Graveworm - Engraved In Black

Review

Es gibt gute Neuigkeiten für alle DIMMU BORGIR- und Nuclear Blast-Hasser: Sie haben ab sofort ein weiteres Objekt, über das sie (ungerechtfertigterweise) kräftig vom Leder ziehen können. Es kommt aus Italien, hört auf den Namen GRAVEWORM und hat kürzlich mit „Engraved In Black“ seine vierte Full-Length-CD veröffentlicht. Und warum passt der Grabeswurm jetzt auf einmal in das erklärte Feinbild-Schema des oben genannten Klientels? Nun, zum einen ist die Formation seit kurzem bei besagtem Donzdorfer Label unter Vertrag und zum anderen hat sie es mit ihrem neuen Werk endlich geschafft, den Branchenriesen wie eben DIMMU BORGIR oder deren englischem Äquivalent CRADLE OF FILTH gefährlich nahe zu kommen. Blicken wir kurz zurück: Wo um die Jahrtausendwende diese beiden Bands schon mit ausgeklügelten Arrangements und durchweg packendem Songmaterial glänzen konnten, wirkte bei GRAVEWORM alles noch eine Spur zu unreif und bruchstückhaft. Aber mit der Zeit wird man erwachsener und erfahrener, was man „Engraved In Black“ deutlich anmerkt. Der Keyboardeinsatz ist zielsicherer und ausgefeilter, der zwischen Kreischen und Growling wechselnde Gesang wird effektiver und stimmungsangepasster eingesetzt, das Riffing hat einen zwingenderen Charakter und die Songs an sich wirken aus diesen Gründen wesentlich geschlossener. Begünstigt wird diese Qualitätssteigerung noch durch die Wahl des Produzenten, denn Andy Classen hat in seinen Stage One Studios einmal mehr eine erstklassige Arbeit abgeliefert, die GRAVEWORMs Härtegrad um einiges angehoben hat. Dabei ist aber keines ihrer bekannten Trademarks, wie z.B. die latente Gothic-Schlagseite, ins Hintertreffen geraten. Songs wie „Legions Unleashed“, „Renaissance In Blood“ oder „Drowned In Fear“ beweisen dies. Und sogar die Coverversion weiß diesmal in Form von R.E.M.s „Losing My Religion“ (ich hab’s schon immer gewusst: Michael Stipe ist Satanist und komponiert alle seine Songs als Black Metal-Rohversion. Wann wird endlich „Shiny Happy People“ schwarzmetallisch adaptiert?!) vollends zu überzeugen. Doch leider haben sich mit „Abhorrence“ und den beiden Instrumentals „Thorns Of Desolation“ und „Apparition Of Sorrow“ auch einige Lückenfüller auf das Album geschlichen. Trotzdem kann „Engraved In Black“ bedenkenlos von sich behaupten, GRAVEWORMs bisher ambitionierteste Veröffentichung zu sein, die die Tür zur absoluten Oberklasse aufgestoßen hat. Ob die Band es schafft, diese zu durchschreiten, wird sich zeigen.

08.07.2003
Exit mobile version