Dust Bolt - Sound & Fury

Review

Alles wiederholt sich irgendwann einmal. Auch die eher mauen Seiten der Musikgeschichte werden gelegentlich wieder aufgeschlagen und zur Inspiration herangezogen. So blättern DUST BOLT mit „Sound & Fury“ durch eine Phase des Thrash Metal, die meistens nur noch in Schauergeschichten am Festival-Lagerfeuer thematisiert wird: die experimentellen 1990er.

Eine Zeitreise in die 1990er

Die Älteren von uns erinnern sich noch kopfschüttelnd an jene Tage, als KREATOR „Renewal“ veröffentlichten, METALLICA mit „Load/Reload“ den Metal beerdigten und groovende PANTERA-Riffs den drohenden Aufstieg des Nu Metal ankündigten. Andere mögen deutlich positivere Erinnerungen an diese Zeit haben, in der ihre ersten CDs eben jene Alben waren, die damals einfach besser knallten als die angestaubten Klassiker der 1980er.

Warum dieser historische Exkurs? Tatsächlich haben DUST BOLT mit „Sound & Fury“ eine ganz ähnliche Wandlung durchgemacht. Keine von Ed Repka inspirierten Artworks, kein ruppiges Teutonengeknüppel mehr, dafür aber weiße Klamotten, jede Menge Groove und ein Album, das sich partout nicht auf einen Stil festlegen will. Diese Entwicklung mag nicht so ins Ohr stechen, wenn man nur die Singles begutachtet, auf Albumdistanz ist sie jedoch nicht von der Hand zu weisen.

DUST BOLT scheuen keine Experimente

Der Mittelfinger auf dem Albumcover weist also bereits den Weg. DUST BOLT machen auf dieser Scheibe das, worauf sie Bock haben. Kollege Rothe schrieb zum Vorgängeralbum „Trapped in Chaos„, dass es „Mut zur Weiterentwicklung“ zeigt. Diesem Weg ist die Band nun konsequent gefolgt und überschüttet uns mit Groove Metal, Alternative Rock, Hardcore, einer Prise Punk; kurzum: allem was damals auf einem „Crossing All Over“-Sampler gelandet wäre.

Da diese wilden Stilmix-CDs inzwischen schon ziemlich ausgenudelt sind, ist es nicht verkehrt, wenn eine Band neuen Stoff in diesem Bereich bietet. Auch wenn sich DUST BOLT komplett aus ihrer Genre-Komfortzone katapultieren, ist dies erst einmal nichts schlechtes. Schließlich beweist die Gruppe ein Händchen für eingängige Melodien und groovende Riffs. „Sound & Fury“ macht über weite Strecken Spaß. Wenn man gute Erinnerungen an die Crossover-Zeit hat, ist das Album besonders unterhaltsam.

Thrashing all over

Insgesamt fehlt es in diesem Zusammenhang jedoch an richtig packenden Hits, die an damalige Klassiker heranreichen. Hinzu gesellen sich Fehlzündungen wie die Ballade „Little Stone“ oder der stumpfe Mitsing-Song „I am the One“. Optimistisch stimmen hingegen Tracks wie „New Flame“ oder der Titelsong, bei denen die alte Wildheit gut zum Antrieb der neuen Melodien funktioniert. Auch der etwas matschige Sound erweist sich nach mehreren Durchläufen als passend für den Stilmix.

Unterm Strich ist „Sound & Fury“ ein solides Crossover-Album geworden, dessen ungezwungene Attitüde für gute Unterhaltung sorgt. DUST BOLT haben sich komplett neu erfunden und schlagen ein neues Kapitel ihrer Bandgeschichte auf. Dass die Gruppe dabei viel ausprobiert und nicht jede Idee zündet, ist deswegen nur nachvollziehbar. Alte Fans dürften irritiert sein, wer aber die „Cause for Conflict“ von KREATOR abfeiert oder nach einer gradlinigeren Version von DEPRESSIVE AGE sucht, kann noch einen Punkt aufschlagen.

11.03.2024
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