Dio - The Studio Albums: 1996-2004

Review

Die Zeiten waren nicht die glorreichsten für den Mann, der getrost als DIE Stimme des Heavy Metal bezeichnet werden kann. Gerade war Ronnie James Dio nach diversen Querelen bei BLACK SABBATH ausgestiegen und mit „Strange Highways“ zurückgekehrt, da wurde er von den eigenen Fans auch schon wie die Sau durchs Dorf getrieben. Was war geschehen? Tony Iommi zeterte einerseits gegen den Sänger, die Musik auf dem 1993er-DIO-Album kam einfach nicht besonders gut bei der eingeschworenen Anhängerschaft, die mit beiden Beinen noch in den 80ern stand, an.

Zeit für eine Aufarbeitung

Und ausgerechnet diesen Zeitpunkt hat Ronnies Witwe Wendy zusammen mit BMG nun auserkoren, um das Spätwerk Ihres Mannes noch einmal zu veröffentlichen. Damit sind die letzten vier Studioalben gemeint, die letztlich nie in die übergroßen Fußstapfen von „Holy Diver“ oder „Sacred Heart“ passen werden, für eine zweite Chance ist es aber bekanntlich nie zu spät. In einem Boxset, das erfrischend schmucklos daherkommt, wurden die Alben „Angry Machines„, „Magica„, „Killing The Dragon“ und „Master Of The Moon“ in die Originalcover gesteckt und im Falle der Vinyl-Box außerdem um die 7″ zu „Electra“ ergänzt. Inwiefern an die Bänder noch einmal Hand angelegt wurde, ist nicht bekannt, was aber aufgrund des Re-Issue-Wahns des DIO-Kataloges eigentlich keine Rolle spielt. Immerhin liegen für die vier erwähnten Alben bereits re-masterte Deluxe-Editionen vor. Ein Neuaufguss der vorhandenen Album-Reviews macht an dieser Stelle also keinen Sinn, weshalb wir uns mit den, subjektiv betrachtet, jeweils besten Songs dieses Box-Sets beschäftigen.

„Angry Machines“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgerechnet der Seattle-Grunge-Annäherungsversuch „Black“ hat einen unwiderstehlichen, funky Auftakt, dem man entweder sofort verfällt oder den furchtbar findet. Die langgezogenen Vocal-Parts im Pre-Chorus könnten von einem gewissen Layne Staley (ALICE IN CHAINS) stammen, während das Stück sich immer wieder zum Rock-Giganten aufbäumt und einen Wimpernschlag später in die Knie geht, die in zerrissenen Bluejeans stecken. Unerwartet, gehasst, genial!

„Magica“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Album zur Jahrtausendwende trägt die Hörer kontinuierlich durch eine Welt voller flächiger Keyboards und laid-back-arrangierter Songs. „Fever Dreams“ bricht aus diesem Schema schon allein wegen dem ZZ-TOP-Mainriff aus, dass perfekt in die zurückliegende Dekade passen würde. So richtig Fahrt nimmt das Stück beim wundervollen Gitarren-Solo auf, eines der Besten in der gesamten Diskografie der Band.

„Killing The Dragon“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Along Comes A Spider“ mischt das vielleicht traditionellste, der letzten DIO-Alben mit einer großartigen Bridge auf und verwässert gleichzeitig die Heaviness der anderen neun Songs. Aber auch andere Songs wie „Better In The Dark“ oder „Rock & Roll“, das mit seinen LED-ZEPPELIN-Vibes geradezu hausieren geht, machen richtig Spaß und lassen den klinischen Gesamtsound von „Killing The Dragon“ für ein paar Augenblicke vergessen.

„Master Of The Moon“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist kaum vorstellbar, dass es zwei Meinungen zum besten Track des letzten DIO-Studio-Albums geben kann. Der Opener „One More For The Road“ hat genügend Esprit und Melodie, um alle anderen Songs der Durchschnittsplatte aus dem Rennen zu werfen. Dabei ist „Master Of The Moon“ in vielerlei Hinsicht gut. Die schleppenden Arrangements erinnern oft an die Gitarrenarbeit eines Jimmy Page und das Mastering ist insgesamt zeitgemäß und druckvoll. Die Achillesferse bildet aber das Herzstück: Die insgesamt zu gleichförmig inszenierten Songs.

 

 

 

 

 

 

16.09.2023

Left Hand Path

Exit mobile version