Fiddler's Green - The Green Machine

Review

Mit beeindruckender Konstanz zelebrieren FIDDLER’S GREEN seit mehr als 30 Jahren ihren „Irish Speedfolk“ und wirken dabei innerhalb der Grenzen ihrer ureigenen Interpretation folkloristischer Traditionen noch immer angenehm frisch und unverbraucht. Egal ob auf ihren Alben oder live auf der Bühne sind die Franken unermüdliche Gute-Laune-Garanten, was hervorragend zum Bild einer wahrlich unaufhaltsamen „Green Machine“ im Titel ihres neuen Albums passt.

FIDDLER’S GREEN goes Après-Ski?

Wie das grüne Steampunk-Ungetüm auf dem mit einer fantastischen Farbgebung überzeugenden Cover-Artwork aus einer Unzahl von mechanisierten Instrumenten und anderen abgefahrenen Komponenten zusammengesetzt ist, erweist sich auch die Musk auf „The Green Machine“ als ausgesprochen vielseitig und überrascht mit manch unerwarteter Wendung. Über eine angenehm kompakte Spielzeit von rund 40 Minuten hinweg werden vom waschechten Seemannslied („Shanghaied In Portsmouth“) über osteuropäische Polka-Klänge („I Need A Volunteer“) bis hin zur unvermeidlichen Schunkelhymne („Hangover“) alle Register gezogen, die innerhalb des charakteristischen Klangbilds von FIDDLER’S GREEN Sinn ergeben.

Mit der Liebes-Schmonzette „My Fairy Of The West“ wildert die Band sogar auf wundersam unpeinliche Weise in Après-Ski-Gefilden. FIDDLER’S GREEN goes Discofox? Aber hallo – und das sogar ziemlich gelungen! Nicht zuletzt die stets unprätentiös songdienlichen Soli von Teufelsgeiger Tobias Heindl retten das Stück vor dem Abrutschen in untiefes Kitsch-Fahrwasser. Wo so viel Liebe ist, darf aber auch die gepflegte Hasskappe nicht auf der Strecke bleiben: Mit „May The Road Rise Up To Meet You“ brüllen FIDDLER’S GREEN allen bigotten Heuchlern und falschen Freunden ein beherztes „Fuck You“ entgegen.

Gut Ding will Weile haben!

Drei Jahre haben sich FIDDLER’S GREEN für die Arbeiten an „The Green Machine“ Zeit gelassen. Die neuen Songs entstanden parallel zu den Arbeiten an ihrem Livealbum „Acoustic Pub Crawl II – Live in Hamburg“ (2020), der Jubiläumsscheibe „3 Cheers For 30 Years“ (2020) und dem Weihnachtsalbum „Seven Holy Nights“ (2022) in den Principal Studios in Münster. Die lange Reifezeit hat dem Material hörbar gut getan, Komposition und Arrangements kommen perfekt auf den Punkt und weisen kein unnötiges Gramm Fett auf. In guter Bandtradition haben FIDDLER’S GREEN aber mit „Muirsheen Durkin“ und „The Parting Glass“ auch zwei originale Folk-Klassiker genommen und einmal durch die „grüne Maschine“ gejagt.

Bleibt noch ein kurzer Blick auf die Texte, die qualitativ der Musik in nichts nachstehen. Natürlich singen FIDDLER’S GREEN wieder einmal über Licht und Schattenseiten des geselligen Alkoholkonsums, die Liebe und das Leben. Das von der Band abgedeckte lyrische Spektrum ist aber noch deutlich breiter. Neben dem allgegenwärtig feinen Humor findet sich sogar Platz für eine Verarbeitung von Edgar Allen Poes „Maske des Roten Todes“ („Ready For The Ball“).

Die grüne Maschine gehört noch lange nicht zum alten Eisen

Unter dem Strich haben FIDDLER’S GREEN also erwartungsgemäß wieder einmal abgeliefert. Wer keine generelle Abneigung gegenüber launig verrocktem Irish Folk verspürt, der kann „The Green Machine“ blind kaufen und dürfte nicht enttäuscht werden. Nach mehr als dreißig Jahren Bandgeschichte läuft die Band noch immer wie eine gut geölte Maschine, die sich aller Traditionsverbundenheit zum Trotze hartnäckig weigert, Rost anzusetzen und zum alten Eisen abgeschoben zu werden.

23.12.2023
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