Fen - Winter

Review

Verlässlich, wie der Wechsel der Jahreszeiten, veröffentlichten FEN in den letzten Jahren durchaus gelungene Alben – und dieser Trend wird auch mit dem aktuellen Werk „Winter“ nicht durchbrochen. Dies ist erstmal die gute Nachricht für alle Fans der Band, die auch an „Winter“ sicherlich ihre Freude haben werden. Aber was ist mit dem Rest der Menschheit, jenen, die FEN a) bislang nicht kannten, oder schlimmer, denen b) FEN einfach egal waren.

Nun: Wahrscheinlich wird auch „Winter“, ein Album, das eben jene Jahreszeit zum Thema hat, nichts an der jeweiligen Position verändern. Und das hat natürlich Gründe: Zum einen setzt das aktuelle Album des Trios die gewohnte, bereits vom Kollegen Klug in seiner Review zu „Carrion Skies“ entlarvte „grundsolide“ Machart konsequent fort. Handwerklich geschickt, atmosphärisch ordentlich und durchsetzt mit guten Einfällen – aber: Man hat es sich in seinem Kosmos aus folkigen Einflüssen, verträumten Klanglandschaften und gelegentlich schnelleren Ausbrüchen ganz gemütlich eingerichtet – vielleicht ein bisschen zu gemütlich. Die eingesetzten Elemente sind bekannt und erprobt, irgendwo zwischen ENSLAVED und AGALLOCH angesiedelt und frei von der aktuellen, lemminghaften Verehrung von allem Okkulten, irgendwie Crustigem oder Postpunkigem. FEN sind auch anno 2017 FEN – mit allem was dazugehört.

Die auf „Winter“ eingesetzten Elemente sind bekannt und erprobt

Noch weniger als vor drei Jahren bei „Carrion Skies“ sind die Briten damit progressiv – so wie es die selbstgewählte Schublade „Progressive Black Metal“ eigentlich Glauben machen will. „Atmospheric Black Metal“ kann man gelten lassen, „Folk Black Metal“ phasenweise auch, aber dieses zusätzliche Quäntchen Anerkennung, das man sich mit der eigenen Innovationskraft und Scheuklappenfreiheit erschleichen möchte, ist nicht vorhanden. Ein bisschen kompositorisch frischer als auf „Carrion Skies“ klingen FEN auf „Winter“ schon, ein wenig leichter, unbeschwerter. Und phasenweise ist das fünfte Werk sogar richtig mitreißend: Nämlich immer dann, wenn man sich zwischen atmosphärischem Geplänkel und Up-Tempo einpendelt. Ja, die goldene Mitte ist’s bei „Winter“: Sei es in „IV“, wenn das Schlagzeug in schönem Mid-Tempo treibt, oder in „V“, wenn es mächtig in Richtung ENSLAVEDs „Ruun“ geht. Dennoch sind die geschlagenen siebzig Minuten Spielzeit nicht immer spannend gefüllt, zu wenig kann „Winter“ begeistern – WINTERFYLLETH beweisen mit „The Dark Hereafter“, wie man es besser machen kann. Zudem ist die Produktion von „Winter“ bisweilen ein wenig stumpf und kontrastarm geraten.

Dennoch: FEN verstehen es, ein gutes Album zu schreiben und einzuspielen. Kein überragendes Werk ist „Winter“ geworden, aber ein unterhaltsames. Und eine derartige Konstanz in der Qualität seiner Veröffentlichungen abzuliefern, ist schon eine Qualität für sich.

22.03.2017

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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