Die Apokalyptischen Reiter - Samurai

Review

Die Reiter haben sich in den letzten Jahren zu einer der innovativsten Hitmaschinen mit Überraschungsgarantie gemausert. Eigentlich war kein Album der Weimarer wirklich zu klassifizieren. Die Songs waren und sind schon immer unvorhersehbar gewesen. An dieser Tatsache ändert auch „Samurai“ wenig. Allerdings hat man den Songs einen deutlich spürbaren Crossover/Punk Touch verpasst, der sich nur äußerst zäh in die Gesamtkomposition einfügen will. Trotz der Ausflüge in das punkige Genre (manche Parts erinnern sogar an die Toten Hosen – ja es ist wirklich so) pflügen die Jungs quer durch alle Genres und auch die Texte sind wie gehabt eine kongeniale Mischung aus Wahnsinn und Dichterkunst. Was sich schon auf „Have A Nice Trip“ angedeutet hat, wird auf „Samurai“ konsequent fortgesetzt und die Kluft zu Alben wie „Allegro Barbaro“ wird noch größer gerissen. Ihrer grundsätzlichen Ausrichtung sind die Reiter aber auch auf ihrem mittlerweile fünften Scheibchen treu geblieben und reizen ihre Ausritte in beide Extreme aus. Selbstverständlich sind auch auf „Samurai“ die typischen Reiterhymnen vertreten. „Reitermaniacs“, „Silence Of Sorrow“ und der Opener „Wahnsinn“ sind genau das, was man von der Kombo erwartet hatte. Rasende Hitgranaten mit dem Mut die Grenzen ausloten zu wollen, ohne dabei die gewisse Portion Zynismus zu verlieren. Wenn man bei den Reitern von Extremen spricht, dann sind es diese auch wirklich. „Lazy Day“ ist dafür ein Beispiel par excellence. Hat sich mit eben diesem Stück doch tatsächlich eine Relaxnummer im Reggaegewand eingeschlichen. Das Nachfolgende „Die Sonne scheint (mir aus dem Arsch)“ lässt dann auch den von „J.B.O.“ bekannten Humor nicht zu kurz kommen. „Der Teufel“ steht dazu in vollem Kontrast und markiert einen Eckpunkt am oberen Ende der Härteskala. Wilde Raserei und Death-Grunts sind dabei die allseits dominierenden Elemente. Genauso konfus, wie die Beschreibung der Songs ausgefallen sind, ist auch die Mixtur auf „Samurai“, die sicher polarisieren wird und Fans der früheren Releases mit weit offenem Mund zurücklassen wird. Die Kompositionen sind merklich strukturierter und man vermisst hier und da das geniale Wechselspiel der Genres innerhalb der Songs. Stattdessen wurden noch mehr Samples in die Songs integriert, die den Songs spürbar die Aggression nehmen. Ich für meinen Teil bin hin und her gerissen und kann dem Galopp der Reiter anno 2004 nur schwerlich folgen. „Samurai“ ist ohne Wenn und Aber ein Album geworden, das in puncto Innovationskraft die meisten Bands in den Schatten stellt. Der Funke, der einen Flächenbrand erzeugen kann, ist im Gegensatz zu „All You Need Is Love“ auf „Samurai“ definitiv nicht enthalten.

09.11.2004
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