Ensiferum - From Afar

Review

Ob nun “Victory Songs” die besten Lieder enthält, ob das Debütalbum “Ensiferum” am meisten Esprit versprüht oder ob Petri Lindroos oder doch sein Vorgänger Jari Mäenpää nun der bessere Shouter ist – das sind wohl die beliebtesten Themen, die Fans von ENSIFERUM untereinander diskutieren. Weit weniger dringlich ist die Erörterung der Frage, ob sich denn bei den Finnen musikalisch großartig etwas ändert. Warum auch, denn ENSIFERUM sind sich mit ihren bisherigen drei Alben (und einer EP) absolut treu geblieben, haben nur am Rande neue Einflüsse integriert und sich ansonsten auf das Komponieren von Songs konzentriert.

Insofern ist von vornherein klar, in welche Richtung das neueste Werk “From Afar“ gehen wird: Neun neue Songs (plus eine Coverversion eines Stücks der schwedischen Folkband NORDMAN) mit einer ganzen Reihe hübscher Melodien, schmissiger Refrains, und die ein oder andere pfiffige Idee ist auch wieder mit dabei. Wobei auffällt, dass “From Afar“ wesentlich länger als seine Vorgänger ist. Der Grund: Die beiden epischen und jeweils über zehn Minuten langen Stücke “Heathen Throne“ strecken das Album auf satte 56 Minuten.

Zunächst erfreuen ENSIFERUM aber den Hörer mit einem Akustik-Intro, das sofort an alte Glanztaten anknüpft, allerdings als Vorspiel zum ersten Song ziemlich lang geraten ist. Und auch der Übergang zum eigentlichen Opener will nicht ganz überzeugen. “From Afar“ allerdings ist ein Track mit allen für ENSIFERUM typischen Merkmalen: Flotte Doublebass-Drums, melodisch riffende Gitarren, dazu das kraftvoll-fauchende Organ von Sänger Lindroos, im Refrain ein gemischter Chor, fertig ist die neue Heroen-Hymne. Neu hinzugekommen sind hingegen sinfonische und orchestrale Elemente, die ein wenig Eingewöhnung einfordern. „Twilight Tavern“ legt mit Speedmetal-Gitarren los, überzeugt mit feinen Melodien und einem kraftvollen Mitgröl-Chorus und dürfte bereits jetzt seinen Platz im Live-Set der anstehenden Europa-Tournee gefunden haben.

Das kürzere „Elusive Reaches“ hingegen tut sich schwerer, sich in die Gehörgänge zu fräsen, fährt aber im richtigen Moment das richtige Gitarrensolo auf. Weiter geht es mit „Stone Cold Metal“, das im Hauptthema etwas konstruiert wirkt, dann aber völlig abdreht: Unvermittelt taucht am Horizont ein einsamer Cowboy samt Wandergitarre auf, der eine Melodie aus dem Repertoire von Ennio Morricone pfeift und beinahe vergessen lässt, dass wir es immer noch mit einer ENSIFERUM-Scheibe zu tun haben. Äußerst gelungen! Die restlichen Stücke „Smoking Ruins“ und die oben bereits erwähnten Tracks „Heathen Throne I & II“ sind grundsolide und vielschichtig.

„From Afar“ ist somit ein Album, das die richtige Mischung aus kurzen und schnellen Stücken und epischeren Momenten auffährt. Die Dosierung der Entwicklungen seit „Victory Songs“ ist auch für wertekonservative Wikinger zu verkraften, womit sich letztlich nur die Frage stellt, ob „From Afar“ denn die besseren Songs als der Vorgänger enthält – kurz und knapp: Insgesamt hat das neue Album nicht die besseren, aber trotzdem starke Songs. Und jeder ENSIFERUM-Fan wird beim neuen Album auf seine Kosten kommen. Cowboys eingeschlossen.

11.09.2009

- Dreaming in Red -

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