Graveworm - Collateral Defect

Review

Nach dem eher durchwachsenen „(N)Utopia“ wollen es die Südtiroler GRAVEWORM mit ihrem nunmehr siebten Album „Collateral Defect“ anscheinend noch einmal ganz genau wissen, denn abgesehen vom etwas zu langezogenen Intro „Reflections“ gibt es zunächst erstmal wieder richtig auf die Glocke: „Bloodwork“ startet mit bombastischen Keyboardklängen und Blastbeats durch, wobei auch der für GRAVEWORM typische Wechsel zwischen Kreischen und Growling nicht fehlt. Auch „Touch Of Hate“ bleibt dem Stil treu, wobei der gelegentlich eingestreute Pfeifton an RAMMSTEIN’s „Engel“ erinnert. Doch wie dem auch sei, dieser Pfeifton passt wunderbar und verleiht dem Song eine durchaus schaurige Atmosphäre. Mit „Suicide Code“ folgt zwar ein ebenso pfeilschneller als auch mit Pianoklängen durchtränkter Song, der nicht zwingend typisch aber sehr modern klingt. „The Day I Die“ bewegt sich dann eher im Mid- bzw. Uptempo und glänzt mit einwandfreien Gitarrensoli und einem langsamen Mittelpart, der von Streichern getragen wird und einmal mehr die bombastisch-majestätische Seite GRAVEWORMs hervorheben kann.

Zur zweiten Halbzeit schwächelt „Collateral Defect“ jedoch etwas: Zwar klingt „Fragile Side“ vor allem durch die eingestreuten Emo-Vocals sehr interessant, da es dies in dieser Art und Weise von der Band zuvor noch nicht zu hören gab, doch tatsächlich überzeugen können GRAVEWORM hiermit leider nicht – ein durchaus netter Versuch, sich auch im zeitgeistigen Metalhype zu etablieren. Den Cover-Song „I Need A Hero“, im Original von Bonnie Tyler vorgetragen, hätten sich GRAVEWORM allerdings ersparen sollen oder aber als Bonus-Track auf einer Limited Edition zur Verfügung gestellt, denn obwohl der Song souverän verarbeitet wurde, empfinde ich ihn im Ablauf des Albums als eher störend denn als unterhaltend oder tragend. „Out Of Clouds“ ist, im Vergleich zu den vorherigen Songs, eher unscheinbar, glänzt jedoch durch ein lupenreines Gitarrensolo, das es in sich hat. Abgesehen vom enttäuschenden Outro „Memories“ kann der vorletzte Track „Scars Of Sorrow“ nur noch durch verwendete Samples etwas an Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Insgesamt haben die Melodic Black Metaller von GRAVEWORM mit „Collateral Defect“ somit eine Menge an eingängigen Melodien abgeliefert, die zumeist von einem leichten Keyboard-Teppich getragen werden, der niemals dominiert oder gar störend empfunden wird. Auch das spielerische Können und die saubere und vor allem druckvolle Produktion weiss zu überzeugen. Der Mittelteil – und hier besonders die erste Halbzeit der Scheibe – ist aussergewöhnlich gut, wobei die Qualität der Songs zu den Rändern leider deutlich abfällt.

20.05.2007
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