Erdling - Supernova

Review

Das Debüt von ERDLING war alles andere als berauschend. “Aus Den Tiefen“ war auf lyrischer Ebene ein totaler Reinfall und hat dementsprechend nicht häufig den Weg in meinen CD-Player gefunden. Das war eine Zeit lang recht ärgerlich, da die Musik durchaus überzeugt hat. Nun bringen die Dark Rocker um Sänger Neil Devin ihr zweites Album “Supernova“ an den Start und es bleibt zu hoffen, dass sich die Band weiterentwickelt hat.

Alles neu bei ERDLING?

Geht es allein nach dem Album-Opener, dann müsste die Antwort ohne jeden Zweifel “Ja!“ heißen. Der Song “Absolutus Rex“ nimmt die Musik vom ERDLING-Debüt, haut in Sachen Härte, Rhythmik und Produktion noch einen drauf und überzeugt hinsichtlich der Texte mehr als alle Songs von “Aus Den Tiefen“ zusammen. Eine gereiftere Wortwahl, deutlich durchdachtere Reimbildung und ausdrucksstarke Bilder wirken als hätten sich ERDLING die Kritik zu Herzen genommen!

Ob es so clever ist, das Album-Highlight gleich zu Beginn zu verbraten, sei mal dahingestellt. Jedenfalls geben ERDLING auch im weiteren Verlauf das Albums ordentlich Gas. “Es Gibt Dich Nicht“ erinnert aufgrund des Gesamtklangs und der Songstruktur häufig an die Kollegen von UNZUCHT, was den Song allerdings nicht davon abhält, sich im Gehörgang festzusetzen. Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden. Auch der Titeltrack oder “Kein Schatten ohne Licht“ sind starke Nummern, die zeigen, dass die Band ihr Handwerk versteht.

Luft nach oben

Was die Texte angeht, können ERDLING nicht überall Erfolge verbuchen. “Mein Element“ ist zwar ein echter Ohrwurm, geht aus lyrischer Sicht jedoch nicht über Mittelmaß hinaus. Der Text wirkt holprig und erinnert vermehrt an das Debüt. Leider zieht sich dieser Eindruck durch viele weitere Nummern, sodass die positive Überraschung von “Absolutus Rex“ ein wenig abebbt. Doch auch wenn häufig Gothic-Klischees bedient werden, gelingt es der Band sie ein wenig geschickter anzuordnen als bislang erlebt. Das Gesamtbild wirkt demnach gereifter, aber ausbaufähig.

Moderne Neue Deutsche Härte

Stilistisch probieren sich ERDLING ein wenig aus. Insgesamt fällt der Stil deutlich härter aus, als gewohnt, was besonders Songs wie “Über-Ich“ abseits des Textes sehr hörenswert macht. Oft werden jedoch auch melodische oder gar hymnische Synthie-Sounds verwendet, die als wiederkehrende Elemente in vielen Songs Anwendung finden und den Sound der Band wunderbar ergänzen. Hin und wieder sind sogar symphonische Klänge zu vernehmen, wodurch beispielsweise “Frei Wie Der Wind“ zu einem verträumten Album-Highlight wird, welches auch textlich spannend ist. Die Lyrics sind einfach gehalten und beinhalten keine innovativen Bilder – und dennoch ist der Song durch seine Emotionalität wirklich ausgefallen. Manchmal genügt auch ein einfacher Text um tiefgreifend zu wirken.

Auch wenn ERDLING auf “Supernova“ textlich noch nicht am Höhepunkt angelangt sind und insgesamt wenig Abwechslung in den Songstrukturen steckt, so ist die Platte dennoch eine deutliche Weiterentwicklung. Die Band hat ein Gespür für schöne Melodien und kraftvolle Neue Deutsche Härte, sodass man hier in Zukunft bestimmt mit großartigen Alben rechnen kann.

12.03.2017
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