Dark Glasses - Filmkritik

Review

Insbesondere in den 70ern und 80ern galt Regisseur Dario Argento als Meister des Horrorfilms. Mit dem Giallo prägte er ein gesamtes Subgenre durch seinen einzigartigen, oft surreal angehauchten Stil. Im aktuellen Jahrtausend fällt Argento eher durch halbgare bis katastrophale B-Movies auf, die nicht ansatzweise die Klasse seines frühen Werks erreichen. „Dark Glasses“ reiht sich da leider nahtlos ein.

Dario Argento hat nichts Neues zu bieten

Der Film folgt dem bekannten Giallo-Mix aus (nicht sonderlich expliziertem) Sex und (verdammt expliziter) Gewalt. In Rom geht ein Serienmörder um, der es auf Prostituierte abgesehen hat. Drei hat er bereits auf dem Gewissen. Doch als Diana attackiert, gipfelt der Angriff in eine wilde Verfolgungsjagd. In deren Verlauf verliert der Junge Chin seine Eltern und Diana ihr Augenlicht. Fortan versuchen Diana und Chin, den Mörder aufzuspüren und zur Strecke zu bringen.

Die erste Viertelstunde von „Dark Glasses“ gestaltet Argento noch recht vielversprechend. Schnell kommt es zu einem Mord, der Fans von krassen Gore-Effekten glücklich macht. Anschließend legt die erwähnte Verfolgungsjagd ein ordentliches Tempo vor. Doch sobald Chin und Diana gemeinsam versuchen, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen und den Mörder zu ermitteln, zieht sich der Film endlos in die Länge.

Im zweiten Akt passiert schlicht zu wenig, als dass der Film noch fesseln könnte. Argento führt einen Subplot ein, in dem Chin bei Diana einzieht, obwohl er in ein Heim soll. Neben der Mörderjagd muss Diana somit zusätzlich die Polizei davon überzeugen, dass der Junge nicht bei ihr ist. Dadurch fehlt es „Dark Glasses“ an Fokus, weil die eigentliche Mörderhatz regelmäßig in den Hintergrund rückt.

„Dark Glasses“ wirkt billig

Noch dazu wirkt der Film über weite strecken wie eine TV-Produktion. Die Bilder sind uninspiriert eingefangen. Außerdem fehlt den Farben jede Kraft. Von Argentos Farbspielen in Klassikern wie „Suspiria“ fehlt jede Spur. Stattdessen filmt er das Geschehen nüchtern und ohne inszenatorische Kniffe ab. Da gibt es im Horrorfilm 2022 weitaus spannenderes zu sehen. Man schaue sich nur mal Filme von Ari Aster („Hereditary“, „Midsommar“) oder Jordan Peele („Get Out“, „Wir“) an.

Zudem kommt die Auflösung so unspektakulär daher, dass man das Gefühl bekommt, Argento selbst sei der Hauptkonflikt seines Films vollkommen egal. Die finale Hatz wirkt wie eine lahme Variante des Showdowns im ersten „Halloween“-Film. Gefühlt findet das Gehetzte durch den Sumpf kein Ende, bevor der Film ein recht abruptes und uninspiriertes Ende findet.

Sicher, Argento hat in den vergangenen 20 Jahren noch deutlich schlechter Filme als „Dark Glasses“ abgeliefert. Man erinnere sich nur an den Totalausfall „Giallo“ mit Adrien Brody. Eine Rückkehr zu alter Stärke stellt der Streifen aber mitnichten dar. Vielmehr ist er ein weiterer, unterdurchschnittlicher Horrorfilm, der zukünftig auf Streaming-Diensten verramscht werden dürfte.

15.06.2022

"Irgendeiner wartet immer."

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36668 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare