Electric Callboy (zuvor Eskimo Callboy) - MMXX

Review

Mit ihrer Mischung aus hammerhartem Metalcore und mitreißenden Dancefloor-Melodien sowie den abgefahrenen Videos und Texten sorgen ESKIMO CALLBOY bei offenen, partywilligen Fans für viel Freude, während viele obertrue Traditionalisten die Nase rümpfen. ESKIMO CALLBOY nehmen sich dabei auch gerne mal selbst nicht allzu ernst, wobei ihr letztes Album „Rehab“ sowohl was Sound als auch Lyrics anbelangt etwas ernsthafter daherkam.  Band und Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler lebten sich auseinander und es kam zur Trennung. Die nun vorliegende EP „MMXX“ ist die erste Veröffentlichung mit dem neuen Sänger Nico Sallach (ehemals TO THE RATS AND WOLVES) und enthält drei neue Songs wie drei alte Songs im neuen Gewand. Wohin führt die Reise, ESKIMO CALLBOY?

Is Everybody On The Floor? Hyper Hyper!

Es ist eines der meist gehypten Metal Videos 2020 und an dem Song scheint keiner vorbeizukommen. Kein anderer Song von ESKIMO CALLBOY konnte in so kurzer Zeit so viele Klicks bei Youtube generieren. Die Rede ist natürlich von der ersten Single-Auskopplung „Hypa Hypa“, und hier spielt nicht nur der Titel auf den alten Klassiker von SCOOTER an, auch sonst sind da musikalisch einige Anleihen vorhanden. Das zeigt sich am elektronischen Intro, der typischen Hook im Refrain und diesen „Döp Döp Döp“, welchen sich auch H.P. Baxxter gerne bedient. Dazu krasser Metalcore mit heftigen Shouts, treibenden Beats und kernigen Riffs. Im genial doofen und dennoch unterhaltsamen Video dann noch die Anspielung auf New Kids, wer sich drauf einlässt kann richtig viel Spaß haben, man kann es aber auch einfach nur anspruchslos und stumpf finden. Wie so oft bei ESKIMO CALLBOY, man liebt oder man hasst es. Das zweite neue Stück „Hate/Love“ in neuer Besetzung kommt etwas ernster, härter und drückender daher und ist näher am typischen Metalcore, mit einigen Nu Metal und Industrial-Einflüssen, was manchmal etwas an MARYLIN MANSON erinnert. Neu-Sänger Nico kann hier seine ganze Bandbreite zeigen und harmoniert gut mit Kevin. Es folgt der Nachfolger von „MC Thunder“ des Albums „The Scene“ namens „MC Thunder II (Dancing Like A Ninja)“, der sich musikalisch doch vom ersten Teil unterschiedet. Irgendwie eine chaotische und doch schlüssige Mischung aus cleanen Refrains und gegrowlte Strophen, K-Pop-Chören und Pigsqueals, durchgeknalltem Techno mit Trance-Part in der Mitte, eingängig, mitreißend. Das waren die neuen Songs von ESKIMO CALLBOY. „Monsieur Moustache“, mit eingängiger Hookline und irgendwo zwischen Metalcore und Ballermann Club-Sound, in dieser Version mit stärkerem Synthesizer, und „Dramaqueen“, dem leider im Vergleich zum Original etwas Kraft fehlt, sind zwei Klassiker, die mit Nico Sallach neu aufgenommen und arrangiert wurden. Auch hier stellt man wieder fest, dass der neue Sänger einen guten Job macht. Abgeschlossen wird „MMXX“ von einer neuen, ruhig balladesken Akustikversion von „Prism“, die Akustikgitarre bedient hier Tobias Rauscher. Die Coverversion dieses Stücks brachte Nico zu ESKIMO CALLBOY und es wird deutlich, warum die Wahl auf ihn fiel.

Gelungene Vorstellung

ESKIMO CALLBOY mit Nico Sallach, das passt! Die Band klingt frisch und unverbraucht, ohne jetzt aber ihr angestammtes musikalisches Feld zu verlassen. Stark!

17.09.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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