Delain - Hunter's Moon

Review

Wie schon vor drei Jahren mit „Lunar Prelude“ versuchen DELAIN, die Wartezeit zu ihrem nächsten Studioalbum mit einer EP zu verkürzen. Vier brandneue Tracks und zehn Live-Aufnahmen machen „Hunter’s Moon“ zwar zu einer schönen Sammlungsergänzung für absolute Liebhaber der Band, erwecken insgesamt aber leider den Eindruck, primär zugunsten des lieben Geldes produziert worden zu sein.

DELAIN – Live-Album mit neuen Songs

Um es vorweg zu nehmen: Dieser Rezensent hält einiges auf DELAIN. Von der einzigartigen Fähigkeit der Band, eingängige Melodien mit Atmosphärik wie auch der nötigen metallischen Härte zu verbinden. Von der unter Hunderten wiedererkennbaren, dabei aber doch niemals aufdringlich oder übertrieben pathetisch wirkenden Stimme von Sängerin Charlotte Wessels – Kurzum: DELAIN haben sich in den letzten Jahren zu einer festen Grösse im Bereich Symphonic Metal gemausert. Dass mit steigender Popularität einer Band auch ein zunehmender kommerzieller Anspruch von Seiten des Labels einhergeht, ist dabei wohl unvermeidlich.

So fühlt sich denn die neue EP „Hunter’s Moon“ bis zu einem gewissen Grad ‘forciert‘ an. Ja, die vier brand-neuen Tracks sind stark, unter dem Besten gar, was man von DELAIN bis anhin gehört hat. Ja, die Live-Mitschnitte sind spektakulär, übertreffen bisweilen gar die Studioversionen der Songs. Dennoch: Ist es wirklich nötig, das Erscheinen einer neuen Langspielplatte jedes Mal Monate zuvor mit einer EP anzukündigen? Der Vergleich mit „Lunar Prelude“, vor drei Jahren als eine Art ‘Spoiler‘ zum Studioalbum „Moonbathers“ veröffentlicht, drängt sich auf, bestand doch auch jene EP teils aus Live-Aufnahmen, teils aus neuen Songs. Letztere erschienen später allesamt auch auf „Moonbathers“. Der Analogieschluss liegt nahe, dass die vier neuen Tracks von „Hunter’s Moon“ auch auf dem erwarteten sechsten Studioalbum der Band zu finden sein werden.

„Hunter’s Moon“ – Unnötiges Extended Play?

Ist „Hunter’s Moon“ also nichts weiter als das Resultat übermässigen, monetär motivierten ’Melkens’ der Band seitens Napalm Records? Bis zu einem gewissen Grad lässt sich das schwerlich bestreiten. Vom Kauf sei den-noch nicht strikt abgeraten. DELAIN präsentieren sich hier abermals als eine der stärksten Live-Bands des Genres. Die-Hard-Fans sollten sich die EP daher nicht entgehen lassen. Die vier neuen Songs sind dabei von erster Güte; insbesondere der in punkto symphonischen Bombasts selbst die Kollegen von NIGHTWISH in den Schatten stellende Opener „Masters of Destiny“ gehört mithin zum epischsten Material der Band.

Insgesamt pflanzt sich auf „Hunter’s Moon“ jedenfalls die Tendenz fort, die auf „The Human Contradiction“ so ausgiebig erkundete Neigung zu geradlinigem Gothic und Industrial Metal zugunsten eines etwas klassischeren, strukturell komplexeren, bezüglich Orchestrierungen pompöseren Ansatzes von Symphonic Metal aufzu-geben. Ob die Zusammenarbeit mit Nightwish-Bassist und -Sänger Marco Hietala, der auf immerhin sechs der zehn Live-Tracks am Mikrofon zu hören ist, dazu beigetragen hat? Alles in Allem macht „Hunter’s Moon“ vor allem eines: Lust auf mehr. Und genau das ist ja wohl auch der Sinn einer solchen EP.

Die vier neuen Tracks sind stark, der Live-Mitschnitt mitreißend – alles in Allem sei „Hunter’s Moon“ aber nur absoluten Hardcore-Fans der Band empfohlen. Alle anderen warten besser auf das ‘richtige‘ Album.

Review von Luca Schmid

18.02.2019
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