity“ eine große emotionale Tragweite. Mit „brOKen“ gibt es zum Beispiel eine waschechte Powerballade auf die Ohren, die, wie soll es anders sein, gerade durch ihren Refrain überzeugt. Auch im Rausschmeißer „Hurricane“ setzen CALIBAN Wert auf einen recht emotionalen Refrain, der im Kontrast zu den dazwischenliegenden stürmischen Parts steht.

Folglich liefern CALIBAN mit „Gravity“ ein grundsolides Metalcore-Album ab, das viele Songs mit Hitpotential vorweist und sich durch den ureigenen Sound der Band von der Masse abhebt. Die vielen guten Refrains, die Brutalität des Albums und die große Variabilität der Songs, machen „Gravity“ hörenswert. Dennoch erfinden CALIBAN das Genre und ihre Musik nicht neu. Sprich: Wer die Band vorher nicht leiden konnte, wird von „Gravity“ nicht umgestimmt. Fans bekommen dagegen genau das, wofür sie CALIBAN lieben.

18.03.2016
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