Ensiferum - Dragonheads

Review

Resteverwertung ist kein Heavy Metal! Was ist nur aus meiner einstigen Lieblingsband geworden? Seit dem Jari Mäenpää die Band verlassen hat, geht es mit ENSIFERUM stetig bergab – so kommt es mir jedenfalls vor! Während sich Jari mit WINTERSUN überaus erfolgreich von ENSIFERUM emanzipieren konnte, gelingt es den restlichen Ensiferanten nicht, den Weggang von Jari zu überwinden. Neuer Frontmann Petri Lindroos, der auch bei NORTHER seine Stimmbänder zum Einsatz bringt, ist kein guter Ersatz für den alten Sänger. Seine Stimme ist viel rauer und weniger markant. Doch es liegt sicherlich nicht allein an Petri, dass die Band weiter abbaut.

Wo sind die Songs wie „Hero In A Dream“, „Guardians Of Fate“ und „Little Dreamer“ geblieben? ENSIFERUM fehlen in letzter Zeit irgendwie die Eier! Statt neue musikalische Ohrwürmer zu produzieren, beschränkt man sich auf der MCD „Dragonheads“ darauf, Altes zu verwursten, Originelles zu kopieren und Neues zu vermiesen.

Der einzige neue Song ist der Namensgeber für die MCD! Dieser hat aber nur in Ansätzen den Spirit der alten ENSIFERUM-Platten. Den besagten Spirit haben lediglich die zwei Demosongs vom „Demo II (-99)“, die aus der prähistorischen Anfangszeit der Band herausgerissen, neu eingespielt und möglicherweise auf Grund von Ideenmangel auf die MCD gebannt wurden. Was ist das bloß für eine Unsitte, die viele Bands mittlerweile an den Tag legen und alte Songs oder gar ganze Alben neu vertonen, nur, um es unter die zahlende Fanschar zu bringen? Das ist kein Dienst am Fan, das ist Grabschändung!

Was sich die Schwerträger ebenfalls hätten sparen können, ist, den Song „Into Hiding“ von AMORPHIS zu covern! Den Song, welchen man von „Tales From The Thousand Lakes“ kennt oder auch nicht, sollte keine Band außer AMORPHIS selbst anrühren.

Abschließend hat sich in die Band wahrscheinlich noch gedacht: „Ach, lass ma noch n Instrumental und nen Medley hinterher kloppen“ und so ist auf der MCD neben dem sehr ruhigen Song „Kalevala Melody“ auch noch „Finnish Medley: Karjalan Kunailla, Myrskyluodon Maija, Metsämiehen Laulu“ vorzufinden. Gut, das Instrumental ist zwar nicht wirklich spektakulär, doch auch das sollte man als Band ausprobiert haben. Klingt wenigstens nett. Das Medley hingegen, ist sehr untypisch für ENSIFERUM, nicht von der instrumentalen Seite, jedoch von der gesanglichen – es sind weibliche Vocals auszumachen! Das Lied ist etwas zu schleppend und ebenfalls kein Ohrwurm. Ich sage nicht, dass es nicht gut ist, aber doch etwas untypisch für ENSIFERUM! Für meinen Geschmack etwas zuviel Blues auf der Platte – ein bisschen fideler hätte die MCD doch werden können.

Der Schuss ist für ENSIFERUM-Verhältnisse ganz schön nach hinten losgegangen. „Dragonheads“ soll zwar sicherlich als eine Art Aperitif für das nächste Studioalbum bzw. die bald erscheinende 10 Jahres-DVD dienen, doch jetzt habe ich eher Bedenken, ob denn das neue Album wirklich an die alten Glanztaten anschließen kann. Schade!

28.03.2006
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