Die Apokalyptischen Reiter - Licht

Review

Es werde Licht – nämlich für die getreuen Jünger der APOKALYPTISCHEN REITER, die nun für ihr langes Beten und Warten am 29.08. belohnt werden, und zwar nicht mit einer Jahresration Glühbirnen, sondern mit dem siebten Studio-Album des Thüringer Quintetts. Wurde den Fans die zweijährige Wartezeit dieses Jahr bereits durch die Veröffentlichung eines Live-Packages, bestehend aus einer Doppel-CD und einer DVD, über das Party.san Festival und das Wacken Open Air versüßt, so darf die Reitermania nun endgültig ausbrechen.

Aber die REITER sind weder Propheten noch Heilige und vermitteln keine falsche Hoffnung, im Gegenteil: Zusammen mit ihrer neuen Gitarristin Lady Cat-Man, die Pitrone ersetzt, hauen die Weimarer Jungs mit „Licht“ ein aus elf Knaller-Songs bestehendes abwechslungsreiches Album heraus. Wer nun denkt, nach 13 Jahren Bandgeschichte, die immer wieder neue Höhepunkte zu verzeichnen hat, kommen die REITER wie so einige andere Bands mit einem seichten Sound daher, um sich durch den Fleischwolf der Kommerzialisierung zu eingängigem Einheitsbrei verarbeiten zu lassen, der werde mit dem ersten donnernden Gitarrenanschlag von „Es wird schlimmer“, dem ersten Song der Platte, aus dem Paradies verbannt.

Trotz ihres immensen Erfolges ziehen DIE APOKALYPTISCHEN REITER immer wieder ihr Ding durch, unbeachtet jeglicher Erwartungen, die an sie gestellt werden und lassen sich nicht verwursten. Vielleicht ist gerade das der Grund, warum sie ein Knaller-Album nach dem anderen heraushauen und trotz allem den Erwartungen der Fans immer wieder gerecht werden. Und auch mit „Licht“ überzeugen sie wieder auf ganzer Linie und präsentieren ein rundum ehrliches Album, dessen Repertoire gleichsam aus melancholischen Melodien besteht wie in „Nach der Ebbe“, die den Hörer mit in die musikalische Flut reißen, als auch ballernde, aggressive Parts und Songs wie „Adrenalin“, die auch den Fans das Blut in den Adern pumpen lassen, zu bieten hat. Die erste Single-Auskopplung „Der Weg“ stellt eine gelungene Mischung aus harten Riffs, sanften Melodien und harmonischen Power Chords dar und bietet einen guten Vorgeschmack auf das, was den Hörer mit dem Album erwartet. Denn „Licht“ experimentiert im Gegensatz zu seinem Vorgänger „Riders On The Storm“ zwar instrumental weniger, steckt an Qualität jedoch nicht zurück. Es kann durchweg mit geilen Riffs wie auch mit intelligenten Texten punkten, die diesmal allerdings komplett in Deutsch gehalten sind, ihren Vorgängern jedoch weiterhin das Wasser reichen können und aussagekräftig sind wie eh und je.

Trotz des Bandnamens predigen die APOKALYPTISCHEN REITER weder biblische noch apokalyptische Phrasen, auch „Licht“ verschleiert nicht die Realität, sondern vertextlicht sie, macht aber ebenso Hoffnung und Mut. Ihre Inspirationsquelle beziehen die stürmenden Reiter aus dem poetischen Weimar nach Eigenaussage aus dem Leben. „Licht“ erzählt von leidvollen Schicksalen, Problemen mit denen sich der Einzelne und die Welt konfrontiert sieht, und leuchtet dem Hörer den Weg durch das Labyrinth des Lebens, ermutigt ihn nicht aufzugeben, sondern sich seiner Kraft bewusst zu werden. „Licht“ durchflutet eure Ohren und erleuchtet eure Gehirnwindungen.

So soll dieses Album jedoch keine musikalische Psycho-Therapie darstellen, denn selbstverständlich erfüllt es seine Entertainment-Funktion ebenfalls vollkommen und reißt den Hörer mit und lässt ihn sein eventuell nicht vorhandenes Gesangstalent vergessen, um mit Sänger Fuchs mitzuträllern und mitzuschreien. Und schließlich ist die Reitermanie zwar ansteckend, jedoch nicht gefährlich. Denn selbst wenn euer Gesangstalent alle Zlatkos und DSDS-Michael Jackson-Imitate der Welt vergessen lässt, lässt die Reitermanie die Wahrscheinlichkeit, dass eure Nachbarn sich beschweren, geringer ausfallen als die Aussicht, dass sie auf ein Bier vorbeikommen und sich euch anschließen. Fans haben im Oktober die Möglichkeit ihre Reitermania wieder vollends auf dem einen oder anderen Konzert der REITER auszuleben. Wohin der Weg nun weiter geht, kann niemand genau sagen, doch ist die Live-Präsentation dieses Epos sicherlich die nächste Etappe.

14.08.2008
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