Deadlock - Earth.Revolt

Review

Es muss ein riesengroßes Vorurteil (von dem ich übrigens bis zum Genuss dieser Platte auch handfest überzeugt war) aus der Welt geschafft werden: DEADLOCK spielen in keinster Weise Metalcore. Dass sie in diese Schublade gesteckt werden, mag daran liegen, dass sie bei Lifeforce Records, bekanntlich ein Hardcore/Metalcore-Label, unter Vertrag sind, allesamt kurze Haare haben, auf einem reinen HC/MC-Festival wie dem Pressure Fest ein gern gesehener Gast sind, einen Straight-Edge-Vegan-Lebensstil führen und schon eine Split mit den ebenfalls Core-affinen SIX REASONS TO KILL daußen haben.

Doch legt man ihr neuestes Werk „Earth.Revolt“ in den Player fällt es einem wie Schuppen von den Augen: „Das ist Metal und hat nur ganz ganz entfernt etwas mit irgendeinem Core zu tun!“ Viel eher erinnern das Intro „Demonic (Tonus Diabolus)“ und das darauffolgende, mächtige „10.000 Generations In Blood“ an die melodische Schwarzwurzel-Bombast-Epik von DIMMU BORGIR, als sich von HEAVEN SHALL BURN oder HATEBREED beeinflußt zu zeigen. Genauso überraschend und vor allem abwechslungsreich geht es die nächsten, knapp 50 Minuten weiter. Bewegte man sich eben noch in Black Metal-Gefilden, läuft einem auf einmal schwedischer Melo-Death über den Weg, bevor schwermetallisches Stakkato alles in Grund und Boden plättet, nur um getragenen Melodiebögen, chilligen Soundpassagen oder anmutigen Akustikspielereien Platz zu machen. Ebenfalls ins Staunen gerät man, wenn einem zum ersten Mal die engelsklaren, weiblichen Vocals von Sabine Weniger begegnen. Entweder passend ins metallische Gerüst eingewoben („10.000 Generations In Blood“), oder poppig-aggressiv aus ihm herausstechend („Awakened By Sirens“) oder sogar a la SOULFLYs „Tree Of Pain“ soulig angehaucht („Harmonic“), stehen sie stets im Kontrast zu Johannes kraftvollem Keifkreischgrunzen und verhelfen „Earth.Revolt“ so zu einer bipolaren Spannung, die ich bisher nur auf wenigen Platten vernommen habe. Das ausgelutschte „Die Schöne und das Biest“-Prinzip wird von DEADLOCK nämlich kein Stück tangiert. Effizientes und schlaues Songwriting nennt man so etwas im Volksmund und DEADLOCK zelebrieren es par exxellance. Erstaunlich, denn die Jungs sind gerade mal Anfang bis Mitte 20.

Diese Scheiblette sollte demnach von allen Leuten, die mit melodischem Black Metal und schwedischem Todesstahl etwas anfangen können und bei weiblichen Vocals samt Keyboardarrangements keinen juckenden Ausschlag bekommen, unbedingt angecheckt werden. Hard- und Metalcoreler dürfen natürlich auch nach Herzenslust zugreifen.

13.06.2005
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