God Dethroned - Illuminati

Review

GOD DETHRONED waren einige Jahre weg vom Fenster. Nach zwei Ausflügen in die Zeit des Ersten Weltkriegs mit „Passiondale“ (2009) und „Under the Sign of the Iron Cross“ (2010) machten die niederländischen Death-Metal-Veteranen eine längere Pause. Erst 2017 folgte mit „The World Ablaze“ ein drittes Album zu Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts.

Mit „Illuminati“ kehren GOD DETHRONED nach dieser Kriegs-Trilogie nun zurück zu den lyrischen Themen ihrer Anfangstage. Religionskritik und insbesondere eine schonungslose, fast hasserfüllte, Abrechnung mit dem Christentum bestimmen einmal mehr die Texte der Gruppe um Frontmann Henri Sattler.

Titel wie „Book of Lies“ und „Satan Spawn“, sind vielleicht etwas überstrapaziert, sprechen aber eine deutliche Sprache, welcher Konflikt hier thematisiert wird. Auf der einen Seite stehen die verkommenen kirchlichen Institutionen, auf der anderen ihre aufrechten, aber auch frustrierten Gegner. Gleichzeitig werden mit Songs wie „Spirit of Beelzebub“ und „Gabriel“ christlich-satanische Motive angesprochen, die einen uralten Konflikt zwischen Gut und Böse umreißen, die gängigen Zuschreibungen aber umdrehen oder offenlassen.

Anti-christliche Hymnen von GOD DETHRONED

Wer also auf stramm anti-christliche Texte steht, kommt mit „Illuminati“ voll und ganz auf seine Kosten. Doch wie sieht es denn nun mit der Musik aus? „‚Illuminati“ hat die stärkeren Songs“, urteilt Henri Sattler selbst, im Vergleich zum Vorgänger. „Wir haben viel mit dem Gesang experimentiert. […] Das sorgt für eine dichtere Atmosphäre. Außerdem nutzen wir durchgehend Keyboards auf dem Album, was wir auf ‚The World Ablaze‘ nicht gemacht haben. Ich denke, dass wir mit ‚Illuminati‘ die Grenzen des Death Metals hinter uns gelassen haben.“

Große Worte, aber ein gewisser Hang zum Experimentieren ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. GOD DETHRONED beschreiten dabei aber keine Pfade, die nicht schon vor vielen Jahren von anderen Bands – oder gar ihnen selbst – erkundet wurden. „Illuminati“ ist atmosphärisch dichter Death Metal, der letztlich aber mit beiden Füßen auf dem Boden bleibt. Blastbeats und fette Riffs sind weiterhin Bestandteil der Band-DNS, auch wenn letztere über weite Strecken im Soundmatsch untergehen.

Denn so richtig klar ist der Klang auf „Illuminati“ nicht. Zwar sorgen die flächigen Keyboards im Hintergrund vereinzelt, zum Beispiel beim Rausschmeißer „Blood Moon Eclipse“, für epische Momente, schlucken aber auch alles außer Gesang und Schlagzeug, wenn nicht gerade ein Gitarrensolo im Vordergrund steht. Auffällig ist dies vor allem dann, wenn in groovigen Passagen, wie beim Titelsong und bei „Broken Halo“, der Keyboard-Einsatz punktueller erfolgt und die Gitarren deutlicher herausstechen.

„Illuminati“ hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck

„Illuminati“ wirkt vielleicht überambitioniert, gibt dadurch aber auch außergewöhnlichen Nummern Raum. Melodische Hymnen wie „Gabriel“ oder der epische Song „Eye of Horus“ hätten sich auf den Vorgängern vermutlich nicht so gut eingefügt.

Es bleibt ein zwiespältiger Eindruck. GOD DETHRONED gehen mit „Illuminati“ ohne Frage einen wichtigen Schritt in ihrer Entwicklung, werden aber auch unzugänglicher. Wer sich mit dem symphonischen Sound anfreunden kann und bereit ist, etwas Zeit zu investieren, wird jedoch ein abwechslungsreiches Album vorfinden, auf dem es viele Details zu entdecken gibt.

02.02.2020
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