Grave Pleasures - Plagueboys

Review

Die Metalszene ist in vielfacher Hinsicht Trendsetter, aber auf einen hätten wir ruhig verzichten können: Die Rückkehr der Achtziger. Während in der besten aller Musikrichtungen schon vor 15 Jahren sich die Bands breitflächig Patronengurte umgeschnallt und Hall auf ihren Sound gelegt haben, haben zunächst Serien wie Stranger Things und dann letztes Jahr erst die internationale Politik mit dem Tiefpunkt der US-amerikanisch-russischen Beziehungen sich wieder den Achtziger-Muff angeeignet. Und während Woche für Woche Unmengen an neuer Musik erscheint, kommen wir doch nicht darüber hinweg, dass „Eighties“ von KILLING JOKE nie aktueller war.

Ein neuer Anstrich

Aber gerade weil das so an den Haaren herbeigezogen ist, sollte man das Fortschreiten der Doomsday Clock nicht als Hauptmotivation für „Plagueboys“ missverstehen, auch wenn man es hereinlesen kann: Im Vergleich zum Vorgänger sind die Songs noch melancholischer und trotz des deutlichen Synthesizereinsatzes leiser. Man könnte auch sagen, GRAVE PLEASURES haben sich vom Power-Post-Punk zum klassischen Goth-Sound bewegt.

Das Songmaterial bleibt hingegen hitträchtig: Es gibt treibende Ohrwürmer wie die Leadsingle ‚Society Of Spectres‘ oder ‚High On Annihilation‘, neuerdings aber auch melancholische Balladen wie das hymnische „Lead Balloons“. Auffällig ist noch“When The Shooting’s Done“ mit seinem klaren Bruch von dem Refrain mit dem Rest des Liedes.

Schnelle Abfahrt für „Plagueboys“

Da die Veränderungen nicht so gravierend sind, muss man dem Album den Vorwurf machen, warum es eigentlich so spaßig ist: GRAVE PLEASURES entscheiden sich zu oft für den Easy Way Out. Zwar ist die Scheibe stilistisch abwechslungsreicher, dennoch hat die Band durch das ähnelnde Songwriting die Mäglichkeit, dem Album leicht einige mittelprächtige Songs wie den Titeltrack unterzuschieben, die trotzdem im Flow der Scheibe funktionieren.

„Plagueboys“ ist qualitativ auf demselben Niveau wie der Vorgänger, zeichnet sich aber durch einen neuen Anstrich aus. Die Band verwässert dadurch ihre Trademarks in einem Subgenre, welches zuweilen sehr unoriginelle Scheiben hervorbringt. Dem stehen eingängige und treibende Songs gegenüber, die für eine angenehme Kurzweiligkeit sorgen. Denn auch, wenn „Plagueboys“ kein großer Wurf ist, so ertappt man sich doch des Öfteren dabei, wie man die Melodien des Albums mitsummt.

07.05.2023

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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