Enemy Inside - Venom
Review
Mit „Venom“ legen ENEMY INSIDE ihr mittlerweile drittes Studioalbum vor, welches bekanntermaßen für viele Bands als „make it or break it“-Werk gilt. Und rein qualitativ, so darf man feststellen, steht einem dauerhaften Erfolg der Aschaffenburger nun wirklich gar nichts mehr im Weg. Die Band liegt kompositorisch und thematisch voll am Puls der Zeit und hat mit Frontfrau Nastassja Giulia ein stimmgewaltiges Aushängeschild mit genug Charisma für jedes erdenkliche Live-Setting, vom kleinen, schwitzigen Kellerclub bis zur großen Festival- oder Stadionbühne.
ENEMY INSIDE sind geradezu unverschämt poppig
Der Titeltrack gibt mit düsterschwerem Industrial-Riffing und aggressiv-harmonischer Metalcore-Attitüde die Modern-Metal-Marschrichtung vor. „Should Have Known Better“ stellt dann mit der geradezu unverschämt poppigen Refrainmelodie eine weitere Facette in den Vordergrund, die den Sound von ENEMY INSIDE maßgeblich prägt. Und gerade wenn man glaubt, der Bandsound zu packen bekommen zu haben und ihn in eine bequeme Schublade stecken zu können, sprengt der schrille Neonspringteufel „Sayonara“ mit seiner frechen BABYMETAL-Schlagseite komplett den Rahmen. Besser kann eine Band ihre „Fuck you, wir ziehen unseren eigenen Stiefel durch!“-Message nicht in einen Song packen, dessen augenzwinkernder Humor auch im zugehörigen Videoclip zur Geltung kommt.
Langweilig wird „Venom“ somit definitiv nicht. Dabei geben ENEMY INSIDE aber auch ruhigeren Momenten ihren Raum und verhindern so aller ungebremster Kreativität zum Trotze die kompositorische Überfrachtung ihrer Stücke. Mit Zak Tell (CLAWFINGER) und Mirza Radonjica (SIAMESE) lockern zwei Gastsänger den Mittelteil des Albums („Fuck That Party“ und „Dirt On My Name“) gekonnt auf, bevor „Don’t Call Me Angel“ eine etwas romantischere Note hervorbringt, ohne jedoch in irgendeiner Weise als ruhiges Stück durchzugehen. Dies bleibt hingegen dem Anfangsteil des morbid-düsteren „Innocent“ vorbehalten, das sich zum groovigen Midtempo-Stampfer mit subtiler Electro-Gotik entwickelt.
Not just some pop shit!
Die kompakten Songstrukturen sind einer der größten Trümpfe, mit denen ENEMY INSIDE wuchern. Bei einer Albumlänge von 35 Minuten überstrapziert keines der elf Stücke seine Anwesenheit, überflüssiges Fett wurde gezielt abfiletiert. So erweist sich nahezu das gesamte Material als überraschend singletauglich und im besten Sinne poppig, ohne sich an einen vermuteten Massengeschmack anzubiedern. Nachdem im hinteren Albumteil „Unburn“ noch einmal die Heaviness der Band unterstreichen durfte, schlägt das Synthie-lastige und mit einem Gastbeitrag der Amerikaner DAVEY SUICIDE aufgepeppte „I’d Rather Be Dead“ eine experimentellere Richtung ein.
Die fast schon verträumten Darkwave-Elemente stimmen gut auf das wahlweise als großes Finale oder Rausschmeißer taugende „Let Me Go“ ein. Hier haben ENEMY INSIDE einen astreinen Electro-Pop-Song geschaffen, der sich überraschend harmonisch in das Gesamtbild von „Venom“ einfügt. So bleibt am Ende ein unglaublich vielschichtiges Modern-Metal-Album, das trotz seiner omnipräsenten Ohrwurmqualitäten eben alles andere als ein auf Poppigkeit getrimmtes Kunstprodukt ist.
Enemy Inside - Venom
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Modern Metal |
| Anzahl Songs | 11 |
| Spieldauer | 35:02 |
| Release | 28.02.2025 |
| Label | Reigning Phoenix Music |
| Trackliste | 1. Venom 2. Should Have Known Better 3. Sayonara 4. What We Used To Be 5. Fuck That Party (feat. Zak Tell) 6. Dirt On My Name (feat. Mirza Radonjica) 7. Don't Call Me Angel 8. Innocent 9. Unburn 10. I'd Rather Be Dead (feat. Davey Suicide) 11. Let Me Go |
