Dragonforce - Ultra Beatdown

Review

Dass die Briten von DRAGONFORCE schon immer große Fans von Computerspielen und den dazugehörigen Soundtracks gewesen waren, ist ja schon bei der letzten Platte „Inhuman Rampage“ durchgeschimmert. Aber selbst wenn die Truppe keine Nacht einschlafen könnte ohne vorher mit Tomb-Raider-Lösungsheften zu masturbieren: So ein unglaublich thrashiges Cover wie von „Ultra Beatdown“ hat die Musikwelt wirklich nicht verdient. Nicht dass man im Power-Metal-Genre keine grottigen Cover gewohnt wäre, aber Grottigkeit in grün-rosa kann noch nicht einmal mehr von Cyber-Flauzen gerettet werden.

Und leider gehen die schlechten Nachrichten mit dem eigentlichen Album gleich weiter. Hatte man mit erwähntem „Inhuman Rampage“ final nach zwei eher stilsuchenden Alben ein in sich stimmiges Manifest mit allen guten (irre Soli und wahnsinniges Tempo) und schlechten (lächerlich fröhliche Melodien) Seiten veröffentlicht, wirkt „Ultra Beatdown“ wie die klassische Verschlimmbesserung. Um es kurz zu fassen: Die lächerlich fröhlichen Melodien gibt es immer noch, dafür wurde das Tempo an einigen Stellen mal auf 80er Jahre Midtempo („The Last Journey Home“) und mal in unsäglich schmalzige Balladensphären („A Flame For Freedom“) gedrosselt. Auch die Soli haben nachgelassen: Klar sind Herman Li und Sam Totman weiterhin Meister ihres Fachs, aber wenn man vier Minuten sehnsüchtig auf den Solopart wartet und dann fern jeder cleveren Akkordstruktur einfach nur gefrickelt wird, kann das bei einer Audioproduktion nicht wirklich überzeugen. Immerhin gibt es Ausnahmen: Erwähnt hardrockiges „The Last Journey Home“ geht später in das wohl coolste High-Speed-Solo der Platte über, und bei „Reasons To Live“ fühlt man sich dank einiger härterer Sachen erfolgreich in die kantigeren Songs des Vorgängers erinnert. Die Rettung in letzter Sekunde ist dann aber das abschließende „The Warrior Inside“. Mehr als ununterbrochene Fröhlichkeit und wilde Maschinengewehrsoli gibt es hier zwar auch nicht, aber alles ist so dermaßen eingängig, dynamisch und mit Liebe zum Detail komponiert, dass sich die Laune unweigerlich auf ein neues DRAGONFORCE-Hoch hebt.

Wenn es so etwas wie richtige DRAGONFORCE-Fans gibt, werden diese also auch mit „Ultra Beatdown“ ihren Spaß haben. Auf Abstriche muss man sich dennoch gefasst machen, weswegen Neueinsteiger definitiv mit dem Vorgänger anfangen sollten. Bleibt zu hoffen dass es hier bei einem einmaligen Ausrutscher geblieben ist, und man sich in Zukunft wieder mehr auf die eigenen Stärken konzentriert.

18.08.2008
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