Electric Callboy (zuvor Eskimo Callboy) - Eskimo Callboy

Review

Grellpinkes Blut dokumentiert das Massaker des Eisbären aus Castrop-Rauxel, der sich durch die Genres gewühlt hat. Hardcore, Screamo, Dance, Techno, alles in der Glitter-Maschine vermengt – nein, das sind nicht (nur) die Zutaten eines Metalleralbtraums, sondern der „Trancecore“ getaufte Stilmix von ESKIMO CALLBOY, den hyperaktiven Shooting-Stars der Emoszene. Mit „gesundem“ Selbstbewusstsein stürzen sich die Jungs ins Getümmel; kaum gegründet, haben sie bereits einen Namens- und Besatungswechsel vorzuweisen. Wie sich das wohl auf die Musik auswirkt?

Gar nicht, denn obgleich man sich verzweifelt bemüht, aufzufallen (der gezwungen originelle Bandname spricht Bände), klingt die unter neuem Etikett dargebotene Kost generisch gewöhnlich. Die unnötigen Stilmischungen rauben der Musik jegliches Profil – die Kombo klingt überdreht, ohne energiegeladen zu sein. So originell ist die Idee, Shouting gegen Disco-Sounds anbrüllen zu lassen, nun wieder nicht; auch dem poppigen Klargesang mangelt es an Charakter. Zwar ist das Songwriting auf Eingängigkeit ausgerichtet, doch die einzelnen Elemente zerfasern, sodass auch das durch die bretternden Gitaren mögliche Härtepotenzial verschenkt wird und alles in ziellosem Lärm ausartet. Kommerztechnisch mag hier einiges stimmen, aber wo sind das Feuer und die Energie, die ESKIMO CALLBOY durch ihr Auftreten suggerieren? Hören kann man davon nichts.

Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass sich die Viertelstunde Musik im ersten Durchlauf ohne große Schäden „genießen lässt“. Dass man sich danach, obwohl sich ESKIMO CALLBOY sichtlich um Earcatcher bemühen, an keine einzige Passage erinnern kann, bestätigt den Eintagsfliegen-Charakter der Scheibe. Höchstens kurzweilige Unterhaltung für Liebhaber des Genres (ja welches eigentlich?), alles in allem aber ein unspektakuläres Debüt.

06.01.2011
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